Initiative für mehr Mädchenteams
Die Aktion des Hessischen Fußball-Verbands für mehr Mädchenfußball in Vereinen kommt gut an an – die Schlappekicker-Aktion der FR hilft.
Für ihre Liebe zum Fußball nimmt Amelie, die in der B-Jugend spielt, viele Mühen in Kauf. Zweimal pro Woche fährt sie zum Training, mit Bus und Bahn, das letzte Stück mit dem Trainer, der sie am Bahnhof in Biedenkopf abholt, einer Kleinstadt in Mittelhessen. Zum Sportplatz sind es dann noch 21 Kilometer. Knappe 60 Kilometer sind es insgesamt von ihrem Heimatort im hessischen Nordwesten zum Training beim DFC Allendorf an der Eder. Zweimal zum Training, dann noch die Spiele. Aber Amelie will etwas erreichen im Fußball. Wie so viele andere; der große Aufwand schreckt sie nicht ab.
Mädchenfußball boomt: Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Nachwuchs-Fußballerinnen in Hessen um 16 Prozent, in diesem Jahr noch einmal um 10 Prozent. Das berichtet Saskia Mann, Referentin für Frauen- und Mädchenfußball im Hessischen Fußball-Verband (HFV). In 180 Vereinen sind immerhin 260 Teams sportlich unterwegs. Die Hessen-Karte zeigt viele rote und gelbe Punkte, die auf Vereine mit Mädchen- und Frauenfußball verweisen. Aber auch große weiße Flecken, Niemandsland im Mädchenfußball. Wo Amelie wohnt und andere, die vielleicht ähnlich zu begeistern wären.
„Die Tendenz ist steigend, aber alles konzentriert sich auf wenige breit aufgestellte Vereine“, sagt die HFV-Referentin. Vor zehn Monaten hat der Verband daher das Projekt „Mädchen auf den Rasen“ ins Leben gerufen. Es soll der „Verbreitung in der Fläche dienen und neue Vereine ansprechen“, so Mann. Mehr rote und gelbe Punkte auf die Landkarte bringen. Dafür unterstützen HFV-Klubbegleiter:innen wie Ullrich Trumpfheller das Projekts. Sie sprechen mit den Vereinen, unterstützen sie bei der Ausrichtung eines „Tag des Mädchenfußballs“, sind wie Trumpfheller bei der SG Haitz bei Gelnhausen selbst in einem Mädchenfußballverein unterwegs.
Saskia Mann war bei der Premiere dabei, im Oktober 2023 auf der Anlage der SKG Gräfenhausen bei Darmstadt. Der 1909 gegründete Traditionsverein im Ortsteil von Weiterstadt war der erste von 24 Partnern des HFV zum Auftakt der Werbeaktion. Knapp zwei Dutzend Mädchen zwischen neun und 15 Jahren sind an einem Sonntagmorgen gekommen. Haben Dribbeln, Kurzpässe und Kopfbälle geübt, und vor allem viel gekickt. Bis dahin hatte die SGK noch kein offiziell gemeldetes Mädchenteam, jetzt hat sie eines.
22 Vereine machen mit
Bei einem Workshop der beteiligten Vereine in Frankfurt zeigt sich, das 21 Vereine das Angebot zur Partnerschaft mit dem HFV angenommen haben. 14 Vereine haben inzwischen mindestens ein Mädchenteam. Beim TSV Landau aus dem 900-Seelen-Dorf bei Bad Arolsen sind Spielerinnen aus der E-bis B-Jugend am Start. Der Vorsitzende und Trainer Marco Steinbach berichtet stolz von 50 Mädels, die zum „Tag des Mädchenfußballs“ gekommen sind. 19 davon waren schon im Verein, von den 31 anderen sind neun neu dabei. „Es lohnt sich jedes Jahr“, meint auch Theresa Rampe, Jugendleiterin beim DJC Allendorf. Amelies Verein nimmt einen besonderen Status ein in der Reihe der Klubs, die bei dem Projekt mitmachen.
Der Damenfußballclub (DFC) ist vor 30 Jahren aus der Frauenabteilung des ehemaligen Bundesligisten TSV Battenberg entstanden. Er ist mit den Frauen inzwischen in der Verbandsliga unterwegs und hat mit starken Juniorinnen - darunter Amelies B-Jugend-Mannschaft, die in der Verbandsliga spielt - einen soliden Unterbau. Da kamen dann 70 Mädchen zum Projekttag. „Das war mega-mega-stark“, freut sich Trainer Sören Böckler.
Der HFV unterstützt die Vereine dabei. Er verteilt Fußball-Abzeichen für die Spielwettbewerbe in Gold, Silber und Bronze, T-Shirts mit dem Aufdruck „Mehr Mädchen auf den Rasen“, Haarbänder und Sportbeutel.
Die Schlappekicker-Aktion der FR unterstützt das HFV-Projekt über zwei Jahre mit insgesamt 5400 Euro.
Die Vereine müssen aber auch selbst aktiv werden und den besonderen Tag in Eigenregie auf die Beine stellen. Wie es geht und noch besser gehen könnte, erläutert Sören Böckler aus Allendorf. Ganz wichtig etwa der Auftritt einer aktiven oder ehemaligen Profispielerin als Vorbild. Offizielle Werbevorlagen des Verbandes, gute Vorbereitung mit Plakaten und Flyern überall da, wo Jugendliche unterwegs sind, Kooperationen mit Schulen und Kitas, vielleicht ein DFB-Bus mit Werbung. Was sich alle wünschen? Mehr finanzielle Unterstützung bei der Ausbildung von Trainernachwuchs für den Kauf von Einstiegslizenzen.