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Mit Hand und Rädern

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Die VSG Darmstadt zählt knapp 20 Rollstuhlhandballer.
Die VSG Darmstadt zählt knapp 20 Rollstuhlhandballer. © prd

Alljährlich werden drei Sportvereine mit dem Schlappekicker-Integrationspreis ausgezeichnet und erhalten dafür jeweils 3000 Euro zur Unterstützung ihrer Arbeit. Hier stellen wir die VSG Darmstadt vor.

Für gewöhnlich bilden sie zu Beginn des Trainings einen Kreis, tauschen sich aus und Übungsleiter Joachim Fischer informiert über dies und das. Nicht allzu lange soll das dauern, denn die Spielerinnen und Spieler der inklusiven Rollstuhlhandballgruppe der VSG Darmstadt wollen schnell zur Hauptsache kommen: zweimal dreißig Minuten mit 15 Minuten Pause. Ein richtiges Spiel soll es im Training sein, Aufwärmen ist wenig beliebt. „Nur wenn jemand neu dazu kommt, bauen wir einige Übungen ein“, berichtet Fischer. In diesem Fall sind einige Erklärungen notwendig. Etwa, dass beim Rollstuhlhandball, so wie sie ihn in Darmstadt spielen, sich die Regeln von Spieler zu Spieler unterscheiden können.

Regeln werden angepasst

„Jeder soll entsprechend seinen individuellen Möglichkeiten möglichst intensiv teilnehmen können“, sagt Fischer. Die Regeln werden den körperlichen Voraussetzungen der Teilnehmenden angepasst, eine möglichst hohe Chancengleichheit ist das Ziel. Zum Beispiel gibt es unterschiedliche Linien für den Torraum. Für den einen gelten die üblichen sechs Meter Abstand, für den anderen sind es vier Meter. Der Fahrer des Elektrorollstuhls darf den Ball mit der Hand am Körper fixieren und quasi damit ins Tor fahren, kommt aber verstärkt in der Abwehr zum Einsatz. Was wann gilt, wird innerhalb der inzwischen knapp 20 Akteure umfassenden Gruppe festgelegt.

Die inklusive Rollstuhlhandballgruppe der VSG Darmstadt besteht seit zehn Jahren und ist aus einer Spiel- und Sportgruppe für Kinder mit und ohne Handicap hervorgegangen. „Mit 14, 15 Jahren hatten sie dann keinen Bock mehr auf kleinere Spiele und Übungen“, sagt Fischer, „sie sagten mir damals, sie wollten Mannschaftssport machen“. Also Rollstuhlhandball, „im Behindertensport eine Randsportart“.

Trainiert wird jeden Freitagnachmittag in der Sporthalle der Erich-Kästner-Schule in Darmstadt-Kranichstein. Inzwischen sind die Spieler zwischen 20 und 50 Jahren alt, der Durchschnitt liegt bei 25 Jahren. Neuzugänge sind jederzeit willkommen. Zusammen mit der Hochschule Darmstadt veranstaltet die VSG ein jährliches „Try out“, bei dem alle das Spiel testen können. 2020 fiel diese Veranstaltung der Corona-Pandemie zum Opfer, auch der November-Lockdown traf die Rollstuhlhandballer, die seit August wieder regelmäßig trainiert hatten.

3000 Euro für Rollstühle

Für ihr Engagement für inklusiven Sport ist die Rollstuhlhandballgruppe der VSG Darmstadt von der Schlappekicker-Aktion der Frankfurter Rundschau jetzt ausgezeichnet worden. Die 3000 Euro Preisgeld werden genutzt, um weitere Sportrollstühle anzuschaffen. (Oliver Kauer-Berk)

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