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FR80-Panel: Kann Musik doch die Welt retten? 

Über die Kultur und den Diskurs unterhalten sich bei Demokratiefest der FR der Intendant der Frankfurter Oper, Bernd Loebe, und Jura-Professor Günter Frankenberg.

Mit vielversprechenden Worten eröffnet Michael Hesse vom FR-Feuilleton das Panel – zwar zu früh, aber gut, es sind ja schon alle Stühle im Saal besetzt: „Alle Veranstaltungen fragen sich heute, wie wir die Welt retten sollen. Das Feuilleton wird diese Frage beantworten.“ Es geht ums große Ganze: ob Musik die Welt retten wird.

Feuilletonredakteurin Judith von Sternburg, die gemeinsam mit Hesse das Panel moderiert, fragt den langjährigen Intendanten der Frankfurter Oper Bernd Loebe nach seinen Erinnerungen an sein Jura-Studium. Kurze Antwort: Es gibt keine. Er saß auch lieber jeden Abend im Theater. Seinem Sinn für Gerechtigkeit, der ihn damals mit der Rechtswissenschaft verband, geht er heute in der Oper nach. Dem anderen Gast wiederum, Jura-Professor Günter Frankenberg, bedeuten Musik und Kultur, insbesondere das Ballett, sehr viel.

Intendant Bernd Loebe (li.) und Musikliebhaber diskutieren große Fragen zur Rolle von Kunst.
Intendant Bernd Loebe (li.) und Musikliebhaber diskutieren große Fragen zur Rolle von Kunst. © Renate Hoyer

Sogleich begibt man sich auf eine kleine Zeitreise in das Geburtsjahr der Frankfurter Rundschau vor 80 Jahren: Es geht um die Entstehung des deutschen Grundgesetzes und die Frage, ob Kultur auch eine verfassungsrechtliche Sicherung bekommen sollte. Laut Frankenberg gibt es Bestrebungen, „Kultur“ zumindest als Staatsziel zu formulieren.

Persönlich findet er, die Verfassung solle gelebt werden. Demnach sollte sich Kultur aus der Anwendung von Rechtsnormen entwickeln. Loebe empfand Kultur immer als Heilstätte für die Seele. Das Theater, wo er seine persönlichen Probleme auf der Bühne wiederfinden kann, war ihm seit der Jugend ein lebenswichtiger Anker – neben dem Fußball.

Beide sind sich einig: Kultur soll nicht als etwas Erhabenes, sondern etwas Zugängliches wirken. Loebe merkt aber an: „Aber natürlich auf höchstem Niveau“, was die Künstler:innen anbelangt. Zugleich soll ein Raum für gesellschaftlichen Diskurs entstehen. Aktuellen Debatten um Ausladungen von Kunstschaffenden kann der Intendant nichts abgewinnen.

Er würde niemanden, dessen Haltung sich im Rahmen unserer freiheitlichen, demokratischen Rechtsprinzipien bewegt, von der Bühne fernhalten.

Das Podium diskutiert über ganz große Fragen zur Rolle von Kunst und Kultur.
Das Podium diskutiert über ganz große Fragen zur Rolle von Kunst und Kultur. © Renate Hoyer

Auch Frankenberg ist gegen die Ausgrenzung von Stimmen aufgrund ihrer politischen Meinung von ihren jeweiligen Spielflächen. Zumal auch Forschende davon betroffen seien, „gecancelt“ zu werden, wie aus dem Publikum betont wird. Frankenberg selbst positioniert sich entschieden gegen Autoritarismus und unterstreicht, dass man auch Haltung-zeigend gewissenhaft in seiner Arbeit sein kann. „Ich denke, es gehört auch zu Kultur, sich gegen Autoritarismus zu stellen“, schlägt der Jura-Professor die Brücke zu seinem Gesprächspartner. Eine Brücke, die nicht zuletzt auch in der Liebe der beiden zum Fußball besteht. Das Schlusswort passt zur Veranstaltung insgesamt: „Im Zweifel sollte diskutiert werden.“

80 Jahre Frankfurter Rundschau

Am 1. August 1945 erschein die erste Ausgabe unserer Zeitung. Unser Onlinedossier blickt zurück auf die Geschichte, beschreibt die aktuelle Lage der Zeitung. Und berichtet natürlich über die Geburtstagfeiern.

Der Demokratiekongress

Happy Birthday, alte Dame – die FR feiert mit dem Fest der Demokratie. Ein Überblicksartikel.

Die Diskussionen zum Nachschauen: Sehen Sie hier 16 Panels mit Fachleuten aus Wissenschaft, Publizistik und Politik.

Die Sofatalks mit prominenten Gästen zum Nachhören.

Details zu ausgewählten Panels und Workshops:
- Wofür brauchen wir die Wehrpflicht? (Mit Fabian Lehr und Niklas Schörnig)
- Warum ist Linkssein wieder sexy? (Mit Bodo Ramelow und Stella Merendino)
- Was tun gegen die Klimakrise? (Mit Claudia Kemfert und Thomas Hickler)
- Konter gegen rechte Parolen. Ein Workshop hilft im Alltag zu argumentieren, wenn man Stereotypen und Rassismus begegnet.

Der Empfang im Römer

Die FR feiert im Römer - ohne Pomp und Lobhudelei. Ein Überblicksartikel.

Das „Who is Who“ beim Empfang für die FR im Römer. Eine Fotostrecke.

Die vier Folgen unserer Historie:

Teil 1: Holpriger Start im August 1945 - die erste Frankfurter Rundschau entstand in den Trümmern des Frankfurter Zeitungsviertels. Zunächst zweimal die Woche. Und in einer streitenden Redaktion.

Teil 2: Pflichtlektüre für die 68er - Nähe und Distanz prägen das Verhältnis der FR-Redaktion zur außerparlamentarischen Opposition.

Teil 3: Eine Zeitung in Not - die FR wird mehrfach spektakulär gerettet.

Teil 4: Die Ippen-Jahre seit 2018 - Eigenständigkeit wird großgeschrieben, auch in Zeiten zahlreicher Kooperationen.

Weitere Inhalte:

Die FR und ihr Grundgesetz: Die Leitlinien aus der Ära von Karl Gerold lesen sich wie geschrieben für die Gegenwart. Die Frankfurter Rundschau ist nicht neutral – sondern antifaschistisch, linksliberal und zuweilen zornig. Ein Essay von Karin Dalka und Michael Bayer.

Im August 1945 war mehr los, als in die Zeitung passte. Ein Blick in die Erstausgabe der Frankfurter Rundschau von Richard Meng.

Zudem: 80 aufregende Jahre - die wichtigsten Stationen der Frankfurter Rundschau in unserer prägnanten Chronik.