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Corona: Bestimmte Blutgruppe beeinflusst das Infektionsrisiko

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Von: Pamela Dörhöfer

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Eine Corona-Infektion scheint auch mit der Blutgruppe zusammenzuhängen. Laut Studie infizieren sich Menschen mit einer bestimmten Blutgruppe häufiger - andere Blutgruppen senken das Infektionsrisiko sogar.

Eine der besonderen Eigenschaften des Coronavirus ist seine Unberechenbarkeit: Manche Menschen erkranken schwer, wenn sie sich infiziert haben, andere merken kaum etwas. Und viele stecken sich auch gar nicht erst an, obwohl sie dem Erreger vielleicht auch stark ausgesetzt waren. Das alles hängt viel mit den bekannten Risikofaktoren wie Alter und Vorerkrankungen zusammen. Aber nicht nur: Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass auch die Blutgruppe eine Rolle dabei spielt, ob man sich infiziert und dass zudem offenbar bestimmte Gene die Schwere einer Erkrankung mit Covid-19 beeinflussen.

Ein Corona-Infizierter liegt im Krankenbett.
Laut einer Studie sind Menschen mit einer bestimmten Blutgruppe häufiger von einer Corona-Infektion betroffen. (Archivfoto) © Jeff Pachoud/AFP

Seit längerem gibt es Hinweise, dass Menschen mit der Blutgruppe 0 seltener an Covid-19 erkranken als Menschen mit den Blutgruppen A, B oder AB. Studien aus einigen europäischen Ländern und China legten diesen Zusammenhang nahe. Forschende der Universitätsklinik für Blutgruppenserologie und Transfusionsmedizin an der Medizinischen Universität Graz erforschen, welcher Mechanismus dahinter steckt und wie es dazu kommt.

Covid-19: Diese Rolle spielt die Blutgruppe bei der Infektion mit Corona

Blutgruppen unterscheiden sich nämlich in bestimmten Merkmalen auf der Oberfläche der roten Blutkörperchen (Erythrozyten). Deren Aufgabe ist es, Sauerstoff und Kohlendioxid durch die Blutbahn zu transportieren. Die Hülle der roten Blutkörperchen enthält verschiedene Kohlenhydrate und Proteine, die ihnen eine bestimmte Oberflächenstruktur verleihen, sie werden auch Antigene genannt.

So tragen Menschen mit der Blutgruppe A Kohlenhydrate (Zucker) auf der Oberfläche ihrer Erythrozyten, Menschen mit der Blutgruppe B andere. Menschen mit der Blutgruppe AB verfügen über beide Kohlenhydratgruppen. Menschen mit der Blutgruppe 0 hingegen weisen keines dieser Blutgruppen-Antigene auf der Oberfläche ihrer roten Blutkörperchen auf.

Corona-Forschung: Bestimme Blutgruppen scheinen Risikofaktoren für Covid-19 zu sein

Auf welche Weise könnten diese Oberflächenmerkmale das Corona-Ansteckungsrisiko überhaupt beeinflussen? Man weiß, dass diese Zucker-Strukturen – die nicht nur im AB0-Blutgruppensystem, sondern ebenso in Geweben der Atemwege und des Magen-Darm-Trakts vorkommen – auch beim Erkennen von Mikroorganismen eine Rolle spielen. „Pathogene wie Bakterien oder Viren können dabei selektiv an Blutgruppenstrukturen binden und die Besiedelung des betroffenen Gewebes oder die Aufnahme in die Zellen beeinflussen“, erklärt Studienleiterin Eva Maria Matzhold, Molekularbiologin an der Med Uni Graz.

In ihrer Studie wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchen, „ob die AB0-Blutgruppeneigenschaften einen möglichen weiteren Risikofaktor für die Infektion und die Erkrankung an Covid-19 darstellen können“, sagt Transfusionsmediziner Thomas Wagner.

Blutgruppen wirken sich nicht nur beim Coronavirus auf das Erkrankungsrisiko aus

Die ersten Studienergebnisse belegen einen solchen Zusammenhang schon. Darüber berichtet auch wa.de*. Laut Matzhold und Wagner zeigen sie, dass Menschen mit der Blutgruppe 0 eine statistisch geringere Wahrscheinlichkeit haben, an Covid-19 zu erkranken als Menschen mit den Blutgruppen A, B und AB. Insbesondere die Blutgruppe AB sei bei Infizierten und Covid-19-Kranken „signifikant häufiger festgestellt worden“.

Dass sich Blutgruppen auf das Erkrankungsrisiko auswirken, ist nicht spezifisch für das Coronavirus. So wird unter anderem vermutet, dass Menschen mit der Blutgruppe 0 anfälliger für die Pest waren. Allerdings - hat man sich erst einmal mit dem Coronavirus angesteckt, wirkt sich die Blutgruppe nach derzeitigem Wissensstand vermutlich nicht darauf aus, wie heftig man erkrankt. Das österreichische Forschungsteam warnt deshalb, eine AB0-Blutgruppenbestimmung sollte „aktuell nicht als „prognostischer Marker für den Verlauf von Covid-19 herangezogen werden“.

Coronavirus: Gene scheinen bei Krankheitsverlauf von Covid-19 eine Rolle zu spielen

Genau solche Marker zu finden, daran arbeiten gerade Fachleute der University of California, Riverside, und der University of Southern California. Sie untersuchen, warum die Beschwerden bei Covid-19 so unterschiedlich ausgeprägt sind – und das nicht mit Blick auf die üblichen Risikofaktoren, sondern auf molekularer Ebene.

Das Forschungsteam suchte dafür nach Genen, die beim Kapern der Wirtszellen durch das Virus Sars-CoV-2 betroffen sind. Denn das Virus braucht die Hilfe des Wirtsorganismus (in diesem Fall der Mensch), damit dessen befallene Zellen sein Erbgut replizieren und massenhaft weitere Viren freisetzen. Gefunden wurden sechs Gene, die mit Sars-CoV-2 interagieren und Einfluss auf das Erkrankungsrisiko nehmen. Diese neuen Erkenntnisse, so die Hoffnung der Forschenden, soll auch die Entwicklung neuer Therapieansätze unterstützen. (Pamela Dörhöfer) *wa.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks.

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