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„Es ist absurd“ – Schwarzes Loch „spaghettifiziert“ riesigen Stern seit 800 Tagen

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Von: Tanja Banner

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Ein schwarzes Loch im Weltall. (Künstlerische Darstellung)
schwarzes-loch-weltraum-universum.jpg © IMAGO/ingimage

Ein schwarzes Loch verspeist seit mehr als 800 Tagen genüsslich einen riesigen Stern. Die Forschung ist von dem Objekt namens „Scary Barbie“ begeistert.

West Lafayette – Kommt ein Stern einem schwarzen Loch zu nah, wird er von dessen Schwerkraft angezogen und wortwörtlich „spaghettifiziert“: Das Material, aus dem der Stern besteht, wird langgezogen und zu einem nudelähnlichen Strang, der sich um das schwarze Loch windet und schließlich vertilgt wird. Es ist ein dramatischer, feuriger Tod, der den Stern für einige Zeit hell strahlen lässt und der in der Astronomie als „Transient“ gilt – ein Ereignis, das nach kurzer Zeit beendet ist.

Ein Forschungsteam um Danny Milisavljevic von der Purdue University in West Lafayette hat ein solches Objekt entdeckt – und bei einer genaueren Analyse überraschende Erkenntnisse gewonnen. „Es ist absurd. Nimmt man eine typische Supernova und multipliziert sie mit dem Tausendfachen, ist sie immer noch nicht so hell wie dieses Objekt – und Supernovae gehören zu den leuchtkräftigsten Objekten am Himmel“, erklärt Milisavljevic in einer Mitteilung seiner Universität.

Schwarzes Loch verschlingt riesigen Stern – Objekt „Scary Barbie“ erstaunt Forschung

Der Forscher ist ein Experte für Lebenszyklen von Sternen und erforscht mit einem Team das mysteriöse Objekt ZTF20abrbeie, das den Spitznamen „Scary Barbie“ bekommen hat. „Barbie“ haben die Forschenden aus dem automatisch generierten kryptischen Namen ZTF20abrbeie abgeleitet. „Scary“, also „gruselig“ oder „beängstigend“, nenne man das Objekt, weil es „so ein Ausreißer ist. Seine Eigenschaften sind erschreckend“, wie Milisavljevic erklärt. „Das ist das energiereichste Phänomen, das ich je erlebt habe.“

In einer Forschungsarbeit, die Milisavljevic und sein Team auf dem Preprint-Server ArXiv veröffentlicht haben und die zur Publikation im Fachjournal The Astrophysical Journal Letters angenommen wurde, werden die Daten von „Scary Barbie“ analysiert. Das Forschungsteam kommt zu einem eindeutigen Schluss: „Wir denken, ein supermassereiches schwarzes Loch hat einen Stern angezogen und reißt ihn auseinander“, erklärt Bhagya Subrayan, einer der Co-Autoren der Studie.

„Scary Barbie“: Objekt ist seit mehr als 800 Tagen zu sehen

„Scary Barbie“ ist nicht nur um Größenordnungen heller und energiereicher als alle Transienten, die die Wissenschaft bisher entdeckt hat, sondern hält auch viel länger an als gewöhnliche Transienten. Meist ist ein solches Ereignis nach mehreren Wochen oder Monaten vorbei – doch „Scary Barbie“ dauert bereits mehr als 800 Tage an. „Die Dauer ist mit nichts vergleichbar, was wir je zuvor gesehen haben“, betont Subrayan. Die neusten Daten der Forschenden zeigen, dass „Scary Barbie“ noch jahrelang sichtbar sein könnte.

Entdeckungen wie diese öffnen uns die Augen dafür, dass wir immer noch Geheimnisse aufdecken und Wunder im Universum erforschen – Dinge, die noch nie jemand gesehen hat.

Danny Milisavljevic, Purdue University

Obwohl „Scary Barbie“ ungewöhnlich hell ist und bereits seit langer Zeit anhält, wurde das Objekt erst spät und nur mithilfe künstlicher Intelligenz entdeckt. Die Erklärung dafür ist dem Forschungsteam zufolge recht einfach: Es befindet sich sehr weit entfernt und versteckte sich in einer Himmelsregion, die von der Forschung eher vernachlässigt wird. Nur mithilfe eines KI-Programms aus dem Labor Milisavljevics wurde sie entdeckt. Die „Recommender Engine for Intelligent Transient Tracking“ (REFITT) durchkämmt die Beobachtungen mehrerer Teleskope nach Beobachtungen, die für die Forschung interessant sein könnten.

Schwarzes Loch vertilgt Stern – „Nur wenige Dinge, die so mächtig sein können“

„Scary Barbie“ sei „so anders als alles bisher Bekannte“, dass die Forschungsgruppe zu Beginn nicht einmal versucht habe, das Objekt zu klassifizieren, berichtet Milisavljevic. Mithilfe von weiterführender Daten großer Teleskope gelang es dem Team dann schließlich, zu verstehen, was „Scary Barbie“ überhaupt ist. Der Forscher ist von dem Fund begeistert: „Es gibt nur wenige Dinge im Universum, die so mächtig sein können“, sagt er. „Entdeckungen wie diese öffnen uns die Augen dafür, dass wir immer noch Geheimnisse aufdecken und Wunder im Universum erforschen – Dinge, die noch nie jemand gesehen hat.“ (tab)

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Im Herbst 2022 hat ein weiterer Transient für Aufsehen gesorgt: Der „hellste Gammastrahlenausbruch seit Beginn der menschlichen Zivilisation“ hat damals die Erde getroffen.

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