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„Wunschliste“ der Astronomie: Nasa soll Uranus, Enceladus und Asteroid erforschen

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Von: Tanja Banner

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Welche Himmelskörper sollte die Nasa in den kommenden zehn Jahren erforschen? Fachleute legen ihre Wunschliste vor – darauf stehen ein Planet, ein Mond und ein „Besucher“.

Washington D.C. – Die US-Raumfahrtorganisation Nasa ist eine der wichtigsten Anlaufstellen, wenn es um die Raumfahrt, aber auch die Erforschung fremder Himmelskörper geht. Alle zehn Jahre bekommt die Raumfahrtbehörde aus der Wissenschaft eine große „Wunschliste“ vorgelegt, welche Missionen im kommenden Jahrzehnt die höchste Priorität genießen sollten. An der großen Studie sind zahlreiche Fachleute, Komitees und Gruppen beteiligt, die jahrelang beratschlagen – am Ende steht ein mehrere hundert Seiten langes Dokument, das die National Academies of Sciences, Engineering, and Medicine in den USA veröffentlichen.

Die sogenannte „Decadal Survey“ – die neueste Version ist am 19. April 2022 erschienen – ist kein verbindliches Dokument, doch der Bericht wird vom US-Kongress, dem Weißen Haus und der Nasa sehr ernst genommen. Das erkennt man auch daran, dass die Missionen, die mit hoher Priorität vorgeschlagen wurden, zuletzt auch umgesetzt wurden oder werden. So entstammen die Mars-Missionen der Rover „Curiosity“ und „Perseverance“ den Vorschlägen eines „Decadal Survey“, und auch die Mission „Europa Clipper“, die 2024 zum Jupiter-Mond Europa aufbrechen soll, wurde von den Fachleuten vorgeschlagen. Deshalb ist ein Blick auf die neue Vorschlagsliste besonders interessant – sie könnte ein Einblick in künftige Forschungsaktivitäten der Nasa sein.

Wunschliste der Astronomie-Fachleute: Nasa soll „Ursprünge, Welten und Leben“ im Weltall erforschen

Der Bericht für die kommenden zehn Jahre trägt den Namen „Origins, Worlds and Life“, also „Ursprünge, Welten und Leben“. Die Autorinnen und Autoren empfehlen darin zahlreiche neue Missionen, doch die höchste Priorität soll ihrer Meinung nach eine Mission haben, deren Anfänge bereits in Arbeit sind. Die „Mars Sample Return“-Mission, bei der eine Raumsonde Bodenproben vom Mars zur Erde zurückbringt, sollte für die Nasa „die höchste wissenschaftliche Priorität bei der robotischen Erforschung“ haben, heißt es in dem Bericht. Tatsächlich sammelt der Mars-Rover „Perseverance“ bereits Bodenproben ein und bereitet sie für eine spätere Abholung vor. „Mars Sample Return ist für die Nasa von grundlegend strategischer Bedeutung“, schreiben die Autor:innen. Die Aufgabe solle „so schnell wie möglich vervollständigt werden.“

Wohin solls in den nächsten zehn Jahren gehen? Forschende haben der Nasa Prioritäten für das kommende Jahrzehnt vorgeschlagen – dabei sind unter anderem Missionen zum Planeten Uranus und dem Saturn-Mond Enceladus. (Symbolbild)
Wohin solls in den nächsten zehn Jahren gehen? Forschende haben der Nasa Prioritäten für das kommende Jahrzehnt vorgeschlagen – dabei sind unter anderem Missionen zum Planeten Uranus und dem Saturn-Mond Enceladus. (Symbolfoto) © Cavan Images/Imago Images

Was sich Fachleute wünschen: Nasa soll Planet Uranus erforschen

Der Bericht nennt jedoch nicht nur bereits begonnene Missionen, sondern gibt auch neue Ziele vor: Eine Mission zum Planeten Uranus („Uranus Orbiter and Probe“) ist die Flaggschiff-Mission, der das Komitee für die kommenden zehn Jahre eine sehr höhe Priorität einräumt. Die Mission soll „unser Wissen über die Eisgiganten im Allgemeinen und das Uranus-System im Speziellen verändern“, heißt es in der Studie. Der Uranus sei einer der aufregendsten Objekte in unserem Sonnensystem, es gebe viele Rätsel, die gelöst werden müssten – von seiner niedrigen internen Energie über seine aktive Atmosphären-Dynamiken bis hin zu seinem komplexen Magnetfeld.

Name:Uranus
Planet:Eisriese
Entfernung von der Sonne:2,9 Milliarden Kilometer
Umlaufzeit um die Sonne:84 Jahre
Durchmesser:50.724 Kilometer
Monde:27
Entdeckung:13. März 1781
Entdecker:Wilhelm Herschel
benannt nach:griechischer Himmelsgott Uranos

Auch die Eismonde des Uranus sind für die Forschung interessant, denn bei ihnen könnte es sich um Ozeanwelten handeln. Die Mission zum Uranus könnte den Fachleuten zufolge auch für die Erforschung von Exoplaneten von großem Interesse sein. In den Jahren 2031 und 2032 gibt es dem Bericht zufolge günstige Startfenster zu dem weit entfernten Eisplaneten. Genutzt werden könnte für die Mission ein Raketensystem, das es bereits heute gibt, heißt es weiter.

Priorität für die Nasa: Mission soll Saturn-Mond Enceladus untersuchen

Ebenfalls Priorität räumen die Fachleute auf ihrer Wunschliste einer Mission zum Saturn-Mond Enceladus ein. Der Mond ist eine Eiswelt, auf der es heiße Quellen und Gasfahnen gibt, er zählt zu den Orten im Sonnensystem, an denen Leben möglich sein könnte. Das Material, das in Gasfahnen aus dem Innern des Mondes aufsteigt zu erforschen, wäre eine der Aufgaben eines „Enceladus Orbilanders“, wie die Fachleute die Mission nennen. Die Raumfahrt-Mission soll eine grundlegende Frage beantworten: Gibt es Leben jenseits der Erde – und falls nicht: warum ist das so? Der „Orbilander“ soll um den Mond kreisen und dabei Material aus einer Gasfahne erforschen, außerdem soll er landen und zwei Jahre auf dem Eismond aktiv sein.

Deutlich zu erkennen: Die düsenartigen Wasserausstöße des Saturn-Mondes Enceladus.
Deutlich zu erkennen: Die düsenartigen Wasserausstöße des Saturn-Mondes Enceladus. © ESA

Der Bericht macht klar, dass Missionen, die in den kommenden zehn Jahren starten, teilweise erst sehr spät Ergebnisse liefern: Würde der „Oriblander“ gegen Ende des Jahrzehnts starten, würde er Enceladus Anfang der 2050er Jahre erreichen. Der positive Nebeneffekt: Dann ist die Südpolregion des Saturn-Monds, auf dem die Raumsonde forschen soll, optimal beleuchtet.

Nasa soll „außergewöhnliches Ereignis“ beobachten: Vorbeiflug von Asteroid Apophis

Die „Wunschliste“ der Forschenden erstreckt sich nicht nur auf Planeten und ihre Monde, sondern nimmt auch andere Himmelskörper ins Visier – beispielsweise Asteroiden. Hier sollte die Nasa eine historische Chance nutzen, so ein Vorschlag der Autor:innen. Am 13. April 2029 nähert sich der Asteroid Apophis der Erde bis auf etwa 31.000 Kilometer. Der Asteroid, bei dem man einst berechnet hatte, dass er auf der Erde einschlagen könnte, gilt längst nicht mehr als gefährlich, für die nächsten hundert Jahre wurden alle Einschläge ausgeschlossen. Doch der Asteroid ist groß: Er hat einen Durchmesser von 370 Metern und sein Vorbeiflug an der Erde hat den geringsten Abstand, den ein Asteroid dieser Größenordnung jemals hatte – „ein wirklich außergewöhnliches Ereignis“, schreiben die Autor:innen in ihrem Bericht.

Der Apophis-Vorbeiflug biete „eine noch nie dagewesene Gelegenheit sowohl für die Planetenforschung als auch für die globale planetarische Verteidigung“, heißt es in der Studie. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schlagen vor, dass der nahe Vorbeiflug des Asteroiden wissenschaftlich genutzt wird. Neben einer koordinierten Beobachtungskampagne sei es auch interessant, eine Raumsonde zu dem Asteroiden zu schicken. Der Bericht empfiehlt, dass die Nasa „alle relevanten Beobachtungsmöglichkeiten rund um das einzigartige Zusammentreffen mit Apophis studiert“. Besonders wichtig sei auch, dass die Nasa die „internationale Zusammenarbeit bei der Durchführung dieser wertvollen Beobachtungen unterstützt“. (Tanja Banner)

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