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Interstellarer Besucher ist wohl ein Komet

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Von: Tanja Banner

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So stellt sich ein Künstler den interstellaren Besucher 'Oumuamua vor.
So stellt sich ein Künstler den interstellaren Besucher 'Oumuamua vor. © M. KORNMESSER (ESA/Hubble)

Im vergangenen Herbst entdeckten Forscher den ersten Himmelskörper, der aus dem interstellaren Raum in unser Sonnensystem eingedrungen ist. Nun stellt sich heraus: Es ist kein Asteroid, sondern möglicherweise ein Komet.

Update vom 12.09.2019: Astronomen beobachten derzeit den Kometen C/2019 Q4 (Borisov). Handelt es sich dabei um den zweiten interstellaren Besucher unseres Sonnensystems?

Im vergangenen Oktober haben Astronomen eine aufsehenerregende Entdeckung gemacht: Sie entdeckten 'Oumuamua, das erste interstellare Objekt in unserem Sonnensystem. Der ungewöhnliche Name kommt aus dem hawaiianischen und bedeutet "Kundschafter". Das Objekt ist länglich, winzig und hat in etwa die Farbe eines Kometen, zeigten die ersten Beobachtungen.

Doch worum handelt es sich bei 'Oumuamua eigentlich? Nach der Entdeckung waren sich die Forscher recht sicher, dass es sich bei dem Himmelskörper um einen interstellaren Asteroiden handelt. Doch weitere Beobachtungen - unter anderem mit dem Very Large Telescope (VLT) der Europäischen Südsternwarte (ESO) in Chile und dem Hubble-Weltraumteleskop - scheinen diese Klassifizierung nun zu widerlegen. Forscher beobachteten den Himmelskörper weiter, um zu klären, weshalb 'Oumuamua sich schneller bewegt, als vorausberechnet. Dabei untersuchten sie mehrere Szenarien und kamen zu dem Schluss, dass es am wahrscheinlichsten ist, dass 'Oumuamua durch die Strahlung der Sonne Material von seiner Oberfläche abgibt. Experten nennen dieses Verhalten, das man von Kometen kennt, Ausgasen.

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Das ausgestoßene Material könnte dem Himmelskörper den kleinen Schub liefern, der ihn etwas schneller als berechnet aus dem Sonnensystem katapultiert. Handelt es sich bei 'Oumuamua also tatsächlich um einen Kometen? „Wir denken, er ist in Wirklichkeit ein winziger, seltsamer Komet“, sagt Marco Micheli von der europäischen Raumfahrtorganisation ESA, der mit seinem Team den Himmelskörper erforscht hat. „Wir können an den Daten erkennen, dass sein Schub umso geringer wird, je weiter er von der Sonne entfernt ist, was typisch für Kometen ist.“ Das Forscherteam, das den Himmelskörper ursprünglich als Asteroiden klassifizierte, habe „keinen Staub, keine Koma oder gar einen Schweif gesehen, was ungewöhnlich ist“, erklärt Karen Meech, die die Charakterisierung 2017 leitete.

Die Forscher vermuten, dass die kleinen Staubkörner, die die Oberfläche der meisten Kometen bedecken, während 'Oumuamuas Reise durch den interstellaren Raum erodiert sein könnten - übrig blieben nur noch größere Staubkörner. Eine Wolke dieser größeren Partikel wäre nicht hell genug, um entdeckt zu werden, würde jedoch die Geschwindigkeitsänderung erklären.

Diese Tempoänderungen bringen ein weiteres Problem mit sich: Eigentlich wollten Forscher 'Oumuamuas Flugbahn genau bestimmen, um herauszufinden, aus welchem Sternensystem der Himmelskörper stammt. „'Oumuamuas kürzlich festgestellter Geschwindigkeitsgewinn macht es viel schwieriger, den Weg zurückzuverfolgen, den er von seinem Heimatstern genommen hat“, sagt Olivier Hainaut, Astronom bei der ESO.

Die unwahrscheinliche Theorie, dass es sich bei 'Oumuamua um ein interstellares Raumschiff handelt, wurde von den Wissenschaftlern in dem Zusammenhang auch geprüft - und abgelehnt. Die sanfte und kontinuierliche Änderung der Geschwindigkeit sei nicht typisch für Triebwerke. Außerdem taumle das Objekt auf allen drei Achsen - das spreche dagegen, dass es sich um ein künstliches Objekt handele. „Die wahre Natur dieses rätselhaften interstellaren Nomaden mag ein Rätsel bleiben“, sagt Hainaut.

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