München - Wer nicht fühlen kann, will sehen - so oder ähnlich ließe sich das veränderte Kommunikationsverhalten vieler Menschen in der Coronakrise beschreiben: An die Stelle von gemeinsamen Kneipenabenden, Cafébesuchen, aber auch von Firmenkonferenzen sind Videochats getreten. Und einer der großen Profiteure heißt „Zoom“.
Der Videokonferenzdienst hat zuletzt kräftig Nutzer gewonnen. Die tägliche Nutzerzahl sprang von zehn Millionen im Dezember auf zuletzt 200 Millionen hoch. Für die gibt es nun aber schlechte Nachrichten.
Wie das Portal heise.de berichtet, hat eine IT-Sicherheitsfirma nach eigenen Angaben im Darknet mehrere hunderttausend Datensätze von Zoom-Usern entdeckt - von über 500.000 ist die Rede. Sie werden dort offenbar von Kriminellen zum Kauf angeboten - in einigen Fällen seien Nutzerdaten gar kostenlos online gestellt worden, heißt es.
Der Fall könnte für die Betroffenen durchaus unangenehm werden: Dem Bericht zufolge beinhalten die Daten unter anderem die E-Mail-Adresse und das User-Passwort im Klartext. Ratsam ist es deshalb, nicht nur bei Zoom, sondern auch anderweitig genutzte, Passwörter jetzt zu ändern.
Alarm geschlagen hat die Firma Cyble in einem Gespräch mit der US-Webseite Bleeping Computer. Die IT-Experten wollen sogar gut 530.000 Datensätze von Zoom-Nutzern käuflich erworben haben, um die Echtheit des Angebots zu validieren. Der Preis dafür klingt überschaubar: Von 0,002 US-Cent pro Datensatz ist die Rede.
Offen ist noch, wie die sensiblen Daten erbeutet werden konnten. Zoom hat bisher keine Informationen über ein mögliches Datenleck preisgegeben - auch eine entsprechende Anfrage von heise.de wurde zunächst offenbar nicht beantwortet. Wahrscheinlicher sei aber ohnehin ein Angriff mithilfe von „Credential Stuffing“, spekuliert die Webseite. Dabei werden aus anderen Leaks bereits bekannte Passwörter von Kriminellen ausprobiert, um weitere Daten zu erlangen.
Für Zoom ist es jedenfalls nicht das erste Sicherheitsproblem. Google etwa blockiert die Software des Videokonferenz-Dienstes Zoom auf den Computern seiner Mitarbeiter. Das Desktop-Programm genüge nicht Googles Sicherheits-Anforderungen, sagte ein Sprecher. Die breite Nutzung - und die verstärkte Aufmerksamkeit von IT-Experten - hatten zahlreiche Sicherheitslücken und Datenschutz-Probleme zutage gefördert.
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fn (mit Material von dpa)