Die Angst vor dem Fahrrad

Für die Mehrheit der Deutschen spielt das Fahrrad bei der Verkehrswende eine wichtige Rolle. Selbst umsteigen auf den Drahtesel wollen sie allerdings nicht. Aus gutem Grund. Die Kolumne „Öko-logisch“.
Völker, in die Pedale! Es gab Zeiten, da galt das Fahrradfahren nur als nette Freizeitbeschäftigung draußen vor der Stadt. Klapprad in den Kofferraum, ein paar Kilometer uns Grüne und wieder zurück – das war die Schwundform der Velo-Nutzung im Auto-Boomland „D“ in den 1970er Jahren. Doch das ist Geschichte. Das Fahrrad ist der Turbo der Verkehrswende.
Das heißt, es wäre, wenn man es ließe. Laut einer aktuellen internationalen Studie, angefertigt zum Weltfahrradtag in der nächsten Woche, sind drei Viertel aller Deutschen der Ansicht, dem Fahrrad komme eine wichtige Rolle beim Reduzieren des Verkehrsaufkommens und des CO2- Ausstoßes zu. Doch es gibt einen großen Haken dabei. Selber vom Auto auf den Sattel umsteigen, ist nicht so ihr Ding. Sogar auf kurzen Strecken unter zwei Kilometer nutzen nur 21 Prozent das Rad, die meisten steigen ins Auto.
Zu unsicher, meinen viele
Wie das? Hauptursache ist offenbar weniger die Bequemlichkeit, lieber doch das Gaspedal zu bemühen als die eigenen Muskeln. Einen großen Einfluss hat die Sorge um die eigene Unversehrtheit. Denn immerhin 42 Prozent der Befragten halten das Radfahren auf unseren Straßen für zu gefährlich, wie das Marktforschungsunternehmen Ipsos in der Umfrage ermittelte. Es kam heraus, was alle, die das Fahrrad im Alltag benutzen, selbst immer wieder erfahren: Deutschland hat einen enormen Nachholbedarf an sicherer Fahrradinfrastruktur. Nötig sind Radwegenetze in allen Städten und Dörfern sowie Verbindungen dazwischen, die dazu einladen, das Velo anstelle des Autos zu benutzen.
Dass gute Infrastruktur den Unterschied macht, zeigen die anderen Zahlen aus der Umfrage. Im Velo-Musterland, den Niederlanden, haben nur 14 Prozent Sicherheitsbedenken beim Radfahren. Und so ist dort das Rad auf kurzen Strecken das mit Abstand am häufigsten genutzte Verkehrsmittel. Selbst in China, das in den letzten zwei Jahrzehnten mit Macht zum Autoland umgebaut wurde, fühlen sich die Menschen sicherer auf dem Fahrrad als bei uns – und fahren entsprechend mehr damit.
Wie es bei uns aussieht, beschreibt die Radlobby ADFC treffend so: „Was wir haben, sind chaotische und kaputte Rumpelradwege oder den Zwang, dass Radfahrende sich die Fahrbahn mit dem schnellen Auto- und LKW-Verkehr teilen müssen.“ Zeit, dass sich das ändert.