Erdkern liegt etwas daneben
Der Eisenkern im Erdinneren liegt nicht genau in der Mitte, hat ein Forscherduo aus Rumänien und Deutschland herausgefunden.
Der feste Eisenkern der Erde liegt möglicherweise nicht genau im Mittelpunkt unseres Planeten, sondern ist um bis zu 100 Kilometer dagegen verschoben. Das könnte erklären, warum sich seismische Wellen in der östlichen Hemisphäre schneller durch das Erdinnere ausbreiten als in der westlichen Hemisphäre, so ein Forscherduo aus Rumänien und Deutschland. Es müsse nun überprüft werden, ob die physikalischen Folgen einer solchen Schieflage mit allen bekannten Messungen in Einklang sind.
Die Seismologie ist die wichtigste Methode der Geophysiker, um einen Blick ins Innere der Erde zu werfen. Dabei messen die Forscher die Zeit, die Erdbebenwellen brauchen, um den Planeten zu durchqueren. Die Messungen zeigen, dass die Erde einen 2400 Kilometer großen Kern aus Eisen besitzt, der von einem flüssigen äußeren Kern aus Eisen und Nickel umgeben ist.
Komplexe Erklärungen
Neuere Messungen haben jedoch gezeigt, dass sich die seismischen Wellen nicht gleichmäßig durch den festen Kern ausbreiten: Sie durchqueren die östliche Hälfte offenbar schneller als die westliche. Die Geophysiker haben sich dafür eine Reihe komplexer Erklärungen ausgedacht. Vielleicht sind beispielsweise die beiden Hemisphären verschieden heiß. Aber auch dafür wäre wieder eine Erklärung nötig, denn normalerweise würde sich eine solche Temperaturdifferenz im Eisen schnell ausgleichen.
Calin Vamos vom Popoviciu-Institut für Numerische Analysis in Rumänien und Nicolae Suciu von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentieren nun eine einfachere Erklärung: Der Eisenkern, so die beiden Forscher, liege nicht genau im Mittelpunkt, sondern um 10 bis 100 Kilometer dagegen verschoben. In ihrem Modell breiten sich die Erdbebenwellen dann nicht mehr mit unterschiedlicher Geschwindigkeit durch den Kern aus, sondern sie durchqueren im Osten einfach einen größeren Teil des Eisenkerns als im Westen und brauchen dadurch weniger Zeit, weil die Ausbreitungsgeschwindigkeit im Eisen höher ist. Die Simulationen der beiden Forscher zeigen, dass ihr Modell gut mit seismologischen Messungen übereinstimmt. (wsa)