Stolz verkündeten Radiosender in der Sowjetunion den ersten Raumflug eines Menschen: „Das erste Raumschiff der Welt, die Wostok ist heute von der Sowjetunion aus mit einem Menschen an Bord in einen Orbit über der Erde gestartet worden. Der Kosmonautenpilot des Raumschiffs Wostok ist ein Bürger der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, Fliegermajor Juri Alexejewitsch Gagarin.“ Für die USA war es ein Schreck, vergleichbar mit dem Sputnik-Schock im Jahr 1957: Erneut hatte die Sowjetunion die USA im Wettlauf ins All geschlagen. Von vielen wurde der erste Raumflug eines Menschen als ein Triumph der Sowjetunion über die USA gesehen – und das mitten im Kalten Krieg.
Das erste Raumschiff der Welt, die Wostok ist heute von der Sowjetunion aus mit einem Menschen an Bord in einen Orbit über der Erde gestartet worden. Der Kosmonautenpilot des Raumschiffs Wostok ist ein Bürger der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, Fliegermajor Juri Alexejewitsch Gagarin.
„Niemand hat es mehr satt als ich, die Vereinigten Staaten als Zweiten hinter den sowjetischen Triumphen zu sehen“, erklärte der damalige US-Präsident John F. Kennedy in einer Ansprache. „Wir werden, so hoffe ich, unsere Bemühungen dieses Jahr realisieren können, aber wir liegen zurück“, so Kennedy weiter. Tatsächlich standen die Amerikaner zum Zeitpunkt von Gagarins Flug selbst kurz vor ihrem ersten Raumflug mit einem Menschen an Bord: Nicht einmal einen Monat später, am 5. Mai 1961 schickten die USA ihren ersten Astronauten in den Weltraum. Alan B. Shepard flog mit der Raumkapsel „Freedom 7“ in eine Höhe von 187 Kilometer und damit über die Grenze von 100 Kilometern, die den Beginn des Weltalls markiert.
15 Minuten und 22 Sekunden dauerte dieser Flug, der Shepard berühmt machte. Nicht so berühmt wie Gagarin allerdings, der weiterhin der einzige Mensch der Welt blieb, der einen Orbitalflug absolviert, die Erde also tatsächlich umrundet hatte. Das gelang einem US-Astronauten erst am 20. Februar 1962: John Glenn flog mit der Kapsel „Friendship 7“ dreimal um die Erde, seine Mission dauerte insgesamt vier Stunden und 55 Minuten.
Im selben Jahr hielt Kennedy seine berühmte Mond-Rede: „Wir haben uns entschlossen, zum Mond zu fliegen. Wir haben uns entschlossen, noch in diesem Jahrzehnt zum Mond zu fliegen – nicht, weil es leicht ist, sondern weil es schwer ist.“ Der Rest ist Geschichte: Die Nasa arbeitete am „Apollo“-Programm, im Juli 1969 startete die Mission „Apollo 11“ mit Neil Armstrong, Buzz Aldrin und Michael Collins zum Mond, wo Armstrong seine berühmten Worte sprach: „Dies ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein riesiger Sprung für die Menschheit.“
Bis heute sind die USA die einzige Nation der Welt, der es gelungen ist, Astronauten auf den Mond zu bringen. Den Sowjets gelang später noch ein großer Erfolg in der Raumfahrt: Die Raumstation Mir, die die Erde von 1986 bis 2001 umkreiste. Ihr Quasi-Nachfolger, die Internationale Raumstation (ISS), ist nicht mehr vom Geist des Kalten Krieges geprägt, bei ihrem Start im Jahr 2000 war der Wettlauf ins All längst vorbei. Sie wird von den Raumfahrtorganisationen der USA, Russlands, Europas und weiterer Staaten betrieben, an Bord kooperieren unterschiedlichste Nationen miteinander – selbst dann, wenn es auf der Erde politische Spannungen gibt.
In Russland ist Juri Gagarin auch heute – 53 Jahre nach seinem Tod bei einem immer noch nicht ganz aufgeklärten Flugzeugabsturz – ein Held. Eine 42 Meter hohe Statue des Kosmonauten steht in der Hauptstadt Moskau. Wandgemälde und Tattoos in Russland zeigen den „Helden der Sowjetunion“, wie eine seiner Auszeichnungen hieß. „Er ist eine Figur, die einen absoluten Konsens schafft, der das Land vereint“, erklärt Gagarins Biograf Lev Danilkin gegenüber dem Online-Portal phys.org. Gagarin ist für viele Russen ein Symbol des russischen Erfolgs und eine Quelle für Nationalstolz, die auch der Kreml für sich nutzt.
Der Jahrestag des ersten Raumflugs von Juri Gagarin wird in Russland als „Tag der Kosmonauten“ begangen. Russen und Russinnen jeden Alters legen an diesem Tag Blumen zu Füßen von Gagarin-Statuen. Pünktlich zum 50. Jahrestag des ersten Raumflugs eines Menschen erklärte die UN-Generalversammlung den 12. April zum „Internationalen Tag der menschlichen Raumfahrt“. Auch wenn die UN sich dabei nur auf den Jahrestag des ersten Raumflugs eines Menschen beruft, gibt es am 12. April noch einen weiteren wichtigen Tag in der Raumfahrt: Am 12. April 1981 – 20 Jahre nach Gagarins erstem Flug ins Weltall - ist erstmals ein Space Shuttle der US-Raumfahrtorganisation Nasa gestartet.
Es war der erste Weltraumflug eines wiederverwendbaren Raumfahrzeugs und für die US-amerikanische Raumfahrt ein großer Schritt. Das Space Shuttle brachte die USA in der Raumfahrt weit nach vorne und sorgte dafür, dass Missionen wie das heute immer noch genutzte Weltraumteleskop „Hubble“ möglich wurden. Auch die Internationale Raumstation (ISS) wurde unter anderem mit Hilfe der Space Shuttles aufgebaut.
Als das Shuttle-Programm nach zahlreichen Problemen im Sommer 2011 eingestellt wurde, schlug die bisher letzte große Stunde der russischen Raumfahrt: Die große Raumfahrernation USA war plötzlich für den Transport von Astronaut:innen zur ISS auf die russischen Sojus-Raumkapseln angewiesen. Fast zehn Jahre blieb es dabei, dass Russland als einzige Nation Astronaut:innen ins All befördern konnte. Erst seit 2020 sind die USA dank des privaten Raumfahrtunternehmens SpaceX von Elon Musk wieder selbst dazu in der Lage, Raumfahrer:innen ins All zu transportieren.
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Derzeit kämpft die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos vor allem mit veralteten russischen ISS-Modulen und damit, mit anderen Nationen in der Raumfahrt Schritt zu halten. Erst kürzlich hat Russland mit der aufstrebenden Raumfahrernation China eine Absichtserklärung unterzeichnet: Die beiden Länder wollen gemeinsam eine Mondstation errichten. Ob es der nächste russische Meilenstein in der Raumfahrt wird, wird die Zeit zeigen. (Tanja Banner)