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Omikron: Corona-Variante BA.2 mit „fast zweifach höherer Konzentration viraler RNA“ im Nasen-Rachen-Bereich

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Von: Pamela Dörhöfer

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Forschungsteams gehen der hohen Infektiosität der Corona-Subvariante Omikron BA.2 auf den Grund.

Frankfurt – Die Omikron-Variante BA.2 schickt sich an, in ziemlicher Geschwindigkeit ihre Schwester BA.1 – das „Ur“-Omikron – als vorherrschende Virusvariante in vielen Ländern zu verdrängen. Einige Fachleute sprechen davon, dass das Corona-Virus mit BA.2 inzwischen die Infektiosität des Masernvirus erreicht hat, das als einer der ansteckendsten Krankheitserreger überhaupt gilt.

Wie schafft es diese Variante, sich so schnell zu verbreiten? BA.1 (Omikron) und BA.2 infizieren beide vor allem die oberen Atemwege, was in der Regel für mildere Krankheitsverläufe sorgt – aber auch dafür, dass die Viren einen kürzeren Weg bis zum nächsten Wirt haben und deshalb leichter übertragbar sind, als wenn sie im tiefen Lungengewebe sitzen. BA.2 muss aber noch weitere Eigenschaften besitzen, die ihr auch gegenüber BA.1 einen Vorteil verschaffen. Genetisch seien beide Linien von Omikron sehr unterschiedlich, wird Francois Balloux, Direktor des University College London Genetics Institute, in einem Artikel im Fachmagazin „Nature“ zitiert. Beide Linien könnten sich deshalb auch unterschiedlich verhalten.

Corona-Varianten: Omikron BA.2 im Rachen mit „fast zweifach höherer Konzentration“ vorhanden

Forschende des schwedischen Karolinska Instituts vermuten, dass „die bemerkenswert schnelle Verschiebung von Omikron BA.1 zu BA.2“ in der Zeit von Januar bis März 2022 in Schweden mit einer höheren Virenlast im Nasen-Rachen-Raum zu tun hat. Ihre Studie haben sie am Sonntag auf dem preprint-Server medRxiv veröffentlicht, die Arbeit ist noch nicht unabhängig begutachtet worden. Das Team des Karolinska Instituts untersuchte dafür knapp 175.000 Abstrichproben aus dem Nasen-Rachen-Bereich – und stellte fest, dass bei einer Infektion mit BA.2 „fast zweifach höhere Konzentrationen viraler RNA“ vorlagen (Sars-CoV-2 ist ein Virus, dessen Erbgut aus RNA besteht.). Diese erhöhte Viruslast im Nasen-Rachen-Trakt könnte nach Ansicht der Forschenden zumindest „einen Teil der Erklärung liefern“, warum BA.2 übertragbarer als BA.1 ist.

Ein Mann erhält einen Corona-Test, eine Hand mit medizinischem Handschuh führt ein Teststäbchen zu seinem geöffneten Mund
Ein Mann führt in einem Covid-19 Testcenter einen Rachenabstrich bei einem Mann durch. (Symbolfoto) © Matthias Balk/dpa

Die Gesundheitsbehörde UK Health Security Agency aus Großbritannien weist in einem am 23. März veröffentlichten Papier noch auf eine weitere Fähigkeit von BA.2 hin: Darin heißt es, Daten aus dem Labor legten nahe, dass die Subvariante besser an den ACE-2-Rezeptor binden könne, der dem Virus als Andockstelle auf der Zelloberfläche dient. Das könnte die Übertragbarkeit verbessern. Zwei positive Nachrichten hält das Papier der UK Health Security Agency aber auch parat: So gebe es auf Basis diverser Studien aus dem Vereinigten Königreich bislang keine Evidenz, dass BA.2 virulenter, heißt krankmachender als BA.1 sei. Auch sei in Großbritannien kein Anstieg bei den Klinikaufenthalten aufgrund einer BA.2-Infektion im Vergleich zu BA.1 zu verzeichnen.

Corona: Omikron BA.2 – Die Impfung zeigt teilweise Wirkung

Ähnlich zu verhalten scheinen sich beide Omikron-Linien laut der UK Health Security Agency auch im Hinblick auf den Schutz der Impfung vor Krankheit und Hospitalisierung. In einem Bericht im Fachjournal „Nature“ wird Ähnliches geäußert: Der Schutz scheine bei BA.2 nicht schneller nachzulassen als bei BA.1. So betrage die Wirksamkeit des Impfstoffs gegen symptomatisches Covid-19 nach einer zweifachen Impfung nach 25 Wochen oder länger zwar weniger als 20 Prozent, steige aber zwei bis vier Wochen nach einer dritten Dosis wieder auf etwa 70 Prozent. Der Schutz vor schwerer Erkrankung bleibe „mindestens sieben Monate lang“ bei 68 Prozent und mehr, selbst bei Menschen, die nur zwei Impfdosen erhalten hatten. Nach einer Booster-Impfung betrage der Schutz vor schwerer Erkrankung mehr als 80 Prozent.

Das Fachmagazin zitiert den Gesundheitswissenschaftler Laith Abu-Raddad vom Weill Cornell Medical Collage New York dazu mit der Einschätzung: „Die Impfstoffe funktionieren angesichts der Herausforderung der Evolution bemerkenswert gut.“ Wegen der hohen Mutationsfreudigkeit des Coronavirus hält er es allerdings für wenig sinnvoll, künftig Vakzine gegen einzelne Varianten zu entwickeln. Stattdessen sollte man sich auf universelle Corona-Impfstoffe konzentrieren. „Das wäre eine grundlegendere Lösung für die Zukunft.“ (pam)

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