Falsche ADHS-Diagnosen

Einer Studie zufolge ist in fast einer Million der Fälle die Diagnose der Aufmerksamkeitsstörung ADHS bei Kindern falsch.
In den USA leben einer Untersuchung zufolge möglicherweise fast eine Million Kinder mit einer falschen Diagnose der Konzentrationsstörung ADHS. Betroffen seien vor allem die jüngeren Kinder einer Jahrgangsstufe in Kindergarten oder Schule, schrieb der leitende Autor der Studie, Todd Elder, von der University Michigan im „Journal of Health Economics“. Bei den jüngsten Kindergarten-Kindern eines Jahrgangs etwa werde im Schnitt 60 Prozent häufiger ein Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktiv-Syndrom (ADHS) diagnostiziert als bei den Gruppenältesten. Bei Schulkindern sei der Anteil sogar bis zu doppelt so hoch.
Die Diagnose werde zwar häufig von einem Arzt gestellt, oft aber auf Veranlassung der Erzieher oder Lehrer. „Aber die 'Symptome' könnten einfach nur die emotionale und geistige Unreife der jüngeren Kinder widerspiegeln“, erläuterte Todd in der am Dienstag (Ortszeit) veröffentlichten Studie.
Die Arzneimittelkosten allein für die mutmaßlich falschen Diagnosen bezifferten die Autoren der Untersuchung auf 320 bis 500 Millionen Dollar (250 bis 390 Millionen Euro). Das staatliche Gesundheitssystem Medicaid werde dadurch mit bis zu 90 Millionen Dollar belastet. Zudem sind die Langzeitwirkungen einer solchen Behandlung von Kindern mit Psychopharmaka nicht gut erforscht. Die Wissenschaftler werteten für die Untersuchung die Daten von 12.000 Kindern aus. ADHS geht mit Konzentrationsstörungen, ungewöhnlichem Aktivitäts- und Bewegungsdrang sowie extremer Impulsivität einher. (afp)