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Starlink: Wird Elon Musks Internet zur ernsthaften Konkurrenz für Telekom und Co.?

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Von: Isabel Wetzel

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SpaceX- und Tesla-Chef Elon Musk will mit seinem Projekt „Starlink“ für schnelles Internet auf der ganzen Welt sorgen. Doch wie leistungsfähig ist Satelliteninternet eigentlich?
SpaceX- und Tesla-Chef Elon Musk will mit seinem Projekt „Starlink“ für schnelles Internet auf der ganzen Welt sorgen. Doch wie leistungsfähig ist Satelliteninternet eigentlich? © Saquan Stimpson/Imago

Nach der Flutkatastrophe war das Satelliteninternet von Elon Musk die Rettung in der Not. Doch im Alltag kann „Starlink“ mit der Glasfaser nicht mithalten, zeigt eine Studie.

Gießen ‒ Nach der Flutkatastrophe* in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz waren tausende Haushalte in den betroffenen Gebieten ohne Internet und Handyempfang von der Außenwelt abgeschnitten - zahlreiche Mobilfunkmasten wurden durch das Hochwasser zerstört. Wenige Tage nach der Katastrophe reagierte das Land Rheinland-Pfalz und installierte in den Regionen insgesamt Starlink*-Satellitenschüsseln, die die Bürger:innen in den Katastrophengebieten mit schnellem und kostenlosem Internet versorgen sollten - die Rettung in der Not.

Wäre es dann nicht sinnvoll, grundsätzlich „katastrophensicheres“ Internet aus dem All flächendeckend anzubieten - als Alternative zum Glasfasernetz? Diese Frage hat eine kürzlich veröffentlichte Studie der Technischen Hochschule Mittelhessen im Auftrag des Bundesverbands Breitbandkommunikation (Breko) untersucht.

Satelliteninternet „Starlink“: Rund 42.000 Satelliten sollen die Erde mit Internet aus dem All versorgen

Bei den Untersuchungen arbeiteten die Wissenschaftler:innen um Professor Kristof Obermann vor allem am Konzept der SpaceX-Konstellation Starlink. Tech-Milliardär Elon Musk* selbst, glaubt an das Projekt und seine Nutzbarkeit und hofft bis zur Mitte des kommenden Jahres auf rund eine halbe Million Nutzer für seinen Satelliten-Internetdienst. Mit fortlaufenden Satellitenstarts ist Musks Raumfahrtfirma SpaceX* im August 2021 so weit, den Großteil der Welt mit Internet aus dem All versorgen zu können.

Erst im Februar 2021 wurde eine Testphase für das Starlink-Internet* in Deutschland angekündigt und nur wenige Wochen später startete die Beta-Phase von Elon Musks Internets aus dem All*. Ende Juni, noch vor der Flutkatastrophe im Westen Deutschlands, hatte Starlink weltweit bereits gut 69.000 Nutzer, wie Elon Musk zu dem Zeitpunkt mitteilte. Die „Low Earth Orbit“ oder Leo-Satelliten sollen aufgrund der vergleichsweise kurzen Distanz zur Erde für ein schnelles Internetsignal fast überall auf der Welt sorgen.

Bis zum jetzigen Zeitpunkt hat das Unternehmen mithilfe der eigenen Recycling-Raketen „Falcon 9“ rund 1600 Starlink-Satelliten* ins All geschickt, die in Umlaufbahnen in einer Höhe von rund 550 Kilometern um die Erde kreisen. Das ist die erste Ausbaustufe für das Starlink-Internet. Nach dem Ende der Ausbaustufen Zwei und Drei soll das Netz insgesamt fast 42.000 Satelliten umfassen. Stufe 3 ist bislang allerdings noch nicht genehmigt.

Zwei „Starlink“-Satelliten sind als Lichtstreifen am Nachthimmel zu sehen. Mittlerweile umkreisen rund 1600 Satelliten der Firma SpaceX die Erde auf einer Umlaufbahn in Höhe von 550 Kilometern.
Zwei „Starlink“-Satelliten sind als Lichtstreifen am Nachthimmel zu sehen. Mittlerweile umkreisen rund 1600 Satelliten der Firma SpaceX die Erde auf einer Umlaufbahn in Höhe von 550 Kilometern. © Patrick Pleul/dpa

Starlink-Internet als Konkurrenz für Telekom und Co.: Keine flächendeckende Versorgung möglich

Die Ergebnisse der Studie „Leistungsfähigkeit von Satelliteninternet gemäß dem Starlink-Konzept“ der Technischen Hochschule Mittelhessen zeigen allerdings schon jetzt: Auch nach vollständigem Ausbau lässt sich über das Satellitennetz Starlink keine flächendeckende Versorgung der deutschen Haushalte mit schnellem Internet von mindestens 100 Mbit/s erreichen. Maximal 1,3 Millionen Anschlüsse werde das Netz laut Kristof Obermann, dem Dekan des Fachbereichs Elektro- und Informationstechnik der TH Mittelhessen, beliefern können. Das sind nur rund 3 Prozent der insgesamt 40 Millionen Haushalte in Deutschland.

Damit stelle das Satelliteninternet seiner Einschätzung zufolge keine Bedrohung für die Telekommunikationsfirmen wie die Telekom, Vodafone und Co. dar. „Die bereitgestellte Gesamtkapazität ist viel zu gering, um nennenswerte Marktanteile mit entsprechenden Bitraten erschließen zu können“, heißt es im Abschlussbericht der Studie. Das Satellitennetz stelle keine Alternative zu Glasfaseranschlüssen, mit denen bereits Bitraten von 1Gbit/s, 10 Gbit/s oder künftig sogar noch mehr erreicht werden können.

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Satelliteninternet: Globale Vernetzung macht Starlink als Ergänzung attraktiv

Obermann erklärt weiter, dass vor allem die globale Vernetzung vieler Endgeräte eine Stärke des Starlink-Internets sei. Es sei technologisch eine hochinteressante Entwicklung und für weltweite und flächendeckende Versorgung geeignet - besonders von Gegenden mit geringer Bevölkerungsdichte, beispielsweise ländliche Gebiete, Weltmeere, Arktis, Antarktis, Wüsten, Steppen, Weideflächen oder Gebirge. Auch in Deutschland gibt es noch zahlreiche Regionen, die an die bestehenden Breitbandtechnologien der Telekommunikationsanbieter noch nicht angeschlossen sind. Durch das Satelliteninternet könnte dort zumindest eine Grundversorgung angeboten werden.

Space-X-Gründer Elon Musk selbst betrachtet den Starlink-Dienst grundsätzlich nicht als Konkurrenz zum Angebot etablierter Mobilfunk-Anbieter, sondern als Ergänzung, sagte der Unternehmer, der auch den Elektroauto-Hersteller Tesla führt, im Juni.

Elon Musks Starlink-Internet als Brückentechnologie: Digitalisierung in Rand- und Einzellagen

Gerade in der Corona*-Pandemie, in der schnelles Internet zu Hause durch Homeschooling und Homeoffice rasant an Bedeutung gewonnen hat, könnte sich das Satelliteninternet zu einer wichtigen Brückentechnologie entwickeln. Anfang Juni hatte das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) einen sogenannten Digitalisierungszuschuss angekündigt.

„Mit dem Digitalisierungszuschuss ergänzen wir die Graue-Flecken-Förderung dort, wo der Aufwand für eine Anbindung ans Netz besonders hoch ist. Auf dem Weg in die digitale Zukunft lassen wir niemanden zurück“, sagte Bundesminister Andreas Scheuer (CSU*). Die Förderung von Internetanschlüssen in Einzel- und Randlagen solle dementsprechend über eine nicht-leitungsgebundene Anbindung, wie eben beispielsweise Satellit, laufen. (iwe) *fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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