Corona-Studie: Wie lange ist man mit einer Omikron-Infektion ansteckend?

US-Forschende haben herausgefunden, wie lange man nach einer Infektion mit der Omikron-Variante des Coronavirus ansteckend ist.
Cambridge – Omikron-Varianten des Coronavirus sind in Deutschland bereits seit einiger Zeit vorherrschend. Angesichts der steigenden Corona-Zahlen stellt sich vielen die Frage: Wie lange ist man ansteckend, wenn man sich mit der Omikron-Variante infiziert hat? Eine Studie aus den USA zeigt nun, wie lange Infizierte mit den Corona-Varianten Delta (B.1.617.2) und Omikron (BA.1) infektiös sind.
Um die Zahl der infektiösen Tage zu ermitteln, analysierten die Forschenden um Julie Boucau vom Ragon Insitute in Cambridge die Corona-Daten von insgesamt 66 Personen, die zwischen Juli 2021 und Januar 2022 mit Corona infiziert waren. 32 der Infizierten hatte sich mit der Delta-Variante angesteckt, 34 waren mit Omikron (BA.1) infiziert. Nur eine Person in der Studie zeigte keine Corona-Symptome.
Corona-Variante: So lange ist man bei einer Omikron-Infektion ansteckend
Die Forschenden nutzten Nasenabstriche, um die Corona-Varianten sowie die Viruslasten zu ermitteln und interessierten sich besonders dafür, wie lange es vom ersten positiven PCR-Test bis zu dem Moment dauerte, in dem die Coronaviren nicht mehr vermehrungsfähig waren. Folgendes fanden die Forschenden heraus:
- Bei den mit Delta Infizierten dauerte es im Median vier Tage (die Werte rangierten von drei bis fünf Tagen).
- Bei den mit Omikron Infizierten dauerte es im Median fünf Tage (Werte von drei bis neun Tagen).
Corona-Infektion mit Omikron: Manche Menschen sind länger als fünf Tage infektiös
Ein Teil der mit Omikron infizierten Personen war also deutlich länger als fünf Tage ab dem ersten PCR-Test infektiös – in Deutschland ist jedoch nur noch eine Quarantäne von fünf Tagen vorgeschrieben. Gleiches gilt für die USA, worauf der US-Mediziner Eric Topol auf Twitter hinweist: „Wie lange scheiden Menschen nach einer Omikron-Infektion vermehrungsfähige Sars-CoV-2-Viren aus?“, fragt Topol und antwortet mit Bezug auf die Studie: „Viele mehr als fünf Tage, was der CDC-Richtlinie von fünf Tagen nach Symptombeginn oder PCR-Test widerspricht.“
Der Epidemiologe und Immunologe Michael Mina fügt auf Twitter einen Hinweis auf etwas „noch schlimmeres“ hinzu: „die mediane Zeit bis zur Kulturnegativität betrug ACHT Tage, wenn man entweder den ersten positiven PCR-Test ODER das Auftreten von Symptomen bei Omikron berücksichtigt“. Tatsächlich bestätigt das der Blick in die Studie: Bei Delta sehen die Forschenden vom Symptombeginn oder dem ersten positiven PCR-Test (es zählte, was zuerst auftrat) einen Median von sechs Tagen (bei Werten zwischen vier und sieben Tagen) bis die Viren nicht mehr vermehrungsfähig waren, bei einer Omikron-Infektion lag der Median bei acht Tagen (bei Werten zwischen fünf und zehn Tagen).
Corona-Studie zeigt: Wie lange ist man bei Omikron ansteckend?
Das bedeutet also, dass Personen, die sich mit Omikron (BA.1) infiziert haben, bis zu zehn Tage lang (gezählt vom Symptombeginn oder dem ersten positiven PCR-Test) ansteckend sein können – aber nicht müssen. Die Forschenden betonen in ihrer Studie, die im Juli 2022 im New England Journal of Medicine veröffentlicht wurde, dass sie nur wenige Teilnehmenden gehabt hätten, was die Präzision der Studie limitiere. Es seien weitere Studien nötig, um Informationen über die Isolierungszeiten zu erhalten. Fest steht für die Forschenden jedoch trotzdem: „Unsere Daten legen nahe, dass einige infizierte Personen mit Omikron oder Delta mehr als fünf Tage nach Symptombeginn oder einem ersten positiven Test noch vermehrungsfähige Viren ausscheiden.“ (Tanja Banner)
Omikron-Variante BA.1 und BA.5
Die Studie bezieht sich auf die Corona-Variante Omikron (BA.1), die in Deutschland jedoch kaum noch auftritt. Laut RKI gab es in der Woche vom 13. bis 19. Juni 2022 in Deutschland weniger als 0,1 Prozent BA.1-Fälle. Dagegen hat sich die Corona-Variante BA.5 mit 65,7 Prozent längst durchgesetzt. Ob die Infektiosität bei der Omikron-Variante BA.5 vergleichbar ist, zeigt die Studie nicht.