„Karl-Heinz Körbel war ein Glücksfall für mich“

Ex-Eintracht-Profi Ervin Skela über seinen Durchbruch in Frankfurt, einen großen Fehler und seine Vorfreude auf das Schlappekicker-Benefizspiel am Freitag in Walldorf
Ervin Skela war nie ein Lautsprecher. Aber was er zu erzählen hat, ist höchst interessant. „Die Eintracht ist der Verein meines Herzens“ sagt der 75fache albanische Nationalspieler. Von 2001 bis 2004 spielte er für die Frankfurter in der Bundesliga und zweiten Liga. Seit 2015 ist er Stammspieler der Eintracht-Traditionsmannschaft, die am Freitag um 18.30 Uhr zum Schlappekicker-Benefizspiel bei Rot-Weiss Walldorf zu Gast ist. Im Interview redet Skela über die Rolle von Karl-Heinz Körbel für sein Leben und die „super Gemeinschaft“ im Traditeam.
Wie kam es im Januar 1995 zum Transfer von Albanien nach Deutschland?
Ich habe in der albanischen U 17-Nationalmannschaft gespielt. Union Berlin hat mich dort entdeckt und lud mich zum Probetraining für eine Woche ein. Am 3. Januar – ich weiß es noch wie heute – stand ich erstmals auf dem Platz in Berlin und sprach kein Wort Deutsch. Damals habe ich das erste Mal Schnee gesehen. Denn meine Heimat war bis dahin ja der sonnige Süden von Albanien direkt am Meer. Nach drei Tagen hat Trainer Hans Meyer gesagt: „Ervin bleibt hier und kehrt nicht mehr nach Hause zurück.“ Das lief alles ohne Berater. Und als ich einen Vertrag bis Sommer 1996 unterschrieb, wussten meine Eltern nichts davon. Denn sie waren in Albanien telefonisch nicht erreichbar und ich hatte zunächst zwei Monate keinen Kontakt zu ihnen. Dass sie sich große Sorgen um mich gemacht haben, ist wohl verständlich. Mein Heimatverein in Vlora war damals ein Drittligist aus der Provinz, und das war natürlich was ganz anderes als in Berlin, wo Sergej Barbarez und Marko Rehmer meine neuen Kollegen waren.

2001 bedeutet der Wechsel nach Frankfurt den großen Durchbruch…
Durch Karl-Heinz Körbel, er war ein Glückfall für mich. Als Chef der Scouting-Abteilung der Eintracht fiel ich ihm bei Waldhof auf. Ich wurde verpflichtet, als gerade der Bundesligaabstieg verkraftet werden musste, nicht viel Geld da war und um die Lizenz gebangt wurde. Trainer Willi Reimann hat unser junges Team dann nach zwei Jahren zurück in die Bundesliga geführt, womit wir nicht unbedingt gerechnet hatten. Aber wir sind gleich wieder abgestiegen. Als Mittelfeldspieler schoss ich in drei Spielzeiten insgesamt 27 Tore und war umworben. Klaus Toppmöller, der Vater von Dino, wollte mich nach Leverkusen holen, aber die Verhandlungen meines Beraters mit Rainer Calmund scheiterten. Das war ein großer Fehler.
Wie ging es weiter?
Ich bin nach Bielefeld und nach einem Jahr nach Kaiserslautern gewechselt. Als ich meine Profi-Karriere beendete, bin ich 2010 ins Rhein-Main-Gebiet zurückgekehrt, denn die „Eintracht ist von jeher der Verein meines Herzens“. Wieder war es Körbel, der mich engagierte. Zunächst habe ich fünf Jahre in der Fußball-Schule gearbeitet, danach war ich bei der U 17 und U 19 jeweils Co-Trainer und dann Cheftrainer. Seit fünf Jahren bin ich nun Individualtrainer im Nachwuchsleistungszentrum am Riederwald. Der Job macht mir riesig Spaß, weil ich gern mit Talenten arbeite. In dieser Saison spielen wir mit unserem Team in der Uefa-Youth League der Champions League-Teilnehmer. Am Donnerstag haben wir 4:0 gegen Galatasaray Istanbul gewonnen.
Als Eintracht-Botschafter bedeutet das eine doppelte internationale Herausforderung…
Ja. Seit 2019 mache ich diesen Job mit großer Freude. Ich kann es nicht in Worte fassen, was das für mich bedeutet, beim Europa League-Finale 2022 in Sevilla dabei gewesen zu sein. Und genauso großartig waren meine Erlebnisse bei den Spielen in Barcelona, gegen den FC Chelsea in London oder bei Inter Mailand. Ich bin sehr, sehr dankbar dafür.
Wann folgte das Debüt in der Eintracht-Traditionsmannschaft?
Das war 2015, als ich als Amateur für Hanau 93 kickte und dort fast fünf Jahre eine schöne Zeit hatte. Aber das Traditeam war natürlich was Besonderes. Muss ich noch sagen, wer damals gesagt hat: Ervin ist ein guter Typ und wichtig für unseren Kader? „Charly“ habe ich einiges zu verdanken in meinem Leben, an vielen sportlichen Weichenstellung war er beteiligt.
Mittlerweile stehen 115 Einsätze in der Eintracht-Traditionsmannschaft zu Buche…
Ja, ich fühle mich in Frankfurt und bei der Eintracht total wohl. Im Traditeam herrscht eine super Gemeinschaft. Wir haben einen Kader von etwa 50 Ex-Profis, weil aus unterschiedlichen Gründen ja nicht alle immer spielen können. Von Jahr zu Jahr ist bei uns alles professioneller geworden. Die Organisation der Spiele ist perfekt. Wir verstehen uns prima und sind eine lustige Truppe. Oft treffen wir uns in der Freizeit auch privat, zum Beispiel feiern wir viele Geburtstage miteinander.
Wie sieht es denn mit dem sportlichen Erfolg aus?
Ich bin seit zehn Jahren dabei und wir haben in dieser Zeit noch kein Spiel verloren. Das soll auch so bleiben. So wichtig es für uns ist, ungeschlagen zu bleiben - große Bedeutung für uns alle hat natürlich außerdem, dass wir viele Begegnungen zu Gunsten eines guten Zwecks bestreiten. Dazu gehört auch das Schlappekicker-Benefizspiel am Freitag in Walldorf. Ausnahmsweise haben wir ja mal einen Gastspieler in unseren Reihen. Karl-Heinz Körbel hat den Frankfurter Oberbürgermeister eingeladen. Wir alle sind sehr gespannt, welche Leistung Mike Josef bringt. Für uns ist das eine Ehre, dass er in unserem Traditeam mitspielt. Ich hoffe, dass viele Fans kommen und gute Stimmung herrscht. Sicher werden wir dann mit dem OB nach dem Abpfiff noch ein bisschen plaudern, was vom Grill essen und einen trinken.