Fliegender Ferienstart in der Abflughalle Preungesheim

Schlappekicker-Aktion unterstützt sportliches Sommercamp des Kinder- und Familienzentrums Sossenheim.
Steuermann Ben hält die Jungs und Mädchen auf dem Acht-Felder-Trampolin im großen Rechteck ordentlich auf Trab. Vom Schaltpult aus gibt der Werkstudent Medienmanagement, bekennender Fan von Eintracht Frankfurts Alex Meier Fußballgott, Richtung und Tempo der Drehachse vor, die sich wie ein Mühlrad in der Waagerechten dreht. Hochspringen oder Abtauchen, das ist die Entscheidung, vor der Ayman, Nasir, Bono und die anderen stehen, wenn das Ding vorbeikommt und man nicht umgehauen werden will. Gefragt sind Sprungkraft, Konzentration und jede Menge Energie und Kondition in den Beinen, wenn man das wilde Spiel länger als drei Runden „überleben“ will.
Ayman trägt den Namen Messi auf dem Rücken, steht aber eigentlich noch mehr auf den Kollegen Ronaldo. Fußball, na klar, da weiß er alles über sein großes Vorbild. Dass der fünfmal am Tag schläft, wie lange er das tut und immer nur in weißer Wäsche. Kein Wunder, dass der zu fliegen scheint, wenn er sich zum Kopfball in die Höhe schraubt. Und wie er an der Hose zupft und sich bewegt, wenn er zum Freistoß oder Elfer antritt. Ayman hat das drauf, der Zehnjährige spielt selbst Fußball, in seinem Kiez in Schwanheim im Verein.
Aber heute fliegt er. Wie sein jüngerer Bruder Nasir, wie die zehnjährige Maryam und ihre kleine Schwester Kamilla (7) und noch eine Handvoll Kinder im Grundschulalter aus dem Kinder- und Familienzentrum Sossenheim im Frankfurter Westen, einem interkulturellen Treffpunkt des Stadtteils im dortigen SOS-Kinderdorf. Der Ausflug in die Abflughalle von „Superfly Air Sports“ im Norden der Stadt ist ein absolutes Highlight in den Sommerferien. Darauf haben sich alle am meisten gefreut. Nach der Flugshow mit Saltos und allem drum und dran über die Trampoline und die anderen Spring- und Flugelemente geht es am nächsten Tag in den Kletterwald, zum Abschluss der ersten Ferienspielwoche dann noch zum Bowling. Frühstück im „Dorf“ gibt es in den Ferien eigentlich erst um 9 Uhr, „schon am zweiten Tag kamen die ersten Kids gutgelaunt schon um 8 Uhr“, so Betreuer Marius Stein.
Im Familienzentrum im Stadtteil Sossenheim wird viel Wert auf Sport und Bewegung gelegt, aktives Aufwachsen steht dabei im Vordergrund. Mit Spaß und Freude Selbstvertrauen, Gemeinschafts- und Zusammengehörigkeitsgefühl schaffen. Die Eltern wissen ihre Kinder im Feriencamp gut aufgehoben, sie können es sich meist nicht leisten, mit den Kindern in Urlaub zu fahren, auch nicht den Drei-Tage-Trip in ein Sport- und Erlebnisdorf in Wetzlar in der kommenden Woche. Mit Übernachtung und allem, was dazugehört. Seit 2018 gibt es das Projekt.
„Für die meisten ist das ein erstes Urlaubserlebnis überhaupt“, sagt die pädagogische Betreuerin Fatima El Bakhchouch. Mit Marius Stein, der kurz vor dem Bachelor für soziale Arbeit steht, bildet sie das eingespielte Betreuungsteam der Sommerspiele. Ihr Sohn Luan war vor zwei Jahren auch dabei und schwärmt noch heute davon. Als „Jumping Jack Luan“ ist er damals in die Projekt-Geschichte eingegangen, heute spielt der 13-Jährige mit Begeisterung Handball im Verein. Und die Mama ist wie Marius Stein mit gleicher Begeisterung dabei, zusammen betreuen sie auch das Team der zweiten Woche Sport-Sommerfreizeit.
Das war auch so eine Idee, die Kinder im Stadtteil mit vielen sozial schwächeren Familien zum Vereinssport zu bringen. Eine Idee, ein Projekt, auf das die Schlappekicker-Aktion aufmerksam wurde. Sie unterstützt das SOS-Kinderdorf als eines seiner Langzeitprojekte seit inzwischen drei Jahren mit jeweils 4000 Euro im Jahr, das Geld dient der Finanzierung der zweiwöchigen Sport-Sommerfreizeit für die Kinder, die nicht in Urlaub fahren können.
Anlässlich des 75-jährigen Bestehens der Aktion hat der „Schlappekicker“ die Summe einmalig um 750 Euro auf 4750 Euro aufgestockt. „Wir wissen alle, wie wichtig Sport für Kinder ist. Wir sind froh und stolz, dass wir Dank allen unseren Spendern dieses sportorientierte Sommercamp unterstützen können“, so Arnd Festerling, der Schlappekicker-Vorsitzende.