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Neue Studie zeigt Auswirkungen von Süßigkeiten und Fett auf das Gehirn

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Von: Ulrike Hagen

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Viele fühlen sich magisch angezogen von süßem und fettigen Essen. Das ist kein Zufall, so neue Studien des Max-Planck-Institutes, denn diese Speisen verändern unser Gehirn.

Köln – Warum fällt es uns so schwer, den Supermarkt-Zuckerfallen wie Schokoriegeln, aber auch Chips und Keksen die kalte Schulter zu zeigen? Das Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung in Köln und die Yale University haben gemeinsam nachgewiesen, dass Lebensmittel mit hohem Fett- und Zuckergehalt das Gehirn beeinflussen. Selbst beim Verzehr geringer Mengen „lernt“ es nämlich, solche Nahrungsmittel weiterhin zu konsumieren, da es darauf konditioniert wird.

Dabei wir wissen eigentlich alle, wie es besser geht. Doch trotz aller guten Vorsätze und der Mahnungen von Forschenden, die zu wenig Zucker und Fleisch für ein langes Leben raten, greifen wir dennoch immer wieder zum toxischen Trash-Food aus dem Snackregal. Warum bloß?

In einer Studie wurde eine mögliche Ursache für Demenz-Symptome entdeckt. (Symbolbild)
Der Verzehr von Süßigkeiten kann sich auch auf das menschliche Gehirn auswirken. (Symbolbild) © Andrew Brookes/Imago

Neue Studie: So verändern Süßigkeiten und Fett unser Gehirn

„Unsere Neigung zu fett- und zuckerreichen Lebensmitteln, der sogenannten westlichen Ernährung, könnte angeboren sein oder sich als Folge von Übergewicht entwickeln. Wir denken aber, dass das Gehirn diese Vorliebe erlernt“, erklärt Sharmili Edwin Thanarajah, die Hauptautorin der Studie, die am Mittwoch im Fachmagazin „Cell Metabolism“ veröffentlicht wurde.

Ernährungs-Studie entlarvt Trigger-Effekt von Zucker und Fett auf das Gehirn

Die Forschenden wollten diese Hypothese überprüfen und gaben einer Gruppe von Probanden über einen Zeitraum von acht Wochen täglich einen kleinen Pudding mit hohem Fett- und Zuckergehalt zusätzlich zu ihrer normalen Ernährung. Die andere Gruppe erhielt einen Pudding mit derselben Kalorienanzahl, aber wenig Fett und Zucker. Vor und während des Studien-Zeitraums wurde die Hirnaktivität der Teilnehmer gemessen.

Unsere Messungen der Gehirnaktivitäten haben gezeigt, dass sich das Gehirn durch den Konsum von Pommes und Co. neu verdrahtet. 

Prof. Marc Tittgemeyer, Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung, Köln

Studie belegt: Unser Gehirn lernt, „belohnende“ Snacks zu bevorzugen

Nach acht Wochen war die Antwort des Gehirns auf Nahrungsmittel mit hohem Fett- und Zuckergehalt in der Gruppe, die den zucker- und fetthaltigen Pudding aß, stark erhöht. Besonders das sogenannte dopaminerge System, das für Motivation und Belohnung im Gehirn verantwortlich ist, wurde aktiviert. Marc Tittgemeyer, der die Studie leitete, erklärt:

„Unsere Messungen der Gehirnaktivitäten haben gezeigt, dass sich das Gehirn durch den Konsum von Pommes und Co. neu verdrahtet. Es lernt unterbewusst belohnendes Essen zu bevorzugen. Durch diese Veränderungen im Gehirn werden wir unbewusst immer die Lebensmittel bevorzugen, die viel Fett und Zucker enthalten“. Dieser Belohnungsmechanismus wird über die Ersatzdroge Zucker und auch Fetthaltiges immer wieder von Neuem getriggert.

Im Gehirn: „Werden neue Verbindungen geknüpft, die sich nicht so schnell wieder auflösen“

Obwohl die Probanden während des Studienzeitraums nicht mehr an Gewicht zulegten als die Teilnehmer der Kontrollgruppe und ihre Blutwerte unverändert blieben, gehen die Forschenden davon aus, dass die Vorliebe für zucker- und fetthaltige Nahrungsmittel auch nach Abschluss der Studie anhalten wird. Marc Tittgemeyer: „Im Gehirn werden neue Verbindungen geknüpft, welche sich auch nicht so schnell wieder auflösen. Es ist ja der Sinn des Lernens, dass man einmal erlernte Dinge nicht so schnell wieder vergisst“.

Fachleute raten: Verfügbarkeit von stark fett und zuckerhaltigen Lebensmitteln einschränken

„Daher ist die Veränderung des Ernährungsumfelds und die Verringerung der Verfügbarkeit von energiereichen, stark fett- und zuckerhaltigen Lebensmitteln von zentraler Bedeutung für die Bekämpfung der Adipositas-Epidemie“, schließt die Studie. Zuletzt schlug die WHO Alarm: Übergewicht und Fettleibigkeit seien inzwischen für mehr als 1,3 Millionen Sterbefälle im Jahr verantwortlich.

Und nicht nur die WHO, auch Ärzteverbände sowie Politikerinnen und Politiker fordern darum unter anderem eine Zuckersteuer, wie es sie in Dänemark, Frankreich, Spanien oder Mexiko bereits gibt. Selbst Discounter wie Aldi ändern bereits die Rezepturen ihrer Süßwaren, hoffentlich nicht zugunsten von Zuckersatzstoffen. Untersuchungen zeigten nämlich, dass diese auch nicht viel besser sind: Süßstoffe erhöhen das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall.

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