Astronom will den hypothetischen „Planet 9“ anhand seiner Monde finden

Die Astronomie-Community sucht seit Jahren nach einem neunten Planeten im Sonnensystem. Nun hat ein Astronom eine neue Idee, um „Planet 9“ zu finden.
Hongkong – Seit einigen Jahren ist die Astronomie-Community auf der Jagd nach „Planet 9“. Dabei soll es sich um einen Planeten handeln, dessen vermeintliche Existenz Forscherinnen und Forscher am Verhalten von Objekten weit draußen im Sonnensystem festmachen. Ihre ungewöhnlichen Flugbahnen könne nur ein bisher unbekannter, neunter Planet im Sonnensystem erklären, so die Theorie.
Berechnungen zeigen, dass das unbekannte Objekt zwischen fünf und zehn Erdmassen haben muss und sich weit draußen im Sonnensystem befindet. „Planet 9“ soll 400 bis 800 Mal weiter von der Sonne entfernt sein als die Erde. Und das ist ein Problem bei der Suche nach dem unbekannten Himmelskörper: In den Regionen des Weltalls, in denen sich der Planet befinden muss, ist es sehr dunkel, da nur wenig Sonnenlicht dort hinkommt. Der gesuchte Planet kann also kaum Sonnenlicht reflektieren und so nur schwer gefunden werden.
„Planet 9“ könnte durch mögliche Monde enttarnt werden
Immer wieder wird spekuliert, dass das fragliche Objekt auch sehr dunkel sein könnte – beispielsweise ein schwarzes Loch. Dann wäre es noch schwieriger zu finden, da ein schwarzes Loch mit einer fünf- bis zehnfachen Erdmasse sehr klein wäre und keinerlei Licht nach außen dringen kann.
Nun hat sich ein Astronom die vorhandenen Daten unter einem neuen Gesichtspunkt angeschaut. Man Ho Chan (The Education University of Hongkong) geht davon aus, dass ein Planet der Größe und Masse von „Planet 9“ selbst am Rande des Sonnensystems mithilfe seiner Schwerkraft mehrere Monde eingesammelt haben sollte. Und die könnten den Planeten letztendlich verraten, da sie sich durch einen Gravitationseffekt namens „Gezeitenheizung“ auf etwa 100 Kelvin (-173,15 Grad Celsius) erwärmen müssten.
Besonders sensibles Teleskop könnte Monde von „Planet 9“ aufspüren
Ein besonders sensibles Teleskop wie das Radioteleskop ALMA der Europäischen Südsternwarte Eso könnte die „warmen“ Monde nachweisen, schreibt Chan in einer Forschungsarbeit, die er zuerst auf dem Preprint-Server ArXiv hochgeladen hat und die im Fachjournal The Astrophysical Journal publiziert werden soll.
Die meisten Planeten im Sonnensystem haben mindestens einen Mond – die Erde hat derzeit sogar zwei Monde, Jupiter hat seit kurzem 92 bekannte Monde und selbst um Himmelskörper wie Zwergplaneten oder Asteroiden wurden Monde entdeckt. In der Region des Sonnensystems, in der „Planet 9“ vermutet wird, sollte es zahlreiche Möglichkeiten geben, kleine Himmelskörper als Monde einzufangen. Die Region sollte von vielen sogenannten transneptunischen Objekten bevölkert sein.
„Planet 9“ sollte mindestens 20 Monde haben
Wie Chan berechnet hat, sollte ein Objekt mit der Masse, die für „Planet 9“ berechnet wurde, 20 transneptunische Objekte mit einer Größe von 140 Kilometern oder größer als Monde eingefangen haben. „Wenn ‚Planet 9‘ ein dunkles Objekt ist und über ein Satellitensystem verfügt, kann man die potenziellen thermischen Signale, die von den Satelliten ausgesendet werden, direkt beobachten“, schreibt Chan in seiner Forschungsarbeit.
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„Dies wäre eine zeitnahe und effektive Methode, um die ‚Planet 9‘-Hypothese zu bestätigen und zu überprüfen, ob ‚Planet 9‘ ein dunkles Objekt ist oder nicht.“ Möglicherweise könnte es also bald neue Hinweise auf „Planet 9“ geben. (tab)