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Superspreader
Corona-Studie von Virologe Christian Drosten untersucht Superspreader-Events
- vonJoel Schmidtschließen
Eine Studie, an der auch Virologe Christian Drosten beteiligt war, hat die ersten Superspreader-Events in Deutschland untersucht. Sie zeigt, wo sich zu Beginn der Corona-Pandemie viele Menschen infizierten.
- Die Verbreitungswege des Coronavirus sind weiterhin Gegenstand der Forschung.
- Ein Team um den Virologen Christian Drosten hat eine neue Studie zur Verbreitung von Corona veröffentlicht.
- Die Forschenden haben sogenannte Corona-Superspreader-Events genauer unter die Lupe genommen.
Berlin – Die zweite Corona-Welle hat Deutschland nach wie vor fest im Griff. Während mittlerweile eine Verlängerung des Teil-Lockdowns beschlossen wurde und viele Menschen darauf hoffen, dass die Corona-Fallzahlen bis Weihnachten wieder sinken, gibt eine Studie neue Auskünfte über die Verbreitungswege des Coronavirus.
Coronavirus: Superspreader-Events verbreiten Sars-CoV-2
Viele Menschen auf relativ kleinem Raum: Das sollte in Zeiten der Corona-Pandemie möglichst vermieden werden. Schließlich begünstigen solche Treffen die Verbreitung des Coronavirus. Was in manchen Bereichen des Arbeitslebens – relativ lange etwa in der fleischverarbeitenden Industrie – flapsig unter dem Motto „normale Arbeitsbedingungen“ durchgewunken wurde, bekam für Freizeitaktivitäten schnell den Begriff des sogenannten Superspreader-Events verpasst.
Der Corona-Infektion auf der Spur: Drosten-Team rekonstruiert drei Abende
In Zusammenarbeit mit dem Robert Koch-Institut (RKI) und dem Gesundheitsamt Berlin-Mitte hat ein Team um den Virologen Christian Drosten solche Superspreader-Events zu Beginn der Corona-Pandemie in Deutschland untersucht. Hierfür haben sich die Wissenschaftler:innen um Drosten drei Partys in einem Berliner Club angesehen, die zwischen dem 29. Februar und dem 5. März stattgefunden haben. Insgesamt sollen sich an den drei Abenden 650 Gäste sowie 16 Mitarbeiter:innen in dem Club aufgehalten haben.
Im Rahmen der Studie konnte das Team um Christian Drosten rekonstruieren, dass von den insgesamt 666 anwesenden Personen ganze 74 Infektionen mit dem Coronavirus auf den Berliner Club zurückgingen. Wie „Focus Online“ berichtet, soll es sich dabei um den Club „Trompete“ in der Berliner Innenstadt gehandelt haben.
Superspreader-Events im Fokus: Viele Corona-Folgeinfektionen nach Club-Besuch
Die Wissenschaftler:innen um Christian Drosten konnten im Rahmen ihrer Studie Interviews mit 44 Besucher:innen und Mitarbeitenden des Clubs führen, die sich nach dem 29. Februar mit dem Coronavirus infiziert hatten. Das Team um Drosten geht davon aus, dass es unter den Gästen des erstens Abends die meisten Folgeinfektionen mit dem Coronavirus gegeben hat.
Unsere Analyse eine bekannten Superspreading-Ereignisses in Berlin ist erschienen. Eine gute Kooperation zwischen unserem Institut, dem Gesundheitsamt Berlin-Mitte und dem Robert Koch Institut. https://t.co/fbKCu8Y7qC
— Christian Drosten (@c_drosten) December 2, 2020
Besonders anfällig für eine Infektion mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 sollen nach ersten Ergebnissen der noch nicht geprüften Studie die Mitarbeiter:innen des Clubs gewesen sein. So soll bereits am ersten Abend ein Mitarbeiter des Clubs mit dem Coronavirus infiziert gewesen sein. Er soll dadurch weitere Kolleg:innen angesteckt haben.
Nach Superspreader-Event in Berlin: Team um Drosten fordert besseren Infektionsschutz für Clubs
Das Team um Christian Drosten unterzog im Rahmen ihrer Studie 17 verfügbare Virenproben einer sogenannten genetischen Sequenzierung und konnte dabei enge genetische Verwandtschaften zwischen den einzelnen Proben feststellen. Dieses Ergebnis ließe den Forschenden zufolge vermuten, dass der erste Corona-Ausbruch in dem Berliner Club Ende Februar tatsächlich nur von einer einzelnen Person ausging.
Angesichts ihrer Untersuchung des Superspreader-Events in dem Berliner Club stellen die Forschenden um den Virologen Christian Drosten zur weiteren Eindämmung der Corona-Pandemie eine Forderung in den Raum: „Wenn über Lockerungen im Freizeitbereich nachgedacht wird, sollte der Infektionsschutz besonders auf das Personal in Nachtclubs und Bars ausgerichtet werden.“ (Joel Schmidt)
Rubriklistenbild: © Christophe Gateau