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Legalisierung von Cannabis: Konsum erhöht Herzinfarkt-Risiko

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Von: Pamela Dörhöfer

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Cannabis
Medizinisches Marihuana wird angebaut. © William Archie, Detroit Free Pre/dpa

Ein Forschungsteam aus den USA berichtet von zunehmenden Fällen bei jüngeren Menschen mit stark erhöhtem Konsum.

Los Angeles – Was für Deutschland in naher Zukunft erwartet wird, ist in großen Teilen der USA bereits Realität: die Legalisierung von Cannabis. In 19 Bundesstaaten der Vereinigten Staaten ist der Freizeitkonsum erlaubt, teilweise bereits seit mehreren Jahren, etliche weitere könnten bald folgen, verboten ist er nur noch in sieben. Bei einer Konferenz der American Heart Association, der medizinischen Fachgesellschaft für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in den USA, berichteten Forschende der Universitiy of California Riverside am vergangenen Wochenende nun allerdings von einer wachsenden Zahl von Herzinfarkten bei unter 50-Jährigen mit erhöhtem Cannabiskonsum in der Vorgeschichte.

Wie das Wissenschaftsportal „Medicalxpress“ berichtet, soll der Zuwachs an Herzinfarkten in der Gruppe der 18- bis 34-Jährigen dabei am stärksten ausgefallen sein – also in einer Gruppe, in der Herzprobleme normalerweise höchst selten vorkommen. Männer seien stärker betroffen als Frauen. Die Studie wurde bei dem Kongress vorgestellt, bislang aber noch nicht veröffentlicht.

Weitere Studien erforderlich – Zusammenhang mit Cannabis noch nicht sicher nachgewiesen

Die Forschenden weisen zudem darauf hin, dass es sich nur um die Beobachtung einer „zeitlichen Beziehung“ handelt und ein ursächlicher Zusammenhang zwischen übermäßigem Cannabiskonsum und Herzinfarkten noch nicht nachgewiesen ist. Auch wurde nicht kontrolliert, ob die Erkrankten neben Cannabis beispielsweise auch Tabak, Alkohol oder Kokain konsumierten.

Das Forschungsteam aus Kalifornien hatte für seine Studie die Krankenakten von 819 354 Menschen aus einer großen öffentlichen Datenbank analysiert. Sie filterten Menschen im Alter zwischen 18 und 49 Jahren heraus, die wegen eines – in diesem Alter sehr seltenen – Herzinfarkts ins Krankenhaus eingeliefert wurden und bei denen in der Vorgeschichte eine „Cannabiskonsumstörung“ diagnostiziert worden war. Dieser Begriff wird in der Medizin definiert als übermäßiger, chronischer Konsum von Marihuana, einhergehend mit Symptomen der Abhängigkeit und Unfähigkeit, den Konsum zu kontrollieren.

USA: Konsum von Marihuana mit Legalisierung gestiegen

Die Analyse ergab, dass insgesamt 4,1 Prozent der Patientinnen und Patienten, die wegen eines Herzinfarktes in eine Klinik eingeliefert wurden, auch eine Cannabiskonsumstörung hatten. Der Anteil habe sich von knapp 2,4 Prozent im Jahr 2007 auf 6,7 Prozent im Jahr 2018 erhöht.

In den USA sei der Konsum von Marihuana mit der zunehmenden Legalisierung gestiegen, heißt es im „Medicalxpress“. Einen Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und Herzinfarkt hatten bereits frühere Studien nahegelegt. Die aktuelle Analyse trage zu den Beweisen bei, wird Robert Page, Professor für Pharmazie an der Universität von Colorada, zitiert. Er selbst hatte eine Studie zu Cannabis und kardiovaskulärer Gesundheit geleitet, die im vergangenen Jahr veröffentlicht worden war.

Cannabis-Konsum: „Natürliches Produkt“ hat Nebenwirkungen wie alle anderen Psychopharmaka

Der Pharmakologe wird zudem mit der Aussage zitiert, Konsumentinnen und Konsumenten von Cannabis müssten erkennen, nur weil es sich um ein „natürliches“ Produkt handele, bedeute das nicht, dass es sicher sein: „Es ist nicht sicher. Es ist wie alle anderen Psychopharmaka – es hat Nebenwirkungen, und das könnte eine davon sein.“

Auch die Hauptautorin der aktuellen Studie, Darshi Desai, erklärte bei dem Kongress, jetzt, da Cannabis vielerorts legal werde, „müssen wir speziell darauf achten“. Robert Page forderte zum Thema eine große langfristige Studie, die Menschen über einen längeren Zeitraum verfolgt, um festzustellen, ob der Konsum von Cannabis definitiv mit Herzinfarkten in Verbindung gebracht werden kann – und falls ja, bei welchen Mengen und welcher Häufigkeit damit zu rechnen sein muss. (Pamela Dörnhöfer)

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