Regen reicht nicht: Deutschland hat 15,2 Milliarden Tonnen Wasser verloren

Deutschland hat einer aktuellen Studie zufolge in den vergangenen 20 Jahren 15,2 Milliarden Tonnen Wasser verloren. Doch Regen allein kann das Problem nicht lösen.
Potsdam – 2022 war Europas wärmster gemessener Sommer. Das geht aus einem Bericht des EU-Klimawandeldienstes Copernicus hervor. Wegen des Klimawandels droht eine globale Wasserkrise, auch in Deutschland ist die Wasser-Bilanz bereits negativ: In den letzten 20 Jahren gingen 15,2 Milliarden Tonnen Wasser aus den natürlichen Speichern verloren, wie eine in der Fachzeitschrift Hydrologie und Wasserbewirtschaftung (HyWa) erschienene Studie von Forschenden des Deutschen GeoForschungsZentrum (GFZ) nachweist.
Füllstand in Deutschlands Wasserspeichern gesunken: Starnberger See wäre fünfmal vertrocknet
Um den konkreten Wasserverlust in Deutschland beziffern zu können, wertete das GFZ-Forschungsteam Daten der Grace und Grace-FO Satelliten der Jahre 2002 bis 2022 aus. Die Satelliten messen Abweichungen im Schwerefeld der Erde, wodurch sich Rückschlüsse auf den Wasserhaushalt ziehen lassen. Denn Wasserreservoirs oder Böden besitzen je nach Füllstand oder Feuchte eine andere Masse.
Insgesamt hat Deutschland laut der Studie innerhalb der vergangenen 20 Jahre rund 15,2 Kubikkilometer Wasser verloren, das entspricht insgesamt etwa 15,2 Milliarden Tonnen Wasser oder rund 760 Tonnen pro Jahr. Zum Vergleich: Der Starnberger See in Bayern enthält etwa drei Kubikkilometer Wasser, die verlorene Wassermenge käme also einem fünfmaligen Austrocknen des fünftgrößten deutschen Sees gleich.
„Die Beobachtungen aus allen Datensätzen zeigen, dass ein Jahr mit höheren Niederschlägen wie 2021 nicht ausreicht, um die Defizite der Wasserspeicherung, die sich über den längeren Zeitraum angesammelt haben, wieder auszugleichen“, erklärte der Forscher Andreas Güntner in einer Mitteilung des GFZ die Ergebnisse. Insbesondere in den vergangenen sieben Jahren habe der Wasserverlust in Deutschland deutlich zugenommen, so die Einschätzung der Forschenden.
Regen kann steigende Verdunstung und sinkenden Grundwasserspiegel in Deutschland nicht ausgleichen
Die Daten der GFZ-Wissenschafler:innen decken sich mit einer im März 2022 in der Fachzeitschrift Nature Communications erschienenen Studie von Forschenden des Karlsruher Instituts für Technologie und der Bundesanstalt für Geowissenschaften. Die Untersuchung prognostiziert, dass Niederschläge den gesunkenen Grundwasserspiegel und die steigende Verdunstung in Deutschland nicht ausgleichen können.
Demnach könne der Wasserstand hierzulande um zehn bis 60 Zentimeter fallen, vor allem der Norden und Osten Deutschlands würden künftig unter zurückgehenden Wasservorräten leiden. Der Grundwasserspiegel werde unweigerlich weiter absinken, wenn keine aktiven Maßnahmen wie eine Begrenzung der Entnahme, eine Vermeidung der Bewässerung oder die vermehrte Zufuhr durch Versickerung umgesetzt würden, so die Einschätzung der zwei Wissenschaftler und der Wissenschaftlerin.
Wasser laut Vereinten Nationen „wertvollstes Gut der Menschheit“
Die Vereinten Nationen bezeichneten Wasser in einer Mitteilung zur Wasserkonferenz in New York City Ende März als das „wertvollste Gut der Menschheit“. Die Konferenz beleuchtete die dramatischen Auswirkungen der globalen Wasserkrise, ließ aber konkrete Beschlüsse mit verbindlichen Verpflichtungen vermissen. UN-Generalsekretär António Guterres hatte den 20 wohlhabendsten Ländern der Welt bereits auf der UN-Klimakonferenz COP27 im Oktober vergangenen Jahres vorgeworfen, nicht genug gegen die Überhitzung des Planeten zu tun. Indes kämpfen die Klimaaktivist:innen der „Letzten Generation“ in Deutschland für konkrete Maßnahmen der Bundesregierung gegen den Klimawandel.