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Punktsieg für den Schlappekicker

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Der Schlappekicker-Vorsitzende hat das Wort: FR-Chefredakteur Arnd Festerling preist im Kaisersaal den Judoklub Kim-Chi Wiesbaden.
Der Schlappekicker-Vorsitzende hat das Wort: FR-Chefredakteur Arnd Festerling preist im Kaisersaal den Judoklub Kim-Chi Wiesbaden. © Rolf Oeser

Der Judoklub Kim-Chi Wiesbaden erhält im Kaisersaal den mit 5000 Euro dotierten Preis.

Im Überschwang der Gefühle hätte Siegbert Geuder fast das Wichtigste vergessen. Als alles gesagt war, nahm er wieder Platz auf einem der dunklen Holzstühle, doch die gläserne Trophäe, für die er sich eben noch mit bewegenden Worten bedankt hatte, ließ er glatt auf dem Rednerpult stehen.

Als Geuder einige Minuten später den altehrwürdigen Kaisersaal im Römer verließ, hielt er den Schlappekicker-Preis der Frankfurter Rundschau, den der Zweite Vorsitzende stellvertretend für den Judoklub Kim-Chi Wiesbaden entgegennehmen durfte, dann aber wieder mit beiden Händen fest umklammert, im Gesicht ein breites Lächeln. 

Geuder wirkte durchaus angefasst vor Dankbarkeit. „Mir fällt es schwer, die richtigen Worte zu finden“, sagte der hauptamtliche Judotrainer und Mitbegründer des Vereins. „Das ist eine große Ehre für uns, wir sind sehr stolz.“ Die Auszeichnung zeige, „dass unsere Arbeit nicht nur in Wiesbaden Gehör findet, sondern dass wir uns auch außerhalb einen Namen gemacht haben“.

Kim-Chi Wiesbaden reiht sich damit ein in eine lange Liste von Preisträgern, die der Schlappekicker seit 1998 jährlich auszeichnet. Der mit 5000 Euro dotierte Preis würdigt Vereine, Initiativen oder Personen aus dem Rhein-Main-Gebiet, die sich in besonderem Maße gesellschaftlich und für die sozialen Aspekte des Sports engagieren.

Das tut der Judoverein aus der Landeshauptstadt, bei dem sportlicher Erfolg und fleißige Integrationsarbeit seit jeher auf einer Stufe stehen, ohne Frage, wie der Schlappekicker-Vorsitzende Arnd Festerling in seiner Rede unterstrich. „Die Arbeit, die der Judoklub leistet, ist vorbildlich“, betonte der FR-Chefredakteur. Kim-Chi bietet in 24 Wiesbadener Grundschulen und in 15 Kindertagesstätten Judokurse an. Einerseits, um eine Alternative zum omnipräsenten Fußball aufzuzeigen – aber auch, um Werte wie Respekt und Toleranz zu lehren und Kindern mit Migrationshintergrund oder aus sozial benachteiligten Familien den Kontakt zu Gleichaltrigen zu erleichtern. 

Insgesamt erreicht der Verein zwischen 1500 und 2000 Kinder aus 35 Nationen. Auch ein Judo-Internat für Jugendliche aus einkommensschwachen Familien gibt es, dazu Projekte für mehr Sicherheit auf dem Schulweg oder zur Gewaltprävention. „Für die sozialen Brennpunkte hat Ihre Arbeit einen unschätzbar hohen Wert“, lobte Festerling. „Wir alle wissen, wie viele sich zu Wort melden, wenn es in einem Verein nicht so läuft, wie geplant – und wie wenige sich melden, wenn es gut läuft.“ Der Schlappekicker-Preis sei daher auch „ein Zeichen der Anerkennung“. 

Ihren Respekt für das lobenswerte Projekt zollten auch die rund hundert Gäste im gut gefüllten Kaisersaal, darunter wie immer allerlei Prominenz aus den Bereichen Sport, Politik und Gesellschaft. Von Eintracht Frankfurt waren dabei Verteidiger Danny da Costa, Bundesliga-Rekordspieler und Schlappekicker-Schirmherr Karl-Heinz Körbel, Finanzvorstand Oliver Frankenbach, Vorstandsberater Rainer Falkenhain und Aufsichtsrat Philip Holzer sowie Vereins-Vize Dieter Burkert.

Der FSV Frankfurt wurde von Cheftrainer Alexander Conrad und dem ehemaligen Manager Bernd Reisig vertreten, auch Siegfried Dietrich, Manager des 1. FFC Frankfurt, war dabei, genauso wie die ehemalige Oberbürgermeisterin Petra Roth, Stadtrat Claus Möbius, Sportkreis-Vorsitzender Roland Frischkorn, der legendäre Hürdenläufer Harald Schmid, die frühere Fecht-Weltmeisterin Cornelia Hanisch sowie Stefan Kiefer, Vorstandsvorsitzender der DFL-Stiftung, und der ehemalige hessische Sozialminister Armin Clauss.

Was sie nun mit dem Preisgeld anstellen wollen, haben sich die Wiesbadener Judoka schon überlegt. Für das Jahr 2019 hat es sich Kim-Chi zum Ziel gesetzt, seine Arbeit auf alle 38 Wiesbadener Grundschulen auszuweiten. Eine einzige Einrichtung mit Judomatten auszustatten, kostet den Verein rund 1000 Euro. Klingt ambitioniert – aber damit hat der 1999 gegründete Verein kein Problem. „Als wir vor 19 Jahren angefangen haben, wurden wir auch belächelt“, erzählte Geuder. „Aber wir haben wohl nicht alles falsch gemacht.“ 

Das zeigt auch der Blick auf die Triumphe der jüngeren Vergangenheit. Die U16-Juniorinnen wurden 2016 Deutscher Meister, die weibliche U14 tat es ihnen ein Jahr später gleich. Und auch in der Zweiten Bundesliga der Frauen ist Kim-Chi Wiesbaden mit einer Mannschaft vertreten. Sportlicher Erfolg und soziales Engagement, das schließt sich augenscheinlich kein bisschen aus.

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