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Entdeckung im Weltall: Planet aus Eisen gefunden – Was ihn besonders macht

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Von: Tanja Banner

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Der Exoplanet GJ 367b umkreist seinen Mutterstern innerhalb von knapp acht Stunden – er ist ein ultraleichter „Schnellläufer“. (Symbolbild)
Der Exoplanet GJ 367b umkreist seinen Mutterstern innerhalb von knapp acht Stunden – er ist ein ultraleichter „Schnellläufer“. (Symbolbild) © imago/StockTrek Images

Ein Forschungsteam aus Deutschland untersucht einen ultraleichten Exoplaneten und stellt fest: Der Planet ist keine „zweite Erde“ – aber dennoch wichtig.

Berlin – Als 1995 der erste Planet außerhalb unseres Sonnensystems entdeckt wurde, war das eine Sensation. Mittlerweile ist die Suche nach sogenannten Exoplaneten weit vorangeschritten und ein Nasa-Weltraumteleskop ist speziell für diese Aufgabe im Weltall unterwegs.

Mit diesem Nasa-Teleskop, dem „Transiting Exoplanet Survey Satellite“ („TESS“) beginnt auch die Geschichte des Exoplaneten GJ 367b. Nach der Entdeckung durch „TESS“ hat ein 78-köpfiges internationales Team unter der Leitung von Dr. Kristine W. F. Lam und Dr. Szilárd Csizmadia vom Institut für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) den Exoplaneten genauer untersucht und dabei erstaunliche Dinge entdeckt.

Der Exoplanet GJ 367b stellte sich als einer der leichtesten der bisher bekannten Exoplaneten heraus. Er hat etwa die halbe Erdmasse und ist mit einem Durchmesser von 9.000 Kilometern etwas größer als der Planet Mars. Das Planetensystem mit Exoplanet GJ 367b befindet sich in nur 31 Lichtjahren Entfernung von der Erde und ist daher ideal für weitere Untersuchungen, heißt es in einer Mitteilung des DLR.

Exoplanet GJ 367b ist ein „Fliegengewicht“ und „Schnellläufer“

GJ 367b ist nicht nur ein „Fliegengewicht“ unter den Exoplaneten, er ist auch noch ein „Schnellläufer“: Seine Umlaufzeit um seinen Mutterstern beträgt nur etwa ein Drittel eines Erdentags. In knapp acht Stunden umkreist der ultraleichte und superschnelle Exoplanet einmal seine Sonne – in der Zeit, die auf der Erde für einen typischen Arbeitstag steht, vergeht auf dem Planeten gleich ein ganzes Jahr. Der Exoplanet GJ 367b gehört zur Gruppe der „Ultra-Short-Period-Planeten“ (USP), die in weniger als 24 Stunden um ihre Sonne kreisen. „Davon kennen wir bereits einige, doch ihr Ursprung ist bislang unbekannt“, erklärt Kristine Lam.

NameGJ 367b
ArtExoplanet
MuttersternGJ 367 (roter Zwerg)
Entfernung zur Erdeca. 31 Lichtjahre
Durchmesser9000 Kilometer
Radius72 % des Erdradius
Masse55 % der Erdmasse
TypGesteinsplanet, ähnlich Merkur

Bei ihren Untersuchungen fanden die Forscher:innen um Lam und Csizmadia heraus, dass der Radius des Exoplaneten 72 Prozent des Erdradius und die Masse 55 Prozent der Erdmasse beträgt. „Die hohe Dichte weist auf einen Eisenkern hin“, erklärt Szilárd Csizmadia. „Diese Eigenschaften ähneln denen des Merkur, der sich mit seinem überproportional großen Kern aus Eisen und Nickel von den anderen terrestrischen Körpern im Sonnensystem unterscheidet.“ Kristine Lam ergänzt: „Aus der genauen Bestimmung von Radius und Masse lässt sich GJ 367b mit Sicherheit als Gesteinsplanet einstufen.“ Der Exoplanet GJ 367b erinnere in Größe und Zusammensetzung an den Merkur und gehöre damit zu den terrestrischen Planeten.

Ultraleichter Exoplanet ist keine „zweite Erde“

„Das bringt die Forschung auf der Suche nach einer ‚zweiten Erde‘ einen Schritt voran“, so Lam weiter. Um eine „zweite Erde“ handelt es sich bei GJ 367b jedoch „mit Sicherheit nicht“, heißt es in der DLR-Mitteilung: Der Planet kreist sehr nah um seinen Stern und ist einer Strahlung ausgesetzt, die mehr als 500 Mal so stark wie die auf der Erde ist. Die Oberflächentemperatur könne deshalb bis zu 1.500 Grad betragen – eine Temperatur, bei der Gestein und Metalle schmelzen. Die Studie des Forschungsteams um Lam und Csizmadia wurde im Fachjournal Science veröffentlicht.

Exoplanet GJ 367b: Einer von wenigen erdgroßen Gesteinsplaneten, die gefunden wurden

Der Exoplanet GJ 367b ist einer von wenigen etwa erdgroßen Gesteinsplaneten, die bisher außerhalb unseres Sonnensystems gefunden wurden. „Seine Entdeckung zeigt uns, dass wir erdgroße Planeten um andere Sterne finden und ihre Eigenschaften messen können“, erklärt der Co-Autor der Studie, Coel Hellier, in einem Beitrag auf der Plattform The Conversation. „Die Aufgabe ist jetzt, sie in größerer Entfernung von ihrem Stern zu finden, in der ‚bewohnbaren Zone‘, wo die Oberflächentemperatur flüssiges Wasser erlaubt.“

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Im nächsten Schritt müsse man sich dann fragen, ob solche Planeten Atmosphären haben, woraus diese bestehen und ob sie Wasserdampf enthalten, erläutert Hellier weiter. Man habe bereits Wasserdampf in den Atmosphären von großen Exoplaneten entdeckt und das James-Webb-Weltraumteleskop der Nasa werde versuchen, Wasser auf kleineren Gesteinsplaneten zu finden. Hellier schließt seinen Beitrag mit Worten, die Hoffnung machen auf zukünftige spannende Entdeckungen: „Da die Entdeckungen von Exoplaneten zügig voranschreiten, wird es möglich, dass wir in Kürze die Existenz eines Planeten mit einer Atmosphäre und einer felsigen Oberfläche, auf der Wasser frei fließt, nachweisen können.“

Suche nach Exoplaneten nimmt an Fahrt auf

In den vergangenen Monaten und Jahren hat die Suche nach Exoplaneten an Fahrt aufgenommen. Mittlerweile sind fast 5000 Planeten, die fremde Sonnensysteme umkreisen, bekannt. Erst kürzlich wurde beispielsweise ein „heißer Jupiter“ in seiner extremsten Form entdeckt, ein anderer Exoplanet umkreist womöglich gleich drei Sterne. Außerdem stellte sich heraus, dass jeder vierte sonnenähnliche Stern seine Planeten verschlingt, Forschende haben zudem eine neue Möglichkeit gefunden, um Exoplaneten zu entdecken. (tab)

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