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Kochrezept für Böden

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Von: Joachim Wille

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Mit einer neuen Technik soll die Regeneration von Böden beschleunigt werden.
Mit einer neuen Technik soll die Regeneration von Böden beschleunigt werden. © Rights Managed/imago

Das Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Potsdam hat eine Technik entwickelt, die Regeneration von Böden zu beschleunigen.

Die Böden sind wichtig. Das wissen alle. Praktisch alles, was uns ernährt, schlägt seine Wurzeln im Boden,ob Getreidepflanze, Apfelbaum oder Kaffeestrauch. Doch Äcker und Grünland stehen unter Druck. Verdichtung, Monokulturen, Flurbereinigung und Abholzung fördern die Erosion. Verschärft wird die Lage durch den Klimawandel, der mehr Dürren, aber auch Starkregen bringt. Hinzukommen Überdüngung, Pestizidfrachten und Mikroplastikbelastung. Weltweit fast zwei Milliarden Hektar Acker- und Weideland leiden unter Bodenverschlechterung - und so erodiert auch ein wichtiger CO2-Speicher.

Der Weltbodentag am 5. Dezember ist ein guter Anlass, das sonst unterbelichtete Thema mal wieder aufzugreifen. Und auch einen neuen Ansatz vorzustellen, die Degradation der Böden aufzuhalten und sie wieder anzureichern. Das Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Potsdam hat die Technik entwickelt. Eine Art Zeitmaschine für mehr Fruchtbarkeit.

Künstliche „Huminstoffe“

Es geht darum, die Bodenqualität durch Zugabe künstlicher „Huminstoffe“ zu verbessern. Huminstoffe sind Bestandteile des fruchtbaren Humusbodens, die ihm auch die dunkle Farbe verleihen. Normalerweise entstehen sie, in dem sich biologisches Material zersetzt. Das Problem: Auf natürliche Weise dauert dieser Prozess Jahre. Max-Planck-Forscher Markus Antonietti erläutert die Dramatik: „Im Hinblick auf die weltweit zunehmend schlechte Bodenqualität müssen wir schneller sein als die Natur.“ Denn in ein paar Jahren müssten zehn Milliarden Menschen ernährt werden, und die Klimakrise gelte es auch zu bewältigen.

Den Potsdamern ist im Labor die Beschleunigung dieses Prozesses gelungen. Sie nutzen Bioabfälle wie Grünschnitt, Laubabfälle oder Baumrinde, die durch ein spezielles „Kochrezept“ in ein vergleichbares Produktgemisch verwandelt werden. Versuche hätten gezeigt, dass es die Bodenqualität verbessert – und zudem stark zur CO2- Bindung im Boden beitragen kann.

Die Menschheit wird die Klimakrise, selbst wenn sie künftig radikal CO2 einsparen sollte, ohne „Geoengineering“ wohl kaum in den Griff bekommen. Doch dann sollte man zu solchen Methoden greifen, die an die Natur angelehnt sind, statt etwa Schwefel in die Atmosphäre zu pusten, um die Sonne auszuknipsen, oder das Meer zu düngen, um CO2-satte Algen wachsen zu lassen.

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