Ursache für Long Covid: Forscherin ist Rätsel auf der Spur

Die Symptome einer Long-Covid-Erkrankung können die Gesundheit noch lange nach einer Corona-Infektion stark beeinträchtigen. Eine Forscherin hat nun eine Vermutung zur Ursache.
Stellenbosch – Müdigkeit, Kurzatmigkeit, Herzklopfen, Angststörung, Depression und Beeinträchtigungen des Geruchs- und Geschmackssinns – das sind nur einige der Symptome, die durch Long Covid ausgelöst werden. Dabei handelt es sich um die Langzeitfolgen, die eine Infektion mit dem Coronavirus mit sich bringen kann. Besonders gravierend: Auch bei einem leichten Corona-Verlauf können diese auftreten.
Schätzungen der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin zufolge, könnten bereits Hunderttausende Menschen in Deutschland von Long Covid betroffen sein. Doch bisher konnte das Rätsel um die Ursache hinter diesen Langzeitfolgen noch nicht entschlüsselt werden, eine Forscherin veröffentlicht nun folgenreiche Ergebnisse.
Long Covid: Weltweit Millionen Betroffene
Weltweit könnten bis zu 100 Millionen Menschen bereits unter Long Covid leiden, davon gehen Forschende der Universität in Michigan aus. Da es in einigen Fällen nicht erkannt wird, ist eine verlässliche Datenbasis nur schwer möglich – die tatsächlichen Fallzahlen könnten weitaus höher sein. Eine Studie unter der Leitung der Universität Gießen fand bereits heraus, dass eine Corona-Infektion das Risiko schwerer Thrombosen erhöht.
Blutgerinnsel können nach Ansicht von Redia Pretorius auch hinter Long Covid stecken. Die Fachbereichsleiterin an der Stellenbosch Universität hat im Guardian nun ihre Folgerung aus der Forschung ihres Teams veröffentlicht. Ihr Team hatte sich in einer großangelegten Studie mit dem Vorkommen von Mikro-Gerinnseln im Blut von Covid- und Long-Covid-Patient:innen beschäftigt. Die Forschenden fanden eine hohe Anzahl von „entzündlichen Molekülen“ eingeschlossen in diesen Blutgerinnseln.
Ursache hinter Long Covid: Blut-Gerinnsel könnten hinter Symptomen stecken
Die Blutgerinnsel könnten dafür sorgen, dass der Sauerstofftransfer innerhalb der Zellen stark beeinträchtigt wird, was als Zellhypoxie bezeichnet wird. „Diese im Körper weit verbreitete Hypoxie könnte für viele der gemeldeten Symptome verantwortlich sein“, erklärt Pretorius.
Besonders problematisch sei, dass der Körper diese Art von Gerinnseln kaum selbst auflösen kann. Normalerweise werden Blutgerinnsel im Zuge der Fibrinolyse vom menschlichen Organismus aufgespalten. Doch die Mikro-Gerinnsel bei Long-Covid-Patient:innen scheinen immun gegenüber dieser Prozesse. Doch warum können sich Patient:innen nicht einfach behandeln lassen? Auch dafür liefert die Forscherin eine Antwort.
Ursache hinter Long Covid nicht erkannt: Forscherin äußert Vermutung
Derzeit gäbe es schlicht noch keine Tests, die eine verlässliche Diagnose lieferten, so Pretorius. Immer noch werde vielen Erkrankten gesagt, dass sich ihre Testergebnisse im normalen Rahmen bewegen würden, dass ihre Symptome psychologischer Natur sein könnten. Denn traditionelle Methoden könnten die entzündlichen Moleküle nicht ermitteln, da diese in den Mikro-Gerinnseln „eingeschlossen“ seien.
„Wir müssen dringend in weitere Forschungen und klinische Studien investieren“, ist sich die Forscherin sicher. Auch Menschen, die nicht unter Long Covid leiden, könnten davon profitieren, denn Long-Covid-Symptome weisen einige Parallelen zu anderen chronischen Krankheiten auf, die mit Viren in Verbindung stehen. Als Beispiel nennt die Expertin Myalgische Enzephalomyelitis, auch chronisches Fatigue-Syndrom genannt. Auch diese Erkrankung werde in vielen Fällen noch als „psychologisch“ abgetan. „Nur weil wir bisher noch keine Biomarker für Long Covid identifiziert haben, heißt es nicht, dass es sie nicht gibt. Wir müssen nur genauer suchen.“ (slo)