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Sternschnuppen-Kalender: Wann sind die meisten Meteore zu sehen?

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Von: Tanja Banner

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Sternschnuppen treten häufig in alljährlich wiederkehrenden Meteor-Strömen auf. (Archivbild)
Sternschnuppen treten häufig in alljährlich wiederkehrenden Meteor-Strömen auf. (Archivbild) © imago/Imaginechina-Tuchong

Der Anblick von Sternschnuppen ist faszinierend, aber flüchtig. Der Sternschnuppen-Kalender listet die wichtigsten Meteor-Ströme auf – inklusive Beobachtungstipps.

Frankfurt – Wer bei Dunkelheit an den klaren Himmel schaut, kann durch Zufall eine Sternschnuppe sehen. Sie fallen zu jeder Tages- und Nachtzeit, doch es gehört einiges an Glück dazu, zufällig eine Sternschnuppe zu beobachten. Doch zu bestimmten Zeiten im Jahr sind besonders viele Meteore – so der astronomische Fachbegriff – am Himmel zu sehen. Wer weiß, wann und wo ein Sternschnuppen-Strom ansteht, kann zahlreiche Meteore in einer einzigen Nacht sehen.

Doch was ist eigentlich eine Sternschnuppe? Und wieso gibt es zeitweise ganze Sternschnuppen-Ströme? Ein Blick ins Weltall hilft: Eine Sternschnuppe oder ein Meteor ist nichts weiter als ein kleines Staubteilchen oder ein kleiner Stein, der in der Erdatmosphäre verglüht. Dadurch werden Luftteilchen in der Atmosphäre zum Leuchten angeregt – eine Sternschnuppe ist für kurze Zeit am Himmel zu sehen. Es gibt Schätzungen, dass pro Tag mehrere hundert oder gar tausende Tonnen Meteorstaub auf die Erde fällt – längst nicht jede dieser Sternschnuppen ist mit bloßem Auge zu sehen.

Sternschnuppen-Ströme: Die Erde rast durch Staubwolken von Kometen

Sternschnuppen-Ströme entstehen, wenn die Erde durch eine Staubwolke fliegt, die ein Komet im Weltall hinterlassen hat. Die meisten dieser Kometen-Spuren durchfliegt die Erde jedes Jahr zur selben Zeit – deshalb sind Sternschnuppen-Ströme vorhersagbar. Es gibt große und bekannte Sternschnuppen-Ströme wie die Perseiden im August oder die Geminiden im Dezember, aber auch kleinere Ströme versprechen teils eine auffällige Sternschnuppen-Show. Sternschnuppen-Ströme werden nach dem scheinbaren Ausgangspunkt der Meteore benannt – so haben etwa die Orioniden ihren Namen vom Sternbild Orion, aus dem die Meteore auszuströmen scheinen.

Die Zahl der Meteore, die man bei einem Sternschnuppen-Strom sehen kann, wird meist mit dem Begriff „ZHR“ angegeben. Dieser steht für „zenithal hourly rate“ und gibt an, wie viele Sternschnuppen man pro Stunde beobachten könnte, wäre der Himmel absolut klar und dunkel und stünde der Radiant senkrecht über dem Beobachtungsplatz (im Zenit). Diese Beobachtungsbedingungen sind in der Praxis nur sehr schwer erreichbar, weshalb die angegebene ZHR immer nur als absolutes, wohl eher nicht sichtbares Maximum angesehen werden sollte.

Sternschnuppen-Kalender 2022: Wann die meisten Meteore zu sehen sind

Der folgende Sternschnuppen-Kalender listet alle Sternschnuppen ab einer ZHR von 10 auf – angegeben ist neben dem gesamten Sternschnuppen-Zeitraum auch das Datum, an dem die meisten Meteore erwartet werden (Maximum) sowie die zenithal hourly rate:

Sternschnuppen-StromZeitraum | Maximum | ZHR*
Quadrantiden/Bootiden28.12.-12.01. | 03.01. | 110
Lyriden/April-Lyriden14.04.-30.04. | 22.04. | 18
Eta-Aquariiden/Mai-Aquariden19.04.-28.05. | 06.05. | 50
Arietiden14.05.-24.06. | 07.06. | 30
südliche Delta-Aquariiden/Juli-Aquariiden12.07.-23.08. | 30.07. | 25
Perseiden17.07.-24.08. | 13.08. | 100
Draconiden/Giacobiniden06.10.-10.10. | 09.10. | 10
Orioniden02.10.-07.11. | 21.10. | 20
Leoniden06.11.-30.11. | 17.11. | 10
Puppiden-Veliden01.12.-15.12. | 07.12. | 10
Geminiden04.12.-20.12. |14.12. | 150
Ursiden17.12.-26.12. | 22.12. | 10
Quelle: International Meteor Organization (IMO)* ZHR = zenithal hourly rate

Sternschnuppen-Kalender: Meteor-Ströme von Januar bis Juni

Quadrantiden/Bootiden (28.12.-12.01.): Der Sternschnuppen-Strom der Quadrantiden (auch Bootiden genannt) ist alljährlich zum Jahreswechsel zu beobachten, er gilt als einer der vier aktivsten Meteor-Ströme des Jahres, seine durchschnittliche ZHR wird mit 110 angegeben, es soll jedoch auch schon Jahre gegeben haben, in denen bis zu 200 Sternschnuppen pro Stunde gezählt wurden. Der Radiant liegt im Sternbild Bärenhüter (lat. Bootes), weshalb die Sternschnuppen auch den Namen Bootiden tragen. Der Name Quadrantiden stammt vom früheren Sternbild Mauerquadrant, das es heute nicht mehr offiziell gibt. Welcher Komet die Staubspur hinterlassen hat, die die Sternschnuppen auslösen, ist nicht ganz klar.

Lyriden (14.04.-30.04.): Der Sternschnuppen-Strom der Lyriden ist bereits lange bekannt: Im Jahr 687 vor Christus sollen sie erstmals in China aufgezeichnet worden sein. Die ZHR der Lyriden wird mit 18 angegeben, jedoch gibt es unregelmäßige Aktivitätserhöhungen. Der Mutterkörper des Sternschnuppen-Stroms ist der Komet C/1861 G1 (Thatcher), die Sternschnuppen scheinen aus dem Sternbild Leier (lat. Lyra) auszuströmen.

Eta-Aquariiden/Mai-Aquariden (19.04.-28.05.): Der Sternschnuppen-Strom der Eta-Aquariiden stammt vom Halleyschen Kometen ab. Seine Sternschnuppen scheinen aus dem Sternbild Wassermann (lat. Aquarius) zu flitzen. Die Meteore erscheinen am Himmel oft sehr lang. Die ZHR wird zwar mit 50 angegeben, jedoch steigt der Radiant nicht sehr hoch über den Horizont, weshalb nur wenige Sternschnuppen zu sehen sind. Je südlicher man diese Sternschnuppen beobachtet, desto mehr von ihnen dürfte man sehen.

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Arietiden (14.05.-24.06.): Die Arietiden können in Mitteleuropa nicht mit bloßem Auge beobachtet werden, da sie hier am hellichten Tag stattfinden. Mit Hilfe von Radiowellen können sie jedoch registriert werden. Der Radiant des Sternschnuppen-Stroms liegt im Sternbild Widder (lat. Aries), es wird vermutet, dass der Mutterkörper der Asteroid 1566 Icarus oder der Komet 96P/Machholz ist.

Sternschnuppen-Kalender: Meteor-Ströme von Juli bis Oktober

Südliche Delta-Aquariiden/Juli-Aquariiden (12.07.-23.08.): Dieser Meteor-Strom scheint aus dem Sternbild Wassermann (lat. Aquarius) auszuströmen. Welcher Himmelskörper ursprünglich für diese Sternschnuppen verantwortlich ist, ist nicht bekannt. Neben den südlichen Delta-Aquariiden treten zeitgleich die nördlichen Delta-Aquariiden auf – sie sind von Mitte Juli bis Anfang September zu sehen und haben ihr Maximum um den 13. August – genau wie die Perseiden.

Perseiden (17.07.-24.08.): Der wohl bekannteste und beliebteste Sternschnuppen-Strom des Jahres, die Perseiden, beschert Himmelsbeobachter:innen jedes Jahr im August wunderschöne Sternschnuppen-Nächte. Der Meteor-Strom, der mit einer ZHR von 100 angegeben wird, wird im Volksmund auch „Laurentiustränen“ genannt. Der Radiant der Meteore liegt im Sternbild Perseus, nahe dem Sternbild Cassiopeia. Als Mutterkörper der Perseiden gilt der Komet 109P/Swift-Tuttle.

Draconiden/Giacobiniden (06.10.-10.10.): Der Meteor-Strom ist nur sehr kurz, sein Radiant liegt im Kopf des Sternbilds Drache, das in Europa immer am Nachthimmel zu sehen ist. In den meisten Jahren können zum Maximum nur etwa zwei Meteore pro Stunde beobachtet werden – es gibt jedoch gelegentlich auch Jahre mit größeren Ausbrüchen. Der Komet, der für die Draconiden verantwortlich ist, heißt 21P/Giacobini-Zinner.

Orioniden (02.10.-07.11.): Aus dem Sternbild Orion scheinen im Oktober die Meteore der Orioniden auszuströmen. Es handelt sich um einen der fünf aktivsten Meteor-Ströme, dessen Ursprung der Halleysche Komet ist. Angegeben wird er mit einer ZHR von 20.

Sternschnuppen-Kalender: Meteor-Ströme im November und Dezember

Leoniden (06.11.-30.11.): Die Leoniden waren einst ein sehr aktiver Sternschnuppen-Strom, weshalb der November früher auch als der Sternschnuppen-Monat galt. Doch mittlerweile ist der Meteor-Strom schwächer, er wird mit einer ZHR von 10 angegeben. Alle 33 Jahre kann es jedoch zu einem besonderen Highlight kommen: Wenn die Erde die Umlaufbahn des Mutterkörpers, Komet Tempel-Tuttle, kreuzt, kurz nachdem dieser das innere Sonnensystem durchquert hat, kann die Zahl der Sternschnuppen massiv ansteigen – sogar ein Meteorsturm mit mehreren tausend Sternschnuppen pro Stunde ist dann möglich. Im November 1833 soll es bis zu 200.000 Sternschnuppen pro Stunde gegeben haben. Der Radiant der Leoniden liegt im Sternbild Löwe (lat. Leo).

Sternschnuppen treten häufig in alljährlich wiederkehrenden Meteor-Strömen auf. (Archivbild)
Sternschnuppen treten häufig in alljährlich wiederkehrenden Meteor-Strömen auf. (Archivbild) © imago/Imaginechina-Tuchong

Puppiden-Veliden (01.12.-15.12.): Dieser Meteor-Strom ist aus Mitteleuropa nicht sichtbar. Der Radiant der Sternschnuppen liegt im Sternbild Achterdeck des Schiffs (lat. Puppis) und verlagert sich im Laufe der Zeit in das Sternbild Segel des Schiffs (lat. Vela), daher stammt der Name.

Geminiden (04.12.-20.12.): Der ergiebigste Sternschnuppen-Strom des Jahres sind die Geminiden im Dezember. Die ZHR wird mit 150 angegeben, der Radiant des Meteor-Stroms liegt im Sternbild Zwilling (lat. Gemini). Als Mutterkörper gilt der Asteroid (3200) Phaeton. Die Geminiden produzieren viele helle, meist gelb-weiß leuchtende Sternschnuppen. Der Radiant ist die ganze Nacht über am Himmel zu sehen – weshalb die Geminiden gut zu beobachten sind.

Ursiden (17.12.-26.12.): Der Radiant der Ursiden liegt im Sternbild Kleiner Bär (lat. Ursa Minor) – er ist in Mitteleuropa die ganze Nacht am Himmel zu sehen. Dieser letzte Meteor-Strom des Jahres produziert eine ZHR von 10 Sternschnuppen pro Stunde – es gab jedoch auch vereinzelt schon höhere Werte. Der Ursprungskomet der Ursiden ist 8P/Tuttle.

Sternschnuppen-Ströme: Wie man Meteore am besten beobachtet

Wer Sternschnuppen zählen möchte, sollte sich einen geeigneten Sternschnuppen-Strom aussuchen – gerne werden die Perseiden ausgewählt, da sie der Strom mit der größten ZRH im Sommer sind – und sich dann einen geeigneten Beobachtungsplatz suchen. Besonders geeignet ist ein Ort, der möglichst dunkel ist und einen guten Rundumblick an den Himmel ermöglicht. Viel mehr braucht man nicht, Ausrüstung wie etwa ein Fernglas erschwert die Suche nach Sternschnuppen nur.

Für das Beobachten von Sternschnuppen gelten generell zwei Dinge: Man braucht Geduld – auch während Sternschnuppen-Strömen kann es sein, dass man viele Minuten lang keine Meteore sehen wird. Und man braucht einen guten Rundumblick an den Himmel – die Sternschnuppen können am gesamten Himmel auftauchen. Verfolgt man ihre Flugbahn zurück, landet man beim Radianten, der dem Meteor-Strom seinen Namen gab. Wer es beim Beobachten besonders bequem haben möchte, der sollte sich eine Liegemöglichkeit (Liegestuhl, Isomatte oder ähnliches) sowie warme Getränke mitnehmen – denn auch im Sommer kann es nachts empfindlich kalt werden. (Tanja Banner)

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