Fibromyalgie: Antikörper als Ursache für den Schmerz?

Forschende aus Großbritannien und Schweden finden Antikörper, in denen sie die Ursache der Beschwerden durch Fibromylagie vermuten.
Frankfurt - Schmerzen an verschiedenen Stellen des Körpers, oft ohne erkennbaren Grund. Das Gefühl von Muskelschwäche, Schlafstörungen, Müdigkeit, erhöhte Licht- und Geräuschempfindlichkeit, manchmal auch Herzrasen: Fibromyalgie ist eine so quälende wie komplexe und rätselhafte Erkrankung, an der geschätzt zwei von hundert Menschen leiden, Frauen weitaus häufiger als Männer. Die Ursachen dieser chronisch verlaufenden – aber nicht zu körperlichen Schäden führenden – Erkrankung konnten bis heute nicht wirklich geklärt werden.
Ein Forschungsteam des Instituts für Psychiatrie, Psychologie und Neurowissenschaften am King’s College London, der Universität Liverpool und des schwedischen Karolinska Instituts hat nun nachgewiesen, dass Antikörper eine zentrale Rolle spielen. Sie sollen die Aktivität von schmerzwahrnehmenden Nerven überall im Körper erhöhen, was zu den typischen Beschwerden wie einer starken Schmerzempfindlichkeit führt, wie es in einer Mitteilung des King’s College London heißt.
Fibromyalgie: Ist das Immunsystem Schuld an den Schmerzen?
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schließen daraus, dass es sich bei Fibromyalgie um eine Krankheit des Immunsystems handelt. Bisher wurde vermutet, dass die Ursache in einer gestörten Schmerzwahrnehmung im zentralen Nervensystem liegt und auch Stress oder belastende Ereignisse eine Rolle spielen. Die britisch-schwedische Studie wurde im Fachmagazin „Journal of Clinical Investigation“ veröffentlicht.
Die Forschenden hatten Mäusen Antikörper von Menschen, die unter einer Fibromyalgie leiden, gespritzt und beobachtet, dass die Tiere eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Druck und Kälte, eine reduzierte Beweglichkeit und weniger Kraft beim Greifen entwickelten. Mäuse, die Antikörper von gesunden Menschen injiziert bekamen, passierte das nicht. Das Erfreuliche: Auch die Mäuse mit Fibromyalgie-Symptomen erholten sich einige Wochen, nachdem man die Antikörper aus ihrem Blutkreislauf entfernt hatte. Diese Ergebnisse legen nach Ansicht der Forschenden nahe, dass eine Reduktion dieser Antikörper-Levels bei Patientinnen und Patienten eine effektive Behandlung darstellen könnte.
Fibromyalgie: Hoffnung auf Therapie
Therapien dieser Art seien bereits verfügbar und würden eingesetzt, um andere, ebenfalls durch Auto-Antikörper verursachte Störungen zu behandeln. In einem nächsten Schritt sollen die betreffenden Antikörper weiter analysiert werden, um Bluttests zur Diagnose und Behandlungsstrategien zu entwickeln.
Bis dato ist die Diagnose einer Fibromyalgie schwer, weil Blutuntersuchungen und bildgebende Verfahren kaum Aufschluss geben, es finden sich meist weder erhöhte Entzündungswerte noch Zeichen degenerativer Prozesse. Hinweise liefern können schmerzhafte Druckstellen in der Nähe von Sehnen liefern. Obwohl die Schmerzen häufig in der Nähe von Gelenken stattfinden, sind diese aber anders als bei einer rheumatoiden Arthritis nicht betroffen.
Fibromyalgie: Wenn nur noch Schmerzmittel helfen
Behandelt werden die Patientinnen und Patienten meist mit Schmerzmitteln wie Ibuprofen oder Diclofenac und/oder niedrig dosierten Antidepressiva. Bewegung und Entspannungsübungen sollen ebenfalls hilfreich sein. Insgesamt ist die Situation für die Betroffenen aber unbefriedigend. (Pamela Dörhöfer)
Eine weitere Studie zu Antikörpern untersucht, wie lange der Körper nach Erkrankung mit Covid-19 geschützt ist.