Nasa-Sonde ist auf dem Weg zur Sonne

Die "Parker Solar Probe" hebt von Cape Canaveral ab. Ihr Ziel: Die Atmosphäre der Sonne. Dort hat sie mit hohen Temperaturen zu kämpfen und soll unter anderem Sonnenwinde erforschen.
Endlich geht es los, wird sich der eine oder andere Wissenschaftler gedacht haben: Am frühen Sonntagmorgen (Ortszeit) hob eine Delta-IV-Rakete mit der „Parker Solar Probe“ vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral in den USA ab. Der Start hatte sich nach Problemen am Samstag auf Sonntag verschoben. Doch der neue Wochentag war irgendwie passend für die Mission: Schließlich ist das Ziel der Raumsonde die Atmosphäre der Sonne.
Nasa-Wissenschaftsdirektor Thomas Zurbuchen freut sich über den gelungenen Nacht-Start von Cape Canaveral: „Wir haben etwas erreicht, das vor einigen Jahrzehnten noch pure Science Fiction war“.
Seit 60 Jahren warteten einige Forscher auf diesen Tag - unter ihnen auch der US-Astrophysiker Eugene Parker, nach dem die Raumsonde benannt wurde. Parker hatte 1958 erstmals die Sonnenwinde und ihren Einfluss auf die Erde beschrieben.
Bereits bei der Gründung der Nasa vor 60 Jahren stand eine Mission zur Erforschung der Sonne auf der Wunschliste der Forscher. Doch es sollte bis ins Jahr 2018 dauern, bis eine solche Mission Wirklichkeit werden konnte.
Das liegt auch an der Hitze, mit der die „Parker Solar Probe“ klarkommen muss: In der Korona der Sonne herrschen Temperaturen von einer Million Grad Celsius und mehr. Die Sonde ist mit einem elfeinhalb Zentimeter dicken Hitzeschild aus modernen Materialien vor der Hitze geschützt - eben diese Materialien ermöglichen jetzt endlich den Flug zum Stern im Mittelpunkt unseres Sonnensystems.
Der Hitzeschild wird bis zu 1377 Grad Celsius heiß werden, erwarten die Raumfahrtingenieure. Auf der anderen Seite des Schilds lässt es sich deutlich besser aushalten: Dort sollen die Temperaturen bei etwa 30 Grad Celsius liegen. Die Instrumente, die unter anderem den Sonnenwind untersuchen sollen, sollen so nicht ins Schwitzen geraten.
Schon Ende September soll die Raumsonde das erste Mal die Schwerkraft des Planeten Venus in einem so genannten „Flyby-Manöver“ nutzen, um ihre Geschwindigkeit zu korrigieren. Bis 2025 absolviert die „Parker Solar Probe“ sieben „Flyby-Manöver“ an der Venus. Während ihrer Mission soll sich die Sonde der Sonnenoberfläche auf 6,1 Millionen Kilometer nähern - so nah kam der Oberfläche bisher kein von Menschen gebautes Objekt.
Die Mission soll Fragen beantworten, die sich Sonnenforscher schon seit Jahrzehnten stellen - unter anderem, wieso die Atmosphäre der Sonne mit einer Million Grad Celsius so viel heißer ist als deren sichtbare Oberfläche, auf der es etwa 5500 bis 6000 Grad Celsius heiß ist. Außerdem wollen die Wissenschaftler die Sonnenwinde erforschen, die auch Auswirkungen auf das Magnetfeld der Erde haben.
„Wir freuen uns alle darauf, wenn endlich Daten auf der Erde ankommen“, sagte der 91-jährige US-Astrophysiker Eugene Parker, nach dem die Nasa-Mission benannt wurde. Schon im Dezember wird es so weit sein: Dann sollen die ersten wissenschaftlichen Beobachtungen der Sonde zur Erde geschickt werden.