Stern wird ungewöhnlich hell, ohne sich zu verändern – Forschungsteam macht überraschende Entdeckung

Ein Stern verhält sich seltsam und wird immer heller. Ein Forschungsteam aus den USA gräbt alte Daten aus und macht eine erstaunliche Entdeckung.
Seattle – Die Astronomen Anastasios Tzanidakis und James Davenport von der University of Washington interessieren sich nach eigenen Angaben für „ungewöhnliche Sterne“. Da kam ihnen eine automatisierte Warnung der „Gaia“-Mission der europäischen Raumfahrtorganisation Esa gerade recht: Daten zeigten, dass der Stern Gaia17bpp innerhalb von zweieinhalb Jahren allmählich heller wurde.
Ein Stern der seine Helligkeit so stark verändert, lässt Fachleute aufhorchen, denn das Verhalten ist ungewöhnlich. Doch im Fall von Gaia17bpp stellte ein Forschungsteam um Tzanidakis und Davenport schnell fest, dass sich der Stern selbst gar nicht veränderte – etwas anderes musste für die Helligkeitsänderung verantwortlich sein.
Stern wird ungewöhnlich hell – ohne sich selbst zu verändern
„Ausgehend von den derzeit verfügbaren Daten scheint dieser Stern einen sich langsam bewegenden Begleiter zu haben, der von einer großen Scheibe aus Material umgeben ist“, erklärt Tzanidakis in einer Mitteilung und verdeutlicht die Dimensionen: „Befände sich dieses Material im Sonnensystem, würde es sich von der Sonne bis zur Erdumlaufbahn oder noch weiter erstrecken.“
Um zu diesen Schlussfolgerungen zu kommen, musste das Forschungsteam Detektivarbeit leisten und erst einmal zahlreiche Daten zum Stern Gaia17bpp zusammentragen. Neben den Daten der „Gaia“-Mission, die bis 2014 zurückreichten, flossen auch Informationen von den Teleskopen „Pan-Starrs1“, „Wise/Neowise“ und der Zwicky Transient Facility mit ein. So kamen die Forschenden auf Daten bis zurück ins Jahr 2010.
Stern verhält sich seltsam – Forschungsteam vermutet Begleitstern
„Basierend auf unserer Analyse umkreisen sich die beiden Sterne in einem ungewöhnlich langen Zeitraum – bis zu 1000 Jahre“, hat Tzanidakis herausgefunden. Er erklärt, wie ungewöhnlich es ist, dass sein Team die Helligkeitsänderung des Sterns überhaupt bemerkt hat: „Die Wahrscheinlichkeit, diesen hellen Stern bei der Verfinsterung durch seinen staubigen Begleiter zu beobachten, ist einmalig im Leben.“
Der Stern Gaia17bpp war laut den Daten, die das Forschungsteam in Detektivarbeit zusammengetragen hat, für fast sieben Jahre dunkler als gewöhnlich. Von 2012 bis 2019 blockierte offenbar der Begleitstern, der vor Gaia17bpp vorbeizog, 98 Prozent des Lichts. Das, was in den „Gaia“-Daten als heller werdender Stern zu sehen war, war demzufolge tatsächlich das Ende der Bedeckung: Der Begleitstern gab Gaia17bpp wieder frei, das Licht konnte wieder ungehindert ins Weltall vordringen.
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Umkreist ein kleiner weißer Zwergstern den Stern Gaia17bpp?
Mithilfe astronomischer Beobachtungen, die bis in die 1950er Jahre zurückreichen, konnten Tzanidakis und Davenport eine weitere wichtige Erkenntnis gewinnen: „In 66 Jahren Beobachtungszeit haben wir keine anderen Anzeichen für eine signifikante Verdunkelung dieses Sterns gefunden“, beschreibt Tzanidakis den Fund. Wie der staubige Begleiter des Sterns Gaia17bpp aussehen könnte, ist nicht ganz klar. Vorläufige Daten deuten darauf hin, dass es sich um einen kleinen aber massereichen weißen Zwergstern handeln könnte. Woher der Staub stammt, ist ebenfalls noch unklar.
Tzanidakis jedenfalls freut sich über den Fund seines Teams: „Das war eine Zufallsentdeckung“, betont der Astronom. „Wenn wir ein paar Jahre zu spät dran gewesen wären, hätten wir sie verpasst.“ Die „Kuriosität“ könnte jedoch viel häufiger im Weltall vorkommen, als Fachleute bisher angenommen haben, so das Forschungsteam. Die Ergebnisse der Studie wurden noch nicht in einem Fachjournal veröffentlicht, jedoch beim 241. Treffen der American Astronomical Society in Seattle vorgestellt. (tab)