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„James-Webb“: Nasa und Esa starten das größte Weltraumteleskop aller Zeiten

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Von: Tanja Banner

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Das James-Webb-Weltraumteleskop der Nasa hat einen 6,5 Meter großen Hauptspiegel. (Archivbild)
Das James-Webb-Weltraumteleskop der Nasa hat einen 6,5 Meter großen Hauptspiegel. (Archivbild) © Nasa/Chris Gunn

Das neue James-Webb-Weltraumteleskop (JWST) wird sehnsüchtig erwartet. Es soll so tief ins Universum schauen wie noch nie zuvor – und auf weit entfernten Planeten nach Leben suchen.

Es wird seit vielen Jahren sehnsüchtig erwartet, nun ist sein Start in greifbare Nähe gerückt: Das James-Webb-Weltraumteleskop (JWST), ein Projekt der Raumfahrtorganisationen Nasa, Esa und CSA (Kanada). Das Teleskop gilt als der Nachfolger des alternden „Hubble“-Weltraumteleskops, das erst kürzlich mit Problemen zu kämpfen hatte. Doch JWST wird viel mehr sein als ein zweites „Hubble“: Es wird auf andere Wellenlängen spezialisiert sein und soll die Leistung des alten Teleskops weit übertreffen.

Ursprünglich war geplant, das nach dem früheren Nasa-Chef James Edwin Webb benannte Teleskop im Jahr 2007 zu starten. Doch wie das bei Großprojekten häufiger vorkommt, verschob sich der Start mehrfach – bei steigenden Kosten. 2005 wurde das gesamte Projekt noch einmal umgeplant. Auch Starts in den Jahren 2011 und 2014 wurden abgesagt. Ein Riss im Sonnenschild des Weltraumteleskops sorgte dafür, dass der Starttermin auch 2018 wieder verschoben wurde. Und auch die Corona-Pandemie hatte einen Anteil daran, dass sich der Start weiter verzögerte. Derzeit planen die Raumfahrtorganisationen damit, dass JWST am 31. Oktober 2021 an Bord einer Ariane-5-Rakete startet, doch erneute Verzögerungen sind nicht ausgeschlossen.

James-Webb-Weltraumteleskop: „Hubble“-Nachfolger wird weit von der Erde entfernt platziert

Hat es das Weltraumteleskop endlich in den Weltraum geschafft, soll es sich bis auf 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernen und sich am sogenannten „Lagrange-Punkt 2“ im Sonnensystem positionieren. Dort heben sich die Gravitationskräfte von Erde und Sonne auf, das Teleskop kann antriebslos die Sonne umkreisen, ohne seine Position zur Erde zu verändern. Im Gegensatz dazu umkreist das „Hubble“-Weltraumteleskop die Erde in einer Höhe von etwa 500 Kilometern.

Forschende in aller Welt warten sehnsüchtig auf den Start des James-Webb-Weltraumteleskops, denn es wird ihnen ganz neue Forschung ermöglichen. „Webb wurde entwickelt, um auf dem unglaublichen Erbe der Weltraumteleskope Hubble und SPitzer aufzubauen, indem es das Infrarotuniversum beobachtet und jede Phase der kosmischen Geschichte erforscht“, erklärt Eric Smith, Programmwissenschaftler von Nasa Webb. „Das Teleskop wird Licht der ersten Generation von Galaxien erkennen, die sich im frühen Universum nach dem Urknall bildeten, und die Atmosphären nahegelegener Exoplaneten auf mögliche Anzeichen einer Bewohnbarkeit untersuchen.“

JWST: Projekt von Nasa, Esa und CSA soll tief ins Universum schauen können

Im Gegensatz zum „Hubble“-Teleskop, das im sichtbaren, nahen ultravioletten und nahen infraroten Lichtspektrum arbeitet, ist das Webb-Teleskop auf die Infrarotastronomie spezialisiert und soll dadurch besonders tief ins Universum hineinschauen können. Es wird erwartet, dass JWST Objekte beobachten kann, die zu alt und zu weit entfernt für das „Hubble“-Weltraumteleskop sind.

Zu den Hauptaufgaben des Teleskops, dessen Treibstoff nach Angaben der Nasa für zehn Jahre reichen soll, zählt die Suche nach den ersten Objekten und Galaxien, die nach dem Urknall entstanden sind. Auch die Entstehungsprozesse von Sternen und Sonnensystemen steht auf der Liste der Themen, die das JWST voranbringen soll. Ein weiteres Themenfeld, in dem das Weltraumteleskop zum Einsatz kommen wird, ist die Erforschung einzelner Planetensysteme auf mögliches Leben. Dass das James-Webb-Weltraumteleskop dringend erwartet wird, kann man in veröffentlichten Studien lesen: Immer wieder wird darin Bezug genommen auf das Teleskop, das das untersuchte Objekt möglicherweise genauer erforschen kann.

James-Webb-Weltraumteleskop: Teuer und verspätet, aber sehnsüchtig erwartet

Das James-Webb-Weltraumteleskop kostet insgesamt fast zehn Milliarden US-Dollar, die europäische Raumfahrtorganisation Esa ist daran mit etwa 300 Millionen Euro beteiligt und stellt unter anderem die Rakete und ein wissenschaftliches Instrument zur Verfügung.

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Der Hauptspiegel des JWST wird deutlich größer sein als der Spiegel des „Hubble“-Weltraumteleskops: 6,5 Meter beträgt der Durchmesser, während „Hubble“ nur einen 2,4 Meter großen Spiegel hat. Bereits vier Tage nach dem Start soll sich der Hauptspiegel, der aus 18 Spiegel-Elementen besteht, entfalten. Die 1,5 Millionen Kilometer zum Lagrange-Punkt soll das James-Webb-Weltraumteleskop in etwa einem Monat zurücklegen. Sechs Monate nach dem Start soll das Teleskop einsatzbereit sein und mit den ersten Beobachtungen beginnen. Forschende in aller Welt können es kaum erwarten. (Tanja Banner)

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