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Neues Instrument „Matisse“
Astronomen begeistert: Detaillierte Beobachtung einer Geburtsstätte erdähnlicher Planeten gelungen
- vonMatthis Pechtoldschließen
Das Max-Planck-Institut für Astronomie freut sich über detaillierte Beobachtungen eines Teilchenrings um den Stern HD 163296. Hier könnten Planeten entstehen.
- Mit dem neuen Messinstrument „Matisse“ ist Astronomen ein Blick auf eine Geburtsstätte erdähnlicher Planeten gelungen.
- Forscher:innen am Max-Planck-Institut für Astronomie (MPIA) zeigen sich erfreut über die geglückte Beobachtung.
- Am inneren Rand der beobachteten Scheibe aus Staub und Gas könnten Planeten entstehen.
Heidelberg - Mit einem neuen Messinstrument haben Astronomen erfolgreich eine mögliche Geburtsstätte erdähnlicher Planeten beobachtet. Das Max-Planck-Institut (MPIA) in Heidelberg teilt am Donnerstag (21.01.2021) mit, in einem Wirbel am inneren Rand einer planetenbildenden Scheibe aus Staub und Gas rings um den Stern HD 163296 herrschten potenziell Bedingungen, welche die Entstehung von Planeten stark beschleunigen könnten.
Die Beobachtungen des MPIA werden möglich dank „Matisse“, einem Instrument für das Very Large Telescope Interferometer (VLTI) der Europäischen Südsternwarte (ESO) in Chile. Mit „Matisse“, lang „Multi AperTure mid-Infrared SpectroScopic Experiment“, könnte die Auflösung eines Teleskops mit einem Durchmesser von bis zu 200 Meter simuliert werden. So entstünden die detailliertesten Bilder, die es bisher im mittleren Infrarotbereich gab.
Heißer Fleck im Ring: Forscher entdecken potentielle Brutstätte erdähnlicher Planeten
Wie Planeten im Weltall entstehen ist bisher nie so detaillierte beobachtet worden, da es bislang nicht gelang, einzelne Regionen in Planetenscheiben näher unter die Lupe zu nehmen. Hier ballen sich verhältnismäßig große Mengen von Staub und Gas, ersterer verdichtet sich durch die Gravitation mit der Zeit so weit, bis große Gesteinsbrocken entstehen, sogennante Planetesimale.
Eine Asymmetrie am inneren Rand der beobachteten Scheibe um den jungen Stern HD 163296 lässt den Forscher:innen zufolge auf einen Wirbel schließen, in dem die vergleichsweise höhere Staubdichte ein schnelleres Wachstum der Planetensimale ermögliche als irgendwo soonst in der Scheibe, so Roy van Boekel, Leiter der „Protoplanetary Disk Science Group“.
Möglicher Geburtsort von Planeten beobachtet – Möglich dank des „Matisse“-Programms
Die häufigen Kollisionen neu gebildeter Felsbrocken miteinander erzeuge den Astronomen zufolge so viel Hitze, dass diese auf den Infrarotbildern der Scheibe als Asymmetrie erkennbar sei. Diese Erkenntnis haben sie auch in der Fachzeitschrift „Astronomy & Astrophysics“ veröffentlicht.
Auch der Direktor des Max-Planck-Instituts für Astronomie und leitender Wissenschaftler des „Matisse“-Programms, Thomas Henning, zeigt sich begeistert über die Entdeckung: „Wir haben ‚Matisse‘ bewusst dafür entworfen, die inneren Zonen von planetenbildenden Scheiben zu erforschen, die bisher mit den verfügbaren astronomischen Instrumenten nicht zugänglich waren.“ Der Europäischen Südsternwarte (ESO) gelang jüngst eine andere, spektakuläre Entdeckung: Mit dem Teleskop „Alma“ konnte beobachtet werden, wie die Galaxie ID2299 mit hoher Geschwindigkeit fast die Hälfte ihrer Masse austieß. (Matthis Pechtold mit AFP)