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Ende der Müll-Orgie: Sammel-Aktionen sind ein Signal wie die Klima-Schülerstreiks

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Von: Joachim Wille

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„Littering“ nennt man das, ein Fachwort aus dem Englischen, wo das unbedachte oder mutwillige Entsorgen von Abfällen, Unrat und Müll im öffentlichen Raum.
„Littering“ nennt man das, ein Fachwort aus dem Englischen, wo das unbedachte oder mutwillige Entsorgen von Abfällen, Unrat und Müll im öffentlichen Raum. © Imago Images / Winfried Rotherme

„Let’s Clean Up Europe“ ist ein Wahnsinns-Job. Denn die Leute schmeißen nun einmal viel weg. Die FR-Umweltkolumne „Ökologisch“.

„Let’s Clean Up Europe“ ist ein Wahnsinns-Job. Denn die Leute schmeißen nun einmal viel weg. Die leere Coladose – ab ins Gebüsch. Der Zigarettenstummel – ab in die Gosse. Der zugesteckte Werbeflyer – ab in die Grünanlage. „Littering“ nennt man das, ein Fachwort aus dem Englischen, wo das unbedachte oder mutwillige Entsorgen von Abfällen, Unrat und Müll im öffentlichen Raum unter bewusster Umgehung von Abfallbehältern oder Papierkörben offenbar noch früher ein Ärgernis war als hierzulande.

Der jüngste „Clean Up“, der in Deutschland vom Verband kommunaler Unternehmen organisiert wird, ist jetzt zu Ende gegangen. Rund 89.000 Freiwillige haben sich beteiligt - immerhin so viele Leute, wie in der Unistadt Tübingen leben. Von März bis Juni sammelten sie in 3500 Aktionen 535 Tonnen Abfall. Auch das eindrucksvoll: Mit dem gesammelten Abfall hätte man 50 große Müll-Laster befüllen können.

Jeder Deutsche verursacht gut 16 Tonnen Ressourcenverbrauch pro Jahr

Natürlich ist das Littering nicht das größte Umweltproblem, mit dem die modernen Gesellschaften konfrontiert sind. Es sieht hässlich aus, es ist ein Kostenfaktor für die Kommunen, die den Müll einsammeln und entsorgen müssen. Und richtig, weggeschmissene Dosen, Tüten und Co. können nicht recycelt werden. 

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Doch das verstärkt Ressourcenverbrauch und Klimawandel nur marginal, vergleicht man es mit den gesamten Materialströmen, die beim Produzieren und Konsumieren in Industriestaaten anfallen. Jeder Deutsche verursacht, ob „Litterer“ oder nicht, laut Untersuchungen des Umweltbundesamtes gut 16 Tonnen Ressourcenverbrauch pro Jahr. Zuletzt ist der Wert sogar wieder angestiegen, statt zu sinken.

Neue Generation meint es ernst mit dem Umweltschutz

Daran muss dringend gearbeitet werden. Schließlich gibt es Konzepte, um den Ressourcenverbrauch in den Industriestaaten um bis zu einen Faktor zehn zu senken. Durch technische Verbesserungen, die Sharing-Ökonomie, Verhaltensänderungen. Das soll nun nicht heißen, Müllsammel-Aktionen wie „Let’s Clean Up Europe“ seien unsinnig. 

Im Gegenteil. Die wachsende Beteiligung daran, vor allem von Kindern und Jugendlichen, ist ein Signal wie die Klima-Schülerstreiks: Hier wächst eine Generation heran, die es ernst meint mit dem Umweltschutz. Wer Freizeit opfert, um Müll einzusammeln, weiß auch, dass es darauf ankommt, ihn von vorneherein zu vermeiden. Die jungen Leute sind ja nicht naiv.

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