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Virologe Streeck: Corona-Inzidenzzahl sorgt für ein verzerrtes Bild

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Von: Katja Thorwarth

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Hendrik Streeck, Virologe, plädiert für verstärktes Testen.
Hendrik Streeck, Virologe, plädiert für verstärktes Testen. © Rolf Vennenbernd / dpa

Die Corona-Inzidenz steigt rasant - insbesondere bei Kindern. Virologe Streeck will daraus keine falschen Schlüsse ziehen.

Berlin/Frankfurt - In den letzten Wochen ist die Zahl der Corona-Neuinfektionen wieder stark angestiegen. Das Robert Koch-Institut meldete am Donnerstagmorgen (28.10.2021) binnen eines Tages 28.037 Neuinfektionen deutschlandweit, was eine Sieben-Tage-Inzidenz von aktuell 130,2 ergibt. Vor einer Woche noch hatte die Inzidenz bei 85,6 gelegen.

Expert:innen warnen schon lange vor einem erhöhten Anstieg an Corona-Fällen in Herbst und Winter 2021/22, besonders bei Kindern. So sagte etwa Gesundheitsexperte Karl Lauterbach (SPD) dem RND, dass nach den Herbstferien deutlich mehr Ausbrüche in den Schulen verzeichnet werden dürften, „weil die Kinder nicht mehr lange lüften können“. Und weiter sei das auch in den Betrieben zu erwarten; dort würde es Ansteckungsketten geben: „Dasselbe gilt für Bars und Restaurants. Wir haben einen kontinuierlichen Anstieg zu erwarten.“

Corona-Inzidenz: Als Maßstab für Grundgesetzeinschränkungen unzureichend

Doch wie sollte mit den steigenden Inzidenzwerten umgegangen werden? Die Inzidenz als alleinigen Maßstab für Grundrechtseinschränkungen heranzuziehen, wird mittlerweile in Politik und Justiz als unzureichend angesehen.

Gleichsam haben die Ampel-Parteien bereits beschlossen, die epidemische Lage nationaler Tragweite bis zum 25. November zu beenden, entsprechend wird die Verantwortung in Richtung Länder verschoben. In einer Übergangsregelung bis zum Frühjahr sollen diese „effektive, aber eingriffsschwache Maßnahmen“ treffen können.

Zur Person

Hendrik Streeck (44) ist Direktor des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Bonn. Seine medizinische Laufbahn begann er an der Charité in Berlin. Eines seiner Spezialgebiete ist die HIV-Forschung. In der Corona-Pandemie wurde er als Virologe deutschlandweit bekannt

Nun hat sich auch der Virologe Hendrik Streeck zur steigenden Inzidenz und zum Anstieg insbesondere bei Kindern geäußert. In einem Interview mit dem Nachrichtenportal n-tv warnte er davor, die falschen Schlüsse zu ziehen. Ob es reichen werde, wenn Kinder in der ersten Schulwoche Corona-Masken tragen und sich täglich testen lassen, wurde er gefragt. Streecks Meinung nach solle man „so eine Frage ... vielleicht“ in die Schulen geben: „Dann könnte eher auf ein Maskengebot in den einzelnen Klassen gesetzt werden. Jüngere Kinder, also im Alter unter zwölf Jahren, haben ja ein sehr viel geringeres Risiko sich zu infizieren.“

Aktuell müsse genauer auf die Inzidenzzahlen geschaut werden. Da die meisten Menschen überhaupt nicht mehr getestet würden, entstehe so ein verzerrtes Bild. „Wir testen aber systematisch in Schulen und Kitas, sodass wir eine Verzerrung des Bildes haben. Wir sehen vor allem die Infektionen in der jüngeren Bevölkerung.“ Er rechne weiter mit einer „sehr hohen Dunkelziffer“ bei den älteren Menschen, sagte er n-tv. 

Virologe Streeck setzt auf Antigen-Schnelltests

Auch Streeck geht davon aus, dass die Corona-Infektionszahlen im Herbst deutlich ansteigen werden. Daher setzt er auf vermehrtes Testen mit Antigen-Tests - auch bei Kindern. „Ich plädiere dazu, das auch trotz Impfung zu machen. Die bleibt aber sicherlich der wichtigste Schritt“, betonte der Virologe gegenüber n-tv. (Katja Thorwarth)

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