Schlappekicker-Benefizspiel: Frankfurts OB Josef als Nummer 10 für Eintracht-Traditeam am Ball
Flutlicht-Ausfall stoppt gute Stimmung nicht. Die FR-Schlappekicker-Aktion lässt sich auch von Mächten höherer Gewalt nicht ausbremsen und sammelt 10.081 Euro an Spenden.
Ioannis Amanatidis hatte gerade einen ersten Sprint anziehen wollen, dort draußen auf dem Kunstrasen von Rot-Weiss Walldorf, als kurz nach Wiederanpfiff zur zweiten Halbzeit urplötzlich die Lichter ausgingen. Vielleicht nicht ganz, der eine oder andere Flutlichtmast lieferte noch ein wenig Helligkeit, aber zum gepflegten Passspiel war es dann doch ziemlich duster. Kein Grund freilich für den erfahrenen Ex-Bundesliga-Schiedsrichter Lutz Wagner, vorschnell diese bemerkenswerte Partie abzupfeifen. Man versuchte es noch eine kleine Weile, doch nach und nach wurde es immer finsterer, so dass diese sehenswerte Partie zwischen der Traditionsmannschaft von Eintracht Frankfurt und der sehr passabel Fußball spielenden Ü 40-Auswahl der Walldorfer Gastgeber vor etwa 700 Zuschauern kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit beendet werden musste.
4:1 für die Eintracht stand es zu diesem Zeitpunkt. Ervin Skela, Lothar Sippel und zweimal Slobodan Komljenovic hatten das prominente Team in Führung gebracht, Felix Schmietendorf für die tapferen Walldorfer verkürzt. Als nichts mehr ging auf der schmucken Anlage der Rot-Weissen, gab es wenigstens noch ein Elfmeterschießen als „Zugabe“: Vom Punkt trafen alle Akteure - 7:7 stand es da, und schiedlich-friedlich trabten alle Akteure des Schlappekicker-Benefizspiels im Halbdunkeln erst in die Kabinen und dann zur dritten Halbzeit in die vom Walldorfer Urgestein Eddy Hausmann hergerichtete Grillhütte. Dass dieses Spiel so enden musste, ärgerte Vorsitzender Manfred Knacker und das von Fred Kauffmann angeführte Team der ehrenamtlichen Helfer arg. Knacker entschuldigte sich prompt per Mikrophon bei den Zuschauern. Ein Flutlichtausfall war in der sehr langen Historie von RW Walldorf noch nie vorgekommen. Der guten Sache tat dieses Missgeschick aber keinen Abbruch.
Denn bis dahin war es ja ein rundum gelungenes Fest zum runden Schlappekicker-Geburtstag. Seit 75 Jahren unterstützt die FR mit dieser Aktion in Not geratene Sportler:innen, seit Ende der 90er Jahre hat der Schlappekicker sein Engagement außerdem auf integrative und inklusive Projekte von Vereinen ausgedehnt. Seit vielen Jahren fördert Eintracht Frankfurt die Schlappekicker-Aktion der FR, zumal Karl-Heinz Körbel Schirmherr der Aktion ist. „Er liegt uns immer in den Ohren, mehr zu machen“, sagte Vorstandssprecher Axel Hellmann am Freitagabend kurz vor dem Anstoß. Zum Geburtstag übergab der Klub vor dem Anpfiff eine große Foto-Collage mit packenden Bildern vergangener Spiele an Schlappekicker-Vorsitzenden Arnd Festerling und seinen Stellvertreter Harald Stenger. „Die Eintracht ist unser größter Unterstützer“, sagte Festerling.
Ein Traum für den OB
Dieses Mal hatte sich Karl-Heinz Körbel für sein Tradi-Team sogar Verstärkung besorgt. Kein Geringerer als der Frankfurter Oberbürgermeister Mike Josef durfte ins schwarz-rote Trikot schlüpfen, sogar die Nummer 10 – die eigentlich nie vergeben wird – durfte er tragen. Vorher sprach der Sozialdemokrat, der früher in der württembergischen Jugendauswahl einen gepflegten Ball spielte, von „einem Wahnsinnsgefühl“, in einem Trikot der Eintracht zu stecken. „Ein Jugendtraum von mir“, sagte der bekennende Eintracht-Fan. Nach knapp 20 Minuten an der Seite von Thomas Ernst (im Tor), Rudi Bommer, Thomas Zampach, Charly Körbel, Ervin Skela, Matthias Hagner, Slobodan Komljenovic, Uwe Müller, Sascha Amstätter, Michael Thurk und Iannis Amanatidis ging der OB, leicht erkältet, vom Platz. Kurz darauf fiel das 3:0, die Partie war entschieden. „Für uns ist das auch ein besonderes Erlebnis, einen leibhaftigen Oberbürgermeister im Team zu haben“, sagte Körbel bestens gelaunt. Vor dem Kick für einen guten Zweck, den Daniel Granitzny von Hit-Radio FFH launig moderierte, hatten die ehemaligen Profis Manfred Binz, Alex Conrad, Cezary Tobollik sowie Lise Munk, allesamt Trainer der Eintracht-Fußballschule, ein Training mit etwa 40 Kids von Rot-Weiss Walldorf geleitet.
Götze-Schuhe: 500 Euro
Und natürlich kam an diesem Abend, wie es sich gehört für ein Benefizspiel, auch eine schöne Summe Geld zu Gunsten der Schlappekicker-Aktion zusammen: Zwei Eintracht-Trikots, weiß und rot, versehen mit den Unterschriften der Profis, wurden für insgesamt 700 Euro versteigert, die Kickstiefel von Mario Götze gingen für 500 Euro weg, ein Trikot von Körbel für 250 Euro. Zudem hatten die Eltern der zum Training eingeladenen Kids aus den Reihen des RWW-Nachwuchses weitere 400 Euro für den guten Zweck gesammelt, und auch das Schiedsrichtergespann Wagner/Grieben/Schmidt spendete 200 Euro. Dazu brachten 700 Zuschauende, darunter die früheren Fußball-Nationalspielerinnen Dagmar und Kerstin Pohlmann, der jahrzehntelange Sportressortleiter der FR, Erich Stör, sowie Eintracht-Vorstand Philipp Reschke und der ehemalige DFL-Kommunikationschef Christian Pfennig, ließen weiteres Geld in der Kasse klingeln. Eine „tolle Überraschung“ (Stenger) gab es zum Schluss: Ein Walldorfer Privatmann legte nochmals mehr als 2000 Euro obendrauf, so dass schließlich 10.081 Euro als Schlappekicker-Einnahmen aus dem Benefizspiel mit der Eintracht-Tradtionsmannschaft für große Freude sorgten.
Hinterher trudelte der kurzweilige Abend bei der dritten Halbzeit auf Einladung von Eddi Hausmann in gemütlicher Atmosphäre bei guten Gesprächen und leckerem Essen standesgemäß aus. Und, wie zum Hohn: Am Ende brannten dann auch wieder alle Flutlichtmasten.