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Planet Merkur: Forscher vermutet tonnenweise Diamanten auf seiner Oberfläche

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Von: Tanja Banner

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Die Oberfläche des Planeten Merkur ist von Kratern und Einschlagsstellen übersät –  durch die Meteoriten-Einschläge könnten Diamanten entstanden sein, sagt ein Geologe. (Künstlerische Darstellung)
Die Oberfläche des Planeten Merkur ist von Kratern und Einschlagsstellen übersät – durch die Meteoriten-Einschläge könnten Diamanten entstanden sein, sagt ein Geologe. (Künstlerische Darstellung) © imago/CHROMORANGE

Eine Grafitkruste und heftiges Meteoriten-Bombardement könnten bei einem Planeten in unserem Sonnensystem zur Bildung unzähliger Diamanten geführt haben.

Der Planet Merkur ist der sonnennächste Planet in unserem Sonnensystem, er hat die größten Temperaturschwankungen aller Planeten (von -170° Celsius bis +430° Celsius) und sieht auf Aufnahmen eher unspektakulär aus. Auffällig sind vor allem die unzähligen Krater auf seiner Oberfläche, die von Meteoriten-Einschlägen stammen. Doch genau diese Meteoriteneinschläge haben möglicherweise eine äußerst spannende Folge gehabt, wie der US-Geologe Kevin Cannon auf der Lunar and Planetary Science Conference im US-Bundesstaat Texas gezeigt hat.

Computersimulationen, die Cannon durchgeführt hat, zeigen, dass die Meteoriten-Einschläge über Milliarden Jahre hinweg einen großen Teil der Merkur-Oberfläche in Edelsteine verwandelt haben könnte. Etwa ein Drittel der Kruste des Planeten könnten so in ein Diamanten-Vorkommen verwandelt worden sein, das um ein Vielfaches größer ist als die Zahl der Diamanten auf der Erde.

Planet Merkur: Durch Meteoriten-Einschläge könnten Diamanten entstanden sein

Diamanten entstehen unter immensem Druck und bei sehr hohen Temperaturen. Auf der Erde entstehen sie tief in der Erde und gelangen beispielsweise bei Vulkanausbrüchen an die Oberfläche. Untersuchungen von Meteoriten, die auf der Erde gefunden wurden, zeigen jedoch, dass Diamanten auch bei einem Meteoriten-Einschlag entstehen können. „Wenn diese Einschläge geschehen, entstehen sehr hoher Druck und hohe Temperaturen, die Kohlenstoff in Diamant umwandeln können“, so Cannon bei seinem Vortrag.

NameMerkur
HimmelskörperPlanet
Durchmesser4880 km
Entfernung zur Sonne57.910.000 km
Umlaufzeit88 Tage
Temperaturen-170°C bis +430°C

Sonnensystem: Planet Merkur hat wohl eine Hülle aus Grafit

Frühere Untersuchungen des Merkur durch die Nasa-Sonde „Messenger“ deuten darauf hin, dass in der Kruste des Planeten eine alte Hülle aus Grafit erhalten sein könnte. Bei Grafit handelt es sich um ein Mineral aus Kohlenstoff. „Wir glauben, dass bei der Entstehung des Merkurs ein Magmaozean entstand, aus dem Grafit auskristallisierte“, zitiert das Portal Science News Cannon. Durch die Bombardierung des Merkur mit Meteoriten wäre ein großer Teil der Grafitkruste zerschlagen worden und zu Diamant geworden, so Cannons Hypothese.

Am Computer simulierte der Geologe ein 4,5 Milliarden Jahre langes Meteoriten-Bombardement auf eine Grafitkruste wie sie unter der Oberfläche des Merkur vermutet wird. Die Ergebnisse sind erstaunlich: Hat der Merkur eine 300 Meter dicke Grafitschicht besessen, sollten die Meteoriten-Einschläge 16 Billiarden Tonnen Diamanten erzeugt haben – etwa das 16-fache der geschätzten Diamantenreserven auf der Erde.

Merkur: Einige der Diamanten könnten durch Meteoriten-Einschläge zerstört worden sein

Doch ganz unumstritten ist die Hypothese von Cannon nicht: „Es gibt keinen Grund, daran zu zweifeln, dass Diamanten auf diese Weise produziert werden könnten“, erklärt der Planetenforscher Simone Marchi vom Southwest Research Institute, der nicht an der Forschung beteiligt war, gegenüber Science News. Wie viele der Diamanten überlebt haben könnten, sei jedoch eine andere Frage. Einige der Edelsteine wären wahrscheinlich durch spätere Einschläge zerstört worden.

Dem stimmt Cannon zu, gibt jedoch zu Bedenken, dass der Schmelzpunkt von Diamanten bei über 4000° Celsius liegt. Daher wären die Verluste „sehr begrenzt“ gewesen. In künftige Simulationen will Cannon diesen Aspekt mit einbeziehen, um die möglichen Diamantenreserven auf dem Planeten Merkur genauer beziffern zu können.

Planet Merkur wird 2025 von der Raumsonde „BepiColombo“ besucht

Eine Gelegenheit, auf dem Merkur nach der Existenz von Diamanten zu suchen, gibt es möglicherweise bereits im Jahr 2025, wenn die Esa-Raumsonde „BepiColombo“ den Planeten erreicht. Wie Cannon in einem Paper zur Konferenz erklärt, haben Diamanten fast keine Signatur in nahinfraroten Wellenlängen, weshalb sie von der Nasa-Sonde „Messenger“ nicht entdeckt werden konnten. In längeren Wellenlängen, wie „BepiColombo“ sie wahrnehmen kann, seien Diamanten jedoch zu sehen. Auch auf der Oberfläche einiger Exoplaneten könnten sich Diamanten auf ähnliche Weise gebildet haben, schreibt Cannon.

Doch einen Wermutstropfen gibt es auch: Die wenigsten Diamanten auf dem Planeten Merkur dürften die Qualität von Edelsteinen haben. „Ein besserer Vergleich sind die verunreinigten Diamanten, die in der Industrie als Schleifmittel verwendet werden“, zitiert welt.de den Geologen. (tab)

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