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Saturn-Ringe sind jünger als gedacht – und könnten bald verschwinden

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Von: Tanja Banner

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Die Ringe des Saturn sind deutlich jünger als der Planet. Zu diesem Schluss kommen gleich zwei Studien. Doch eines weiß die Forschung immer noch nicht: Wie das Ringsystem entstand.

Boulder – Seit 4,5 Milliarden Jahren existieren die Planeten in unserem Sonnensystem – doch offenbar hat zumindest einer der neun Planeten sein Aussehen in den vergangenen 400 Millionen Jahren noch einmal dramatisch verändert: Saturn. Zwei neue Studien haben sich mit dem großen Ringsystem beschäftigt, das den Planeten umgibt und sind zu dem Schluss gekommen, dass diese nur 100 bis 400 Millionen Jahre alt sind.

Für beide Studien werteten die Forschungsteams Daten des Cosmic Dust Analyzer aus, der sich an Bord der Nasa-Raumsonde „Cassini“ befand, die von 2004 bis 2017 den Saturn umkreiste. Das Messgerät hat untersucht, wie viel Staub sich in der Umgebung des Saturn befindet. Sascha Kempf (University of Colorado Boulder), Hauptautor einer Studie, die im Fachjournal Science Advances veröffentlicht wurde, erklärt seinen Ansatz wie folgt: „Denken Sie an die Ringe wie an den Teppich in Ihrem Haus. Wenn Sie einen sauberen Teppich ausgelegt haben, müssen Sie nur warten. Der Staub wird sich auf dem Teppich absetzen. Das Gleiche gilt für die Ringe.“

„Herr der Ringe“: Ringsystem des Saturn ist jünger als der Planet

Richard Durisen, Hauptautor der zweiten Studie zu Saturns Ringen (veröffentlicht im Fachmagazin Icarus), ergänzt in einer Mitteilung: „Unsere unausweichliche Schlussfolgerung ist, dass die Saturnringe nach astronomischen Maßstäben relativ jung sein müssen, nur ein paar hundert Millionen Jahre alt.“ Wenn man sich das Satellitensystem des Saturn ansehe, gebe es weitere Hinweise darauf, dass dort „in den letzten paar hundert Millionen Jahren etwas Dramatisches passiert ist“. Die Forschung geht davon aus, dass ein Großteil der mittlerweile 145 bekannten Saturn-Monde durch eine Kollision in der Umlaufbahn des Planeten entstanden sein könnte. Auch die Entstehung des Ringsystems könnte damit in Verbindung stehen.

Das „Hubble“-Weltraumteleskop zeigt den Gasriesen Saturn und seine Ringe in voller Pracht. Die Farbe der Ringe verändert sich im Laufe der Beobachtungen immer wieder.
Das „Hubble“-Weltraumteleskop zeigt den Gasriesen Saturn und seine Ringe in voller Pracht. Die Farbe der Ringe verändert sich im Laufe der Beobachtungen immer wieder. © SCIENCE: NASA, ESA, Amy Simon (NASA-GSFC), Michael H. Wong (UC Berkeley), IMAGE PROCESSING: Alyssa Pagan (STScI)

Die Ringe des Saturn beschäftigen die Forschung bereits seit mehr als 400 Jahren. Im Jahr 1610 beobachtete sie der italienische Astronom Galileo Galilei erstmals durch das Teleskop – wusste jedoch nicht, was er sah. In den 1800er Jahren kam der schottische Forscher James Clerk Maxwell zu der Erkenntnis, dass die Ringe nicht fest sein konnten, sondern aus vielen kleinen Teilen bestehen. Heute weiß die Forschung, dass Saturn gleich sieben Ringe hat, die aus unzähligen Eisbrocken bestehen. Die Ringe erstrecken sich fast 280.000 Kilometer von der Planetenoberfläche ins Weltall und können bereits mit kleinen Teleskopen gut gesehen werden. Ihnen hat der Saturn den Spitznamen „Herr der Ringe“ zu verdanken.

Ringsystem des Saturn: Wie sind die sieben Ringe entstanden?

„Wir wissen ungefähr, wie alt die Ringe sind, doch das löst keins unserer anderen Probleme“, betont der Forscher Kempf in einem Statement: „Wir wissen immer noch nicht, wie diese Ringe überhaupt entstanden sind.“ Ursprünglich ging die Forschung davon aus, dass die Ringe sich etwa zu der Zeit bildeten, als auch der Planet Saturn entstand. Doch die Ringe sind unglaublich sauber, wenn man bedenkt, dass dauerhaft Staub im Sonnensystem unterwegs ist. „Es ist fast unmöglich, so sauber zu bleiben“, weiß Kempf

Sein Forschungsteam schätzt, dass jedes Jahr weit weniger als ein Gramm Staub auf jedem Quadratmeter der Saturn-Ringe landet – nicht viel, doch das Material sammelt sich im Laufe der Zeit an. Die Forschung vermutet, dass die Ringe möglicherweise bereits wieder dabei sind zu verschwinden. Eine Nasa-Studie zeigte bereits vor einiger Zeit, dass das Eis der Saturn-Ringe langsam auf den Planeten herabregnet und in 100 Millionen Jahren ganz verschwinden könnte. Für den Forscher Kempf sind die Ringe ein großer Glücksfall: „Wenn die Ringe kurzlebig und dynamisch sind, warum sehen wir sie dann jetzt?“, fragt er sich und ergänzt: „Das ist zu viel Glück.“

Ringe des Saturn sollen weiter erforscht werden

Durisen blickt in die Zukunft der Saturn-Forschung: „Wenn wir herausfinden können, was in diesem System vor ein paar hundert Millionen Jahren geschah, um die Ringe zu bilden, können wir vielleicht auch herausfinden, warum der Saturn-Mond Enceladus aus seinem tiefen Ozean Wasser, Eis und sogar organisches Material ausspuckt.“ Der emeritierte Astronomie-Professor fährt fort: „Vielleicht finden wir auf Enceladus sogar die Bausteine des Lebens selbst.“ (tab)

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