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Medikamente gegen Sehverlust und Erblindung: Neue Wirkstoffe bei Makuladegeneration

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Von: Pamela Dörhöfer

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Verschiedene Medikamente liegen auf einem Tisch.
Weltweit zählt die altersabhängige Makuladegeneration (AMD) zu den häufigsten Ursachen für Sehverlust und Erblindung. Neue Wirkstoffe geben jetzt Anlass zur Hoffnung. (Symbolfoto) © Lisa Krassuski/dpa

Neue Wirkstoffe lassen hoffen, dass auch die trockene Form der Augenkrankheit in ihrem Verlauf gebremst werden kann.

Frankfurt - Der Beginn ist schleichend und die Krankheit meist bereits fortgeschritten, wenn sie sich im Alltag durch schlechteres Sehen bemerkbar macht: Weltweit zählt die altersabhängige Makuladegeneration (AMD) zu den häufigsten Ursachen für Sehverlust und Erblindung, in den Industrieländern ist sie sogar die häufigste. Dabei unterscheidet man bei der nach etwa zehn Jahren eintretenden späten Phase der Makuladegeneration zwischen zwei Formen: der feuchten und der trockenen.

Während für Erstere seit etwa 15 Jahren Medikamente zur Verfügung stehen, die den Verlauf abmildern können, existiert für die trockene Makuladegeneration bislang keine wirksame Therapie. Das könnte sich jedoch bald ändern. Wie die Deutsche Ophtalmologische Gesellschaft (DOG) mitteilt, geben neue Wirkstoffe „Anlass zur Hoffnung, dass auch die trockene Spätform der AMD künftig in ihrem Verlauf gebremst werden kann“.

Medikamente gegen Makuladegeneration: Immunsystem beteiligt

Die feuchte Form geht auf das „Aussprossen feinster, undichter Blutgefäße in der Augennetzhaut zurück“, erklärt Frank Holz, Direktor der Klinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Bonn und Vorsitzender der Stiftung Auge. Diese überschießende Gefäßneubildung wird mit Wirkstoffen behandelt, die den dafür hauptverantwortlichen Wachstumsfaktor VEGF hemmen.

Bei der bislang nicht behandelbaren trockenen Form sterben lichtempfindliche Zellen aufgrund von Ablagerungen unter der Netzhaut ab. Zunehmende Erkenntnisse über die der Krankheit zugrunde liegenden Mechanismen lieferten schließlich Ansatzpunkte für Therapien: „Es sind mittlerweile mehrere Faktoren bekannt, die an dem komplexen Degenerationsprozess in der Netzhaut mitwirken“, erklärt Frank Holz. Dazu zählen die übermäßige Aktivierung eines Teils der Immunabwehr, des sogenannten Komplementsystems, das die „alternde, sehr stoffwechselaktive Makula mit ihren Ablagerungen“ attackiert.

Die neue Therapie basiert darauf, die Aktivität dieses Komplementsystems zu hemmen. Zwei als Komplementinhibitoren bezeichnete Wirkstoffe sollen in klinischen Phase-2- und Phase-3-Studien „vielversprechende Ergebnisse“ erzielt haben: „Die Ausbreitung der Netzhautschäden konnte mit ihrer Hilfe verlangsamt werden“, sagt der Mediziner. Allerdings: „Einmal untergegangene Sehzellen lassen sich nicht regenerieren.“ Das heißt: Die durch die Makuladegeneration verursachten Schäden und damit verbundenen Sehverluste lassen sich nicht mehr rückgängig machen – aber immerhin sollen sie unter der Therapie nicht weiter fortschreiten.

Medikamente gegen Makuladegeneration: Neue Therapiemöglichkeiten

Die neuen Wirkstoffe wurden bei den Studien entweder monatlich oder einmal alle zwei Monate ins Auge gespritzt. Weil das für Patientinnen und Patienten sehr aufwendig ist, wird derzeit außerdem an gentherapeutischen Ansätzen geforscht, um das Komplementsystem zu drosseln. „Therapeutische Nukleinsäuren können in einem einmaligen mikrochirurgischen Eingriff in das Auge eingebracht werden“, erläutert Frank Holz. Ein solcher Wirkstoff werde derzeit bereits klinisch erprobt.

Mit der Zulassung eines ersten Komplementinhibitors könnte 2023 gerechnet werden. Klappt das, soll im nächsten Schritt auch die Anwendung des Medikaments in früheren Stadien der AMD geprüft werden – um so möglicherweise das Fortschreiten der Erkrankung noch vor den ersten Sehverlusten zu verhindern. (pam)

Auch im Kampf gegen Krebs weckt derzeit ein neues Medikament Hoffnung. In Arztpraxen und Apotheken soll sich zukünftig einiges ändern, denn das elektronische Rezept wird im September 2022 endgültig eingeführt.

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