Selbstbewusst ohne Nudel zum Seepferdchen

Schlappekicker-Aktion unterstützt Schwimmkurs für Kinder mit Migrationshintergrund.
Avdullahaj ist noch ein bisschen skeptisch, ob das jetzt wirklich schwimmen ist, was sie da in den letzten zehn Wochen gelernt hat. Aber ihr Lächeln dabei verrät das Selbstbewusstsein, das ihr die Zeit im Wasser gegeben hat. Die Zeit mit den anderen Kindern, die mit Eifer, Lust an der Sache und viel Spaß ein großes Ziel erreicht haben.
Am letzten der zehn Übungstage ist Avdullahaj ohne die „Nudel“ unterwegs. Volle 25 Meter längs durchs Becken, ohne Nudel-Unterstützung, ohne Pause, Kopf oben und was für ein Lächeln. Kein Zweifel mehr, sie kann schwimmen. Für Fatimah, die aus dem Kosovo stammt, war das schon vorher klar, auch Jamshidi weiß, was sie kann. Alle drei gehören nach der kleinen Prüfung zu den „Seepferdchen“. Ein mutiger Sprung in die Tiefe wird noch gefordert, ein Ring muss vom Beckenboden heraufgeholt werden beim kurzen Tauchgang, ein paar wichtige „Bade-Regeln“ für Ausflüge ins Wasser müssen sie kennen, dann darf das Seepferdchen auf Badehose oder Badeanzug genäht werden. Und die Kinder dürfen stolz sein auf ihr erstes Wasserabzeichen.
Dank der Unterstützung der Schlappekicker-Aktion war das möglich. Schon bald werden die Seepferdchen sich im Schwimmbadwasser und Freigewässern ohne Angst bewegen. Schwimmen zu können ist eine lebenswichtige Fähigkeit, besonders in Ländern mit vielen Gewässern, im Schwimmbad oder bei anderen Wasserkontakten.
Mehr Nichtschwimmer
Es ist verdammt eng im Freibad Babenhausen an diesem heißen Tag. Tausende drängeln sich am späten Nachmittag in den drei Becken, trotz der 29,3 Grad Wassertemperatur. Würde jemand untergehen, es könnte in diesem Gewusel glatt übersehen werden. Wer richtig schwimmen kann, für den sinkt das Risiko unterzugehen, im Schwimmbad wie im Freigewässer oder vielleicht sogar mal beim Urlaub am Meer. Schwimmvereine, Schulen und die DLRG lassen die Alarmglocken seit Jahren lauter schrillen, die Zahl der Nichtschwimmer wird immer größer, zehntausende Kinder in Deutschland können nicht schwimmen. Ohnehin schon benachteiligte Kinder sind davon besonders betroffen. Sie sind das Ziel des Projektes im Freibad Babenhausen, Kinder etwa mit Migrationshintergrund und aus anderen sozialschwachen Familien, die sich teure Schwimmkurse nicht leisten können.
Eine Bahn dürfen Uli Spatar, Abteilungsleiter Schwimmen im Turnverein Babenhausen und sein Team von heute vier Schwimmlehrerinnen für den „Schimmlernkurs“ für Kinder ohne Mitgliedschaft im Verein vorübergehend belegen. Im Verein gibt es 150 aktive Schwimmer:innen, man wolle aber auch darüber hinaus gesellschaftlich aktiv sein, betont Uli Spatar das besondere Engagement mit den für die teilnehmenden Kinder kostenlosen Schwimmlernkursen.
Emir, einer der wenigen Buben in den beiden gerade laufenden Kursen, schwimmt wie ein alter Hase flott voran, er ist aber auch schon elf Jahre alt, die Viertklässler-Mädchen wie Avdullahaj und Fatimah etwas jünger. Am Ende schaffen fast alle das Seepferdchen, „die Quote ist gut“, bestätigt Jasmin Lautenschläger aus dem Trainerinnenstab um Organisationschefin Ute Kapraun mit dem schönen Spruch „Ich bin Trainerin. Ich darf das“ auf der Rückseite des wasserblauen Vereinsshirts. Alle verfügen über eine Übungsleiterlizenz, sind in Erster Hilfe ausgebildet und haben den Rettungsschwimmerschein.
Die Schwimm-Initiative des TV Babenhausen gehört zu den von der Schlappekicker-Aktion geförderten Projekten. Hier finanziert die Aktion einen Kurs komplett, im Jubiläumsjahr gibt es 2750 Euro für den Verein. Über den Schwimmkurs hinaus bekommen die Kinder noch Freikarten fürs Schwimmbad, damit sie das Gelernte auch anwenden und vertiefen können.