„Starlink“-Satelliten bedrohen auch das „Hubble“-Weltraumteleskop

In Aufnahmen des „Hubble“-Weltraumteleskops findet eine Studie zahlreiche Spuren von „Starlink“-Satelliten.
Garching – Als 2019 die ersten Satelliten für die Mega-Konstellation „Starlink“ von SpaceX ins Weltall geschossen wurden, war der Aufschrei kurze Zeit später groß: Die kleinen Satelliten, die für schnelles Internet in jedem Winkel der Erde sorgen sollten, waren zeitweise sehr hell am Himmel zu sehen. Vor allem in der Astronomie wurden die Befürchtungen laut: Die hellen Satelliten könnten Spuren in wichtigen Teleskop-Aufnahmen hinterlassen und die Arbeit von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern behindern.
SpaceX zeigte sich einsichtig und arbeitete daran, die Satelliten abzudunkeln. Bis heute ist das Problem um die „Starlink“-Satelliten nicht vollständig gelöst. Eine neue Studie zeigt nun, dass nicht nur die bodengestützte Astronomie betroffen ist, sondern auch das „Hubble“-Weltraumteleskop in Mitleidenschaft gezogen wird.
„Starlink“-Spuren in „Hubble“-Weltraumteleskop zu sehen
Ein Forschungsteam um Sandor Kruk vom Max-Planck-Institut für Extraterrestrische Physik (MPE) in Garching hat mithilfe von tausenden Freiwilligen und Machine-Learning-Algorithmen mehr als 100.000 einzelne Aufnahmen des „Hubble“-Weltraumteleskops unter die Lupe genommen. Die Aufnahmen stammen aus den Jahren 2009 bis 2021, am Ende dieses Zeitraums waren 1562 „Starlink“-Satelliten im Erdorbit unterwegs, dazu kamen 320 „OneWeb“-Satelliten. Die Studie wurde im Fachjournal Nature publiziert.
Bei der Analyse der Daten stellten die Forscherinnen und Forscher fest, dass die Wahrscheinlichkeit, in den „Hubble“-Aufnahmen aus den Jahren 2009 bis 2020 die Spur eines Satelliten zu sehen, bei 3,7 Prozent lag. Im Jahr 2021 lag sie dagegen schon bei 5,9 Prozent – eine Steigerung, die die Studienautorinnen und -autoren auf die „Starlink“-Satelliten zurückführen.
Zahl der Satelliten wird in Zukunft weiter zunehmen
„Der Anteil der ‚Hubble‘-Bilder, die von Satelliten gekreuzt werden, ist derzeit gering und hat nur einen vernachlässigbaren Einfluss auf die Wissenschaft“, heißt es in der Studie. Die New York Times zitiert eine Nasa-Sprecherin: „Solche Analysen können zwar eine allmähliche Zunahme der entdeckten Satellitenstreifen im Laufe der Zeit zeigen, aber die meisten dieser Streifen lassen sich mit Standardtechniken zur Datenreduzierung leicht entfernen, und die meisten der betroffenen Bilder sind immer noch brauchbar.“
Die Autorinnen und Autoren der Studie sind sich jedoch sicher: Die Zahl der Satelliten wird in Zukunft weiter zunehmen – derzeit sind bereits mehr als 3700 „Starlink“-Satelliten im Erdorbit unterwegs, geplant hat SpaceX mehrere zehntausend Satelliten.
Weltraumteleskop „Hubble“ fliegt unterhalb der „Starlink“-Satelliten
Im Jahr 2019 hatte SpaceX-Gründer Elon Musk noch angedeutet, man müsse Teleskope eben künftig in den Erdorbit auslagern, um den Satelliten zu entgehen. Das Problem von „Hubble“: Das Teleskop, das bereits seit 1990 im Weltall ist, bewegt sich in einer Höhe von 545 bis 549 Kilometern und blickt von der Erde weg, hinein ins Weltall. Die „Starlink“-Satelliten bewegen sich auf einer Höhe von 550 Kilometern – rauschen also immer wieder vor der Linse des „Hubble“-Teleskops vorbei.
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Dem „Hubble“-Weltraumteleskop verdankt die Menschheit zahlreiche bahnbrechende Entdeckungen: Beispielsweise, dass es im Zentrum der meisten Galaxien ein supermassereiches schwarzes Loch gibt oder dass das Universum 13,8 Milliarden Jahre alt ist. Der „Nachfolger“ des „Hubble“-Teleskops dürfte keine Probleme mit Satelliten haben, die die Erde umkreisen: Das „James Webb“-Weltraumteleskop befindet sich etwa 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt. (tab)