In Flüssen und Seen sterben die großen Tiere aus

Zwischen 1972 und 2012 ist die „Süßwasser-Megafauna“ weltweit um 88 Prozent zurückgegangen.
Artensterben allerorten: Nicht nur auf dem Land, sondern auch in den Gewässern verschwinden immer mehr Tiere und Pflanzen. Besonders betroffen sind die großen Wirbeltiere in den Seen und Flüssen. So sind zwischen 1972 und 2012 die weltweiten Bestände der sogenannten „Süßwasser-Megafauna“ um 88 Prozent zurückgegangen - dieser Verlust ist doppelt so hoch wie der bei Wirbeltieren an Land oder im Meer. Das hat eine Bestandsaufnahme es Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei ergeben.
Zur Süßwasser-Megafauna zählen alle Tierarten in Seen und Flüssen, die 30 Kilogramm oder mehr wiegen, etwa Flussdelfine, Bieber, Störe oder Riesenschildkröten. Besonders dramatisch ist mit einem Rückgang von 99 Prozent die Situation in Südasien, Südostasien und China. Nur minimal besser sieht es in Europa, Nordafrika und weiten Teilen Asiens aus: Hier ist der Bestand der großen Tierarten im Süßwasser um 97 Prozent geschrumpft.
Hauptleidtragende sind große Fischarten wie Störe, Lachse und Riesenwelse, sie liegen mit 94 Prozent Rückgang an der Spitze, vor den Reptilien mit 72 Prozent. Die Ursachen sehen die Wissenschaftler vor allem in der „Übernutzung der Bestände für den Fleisch- und Kaviarkonsum und die Verwendung von Stör- oder Reptilienhaut für Luxusartikel und Medizinprodukte“ - gefolgt von der Zerstörung des Lebensraumes. „Der Rückgang von großen Fischarten wie dem Stör liegt auch an der zunehmenden Verbauung von Fließgewässern, durch die der Zugang von Laich- und Futtergründen versperrt wird“, erklärt Fengzhi He, Erstautor der Studie. Für die nahe Zukunft bahnt sich sogar noch eine Verschärfung der Lage an: Weltweit, so der Forscher, seien weitere 3700 große Staudammprojekte in Planung oder im Bau, mehr als 800 davon in Gebieten mit der größten Süßwasser-Artenvielfalt, Areale am Amazonas, Kongo, Mekong und Ganges.
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Doch es gibt auch eine gegenteilige Entwicklung: So sind die Bestände von 13 großen Süßwasser-Tierarten in den USA stabil oder wachsen sogar. Dazu gehören der Grüne Stör und der amerikanische Bieber. Auch dessen europäischer Verwandter hat sich mittlerweile wieder in vielen Regionen angesiedelt, nachdem er lange als ausgerottet galt.