Grüner Terminator gegen Twitter-Trump

Wie Arnold Schwarzenegger das Weltklima retten will. Der ehemalige Gouverneur von Kalifornien reist am Sonntag zum Klimagipfel nach Bonn.
Es mutet an wie der epische Endzeitkrieg zwischen Gut und Böse. Während US-Präsident Donald Trump mit seinem Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen die Apokalypse heraufbeschwört, schwebt „Gouvernator“ Arnold Schwarzenegger am Sonntag beim Klimagipfel in Bonn ein. Seine Mission: die Rettung des Weltklimas. Sein Plan: die Mobilisierung aller US-Staaten und Regionalregierungen sowie der Finanz- und Wirtschaftselite. Seine Waffen: sein unwiderstehlicher österreichischer Charme und sein Slogan „Hasta la vista, Baby!“.
Das Tempo mit dem Trump die Demontage hart errungener UN-Verträge vorantreibt, lässt vielen Aktivisten das Blut in den Adern gefrieren. Seit die Conference of the Parties (COP) 1995 in Bonn gegründet wurde, haben Myriaden von Diplomaten zwei Jahrzehnte hindurch in oft nächtelangen, nervenaufreibenden Verhandlungen, am Limit ihrer Kräfte, ein Abkommen ausgehandelt, dass die Erwärmung der Erde auf höchstens zwei Grad begrenzen soll. Der mit Blut, Schweiß und Tränen sowie nie versiegenden Strömen von Kaffee errungene Pariser Klimavertrag wurde von 195 Staaten, einschließlich des Hauptverschmutzers, den USA, unterzeichnet: ein Meilenstein in der Geschichte der Menschheit.
Erst Hoffnung, dann Trump
Erstmalig gab es Hoffnung, noch mehr vernichtende Stürme sowie Flut- und Dürrekatastrophen – und mehrere Hundert Millionen Klimaflüchtlinge, die auf Europa zukommen – abzuwenden. Doch dann kam Trump. Als Rächer der als Klimasünder geächteten und durch strengere Klimagesetze zu „verarmen“ drohenden Öl- und Kohleindustrie twittert Trump eine Weltverschwörung: „Das Konzept der Erderwärmung wurde von China erfunden, um der US-Industry zu schaden.“ Während Washington seit der Machtergreifung im Januar in Chaos und Trump-Tweets versinkt, formiert sich eine völlig neue Koalition von kapitalstarken Weltenrettern.
„Geld ist die Muttermilch der Politik“, warnte der kalifornische Gouverneur Jerry Brown beim Sustainable Development Impact Summit. Zum ersten Mal trommelte das World Economic Forum (WEF) seine Mitglieder im September, parallel zur UN-Vollversammlung, zu einem Krisengipfel in New York zusammen, um zu retten, was zu retten ist.
Gouverneur Brown, der auch in Bonn am Klimagipfel teilnimmt, ist genauso wie sein Vorgänger Schwarzenegger davon überzeugt, dass es der gewaltige Kapitalfluss hin zu grünen Energien US-Staaten wie Kalifornien ermöglichen wird, die UN-Klimaziele zu erreichen. Ganz egal was im Weißen Haus getwittert wird. „Ein Mann wird unseren Fortschritt nicht aufhalten. Ein Mann wird nicht die dreckige Energie der Vergangenheit zurückholen. Und ein Mann wird uns nicht besiegen“, sagt der Gouvernator. Am Sonntag wird Schwarzenegger gemeinsam mit Frank Bainimarama, dem Regierungschef der Inselrepublik Fidschi und derzeitigen COP23-Präsidenten, NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, Bundesumweltministerin Barbara Hendricks und Gouverneur Brown beim Climate Summit of Local and Regional Leaders sprechen.
Mit organisiert wird die Konferenz von ICLEI. ICLEI – Local Governments for Sustainability – ist ein weltweiter Verband von Städten, Gemeinden und Landkreisen für Umweltschutz und nachhaltige Entwicklung. Die perfekte Plattform für Schwarzenegger, der mit seiner Regions-20-Initiative Regionalregierung für Klimaaktionen mobilisiert. Unterstützt wird Schwarzenegger dabei vom Hollywood-Kollegen Leonardo DiCaprio, der ebenfalls nach Bonn kommen wird. DiCaprio, der im Hollywoodfilm „The Wolf of Wall Street“ als skrupelloser Finanzhai sein Unwesen trieb, setzt sich mit seiner Stiftung für den Klimaschutz ein. Auch der US-Milliardär und frühere Bürgermeister von New York, Michael Bloomberg, kommt nach Bonn, um den Widerstand gegen Trumps Klimapolitik zu organisieren.
„Make our planet great again!“
Doch sehr wahrscheinlich bringen nicht der Glamour der Hollywoodstars und der Aufschrei von Millionen von Klimaaktivisten den Durchbruch, der zur Rettung des Weltklimas führen kann – es ist das Großkapital. Die NGO 350.org gab bekannt, dass Institutionen und Kapitaleigner, die insgesamt mehr als fünf Billionen Dollar kontrollieren, Investitionen in „dreckige“ Energien wie Kohle und Öl abstießen. Hauptakteure dieser völlig neuen Entwicklung auf den Kapitalmärkten sind die Pensionskassen. Nach Angaben des Schweizer Rückversicherers Swiss Re haben die Stürme „Harvey“, „Irma“, „Maria“ und andere Umweltkatastrophen den Versicherungsgesellschaften ein Loch von 95 Milliarden Dollar in die Kassen gerissen.
Panik breitet sich aus in den Vorstandsetagen der Pensionsfonds, für die ihre Versicherungsbeteiligungen bisher immer der „Goldesel“ waren. Allianz, die größte Versicherungsgesellschaft Europas, hat Investitionen in Kohlekraftwerke abgestoßen und investiert jetzt Milliarden in Windkraft. Von der Politik, die immer mehr von Populisten dominiert wird, ist derzeit wenig zu erwarten.
Deshalb hissen jetzt Konzerne wie Siemens, Grundfos und Unilever die blaue Flagge der Vereinten Nationen und bringen ihre Armadas auf UN-Kurs. Hoffnung kommt auch aus Frankreich. Schwarzenegger und der französische Präsident Emmanuel Macron starten jetzt eine gemeinsame Kampagne für saubere Energie. Als Seitenhieb auf die Rhetorik ihres Erzfeindes Trump twittern sie für ihre Fans den Aufruf: „Make our planet great again!“.