Asteroid rast kurz nach Entdeckung haarscharf an der Erde vorbei

Ein ungarischer Astronom entdeckt erneut einen Asteroiden, der der Erde sehr nahekommt. Dieses Mal schrammt der Asteroid haarscharf an der Erde vorbei.
Budapest – Zum zweiten Mal innerhalb eines Monats hat der ungarische Astronom Krisztián Sárneczky einen Asteroiden entdeckt, der der Erde nahekommt. Während der Asteroid 2022 EB5, den er am 11. März 2022 entdeckte, nur zwei Stunden später auf der Erde einschlug, kam der am 25. März 2022 entdeckt Asteroid 2022 FD1 unserem Planeten nicht ganz so nahe: Etwa 8500 Kilometer Abstand hatte der Asteroid zur Erde, als er sich ihr am 26. März 2022 näherte – in kosmischen Dimensionen ist der Asteroid an der Erde haarscharf „vorbeigeschrammt“.
Zum Vergleich: Der Mond ist etwa 384.400 Kilometer von der Erde entfernt, die Internationale Raumstation ISS kreist in einer Höhe von etwa 400 Kilometern und GPS-Satelliten befinden sich in etwa 20.000 Kilometern Höhe. Der nahe Vorbeiflug des Asteroiden an der Erde hat messbare Folgen: Die Schwerkraft der Erde hat die Flugbahn des kleinen Asteroiden verändert, wie Sárneczky anschließend auf Twitter berichtete.
Astronom entdeckt zweiten Asteroiden in einem Monat – Er „schrammt“ haarscharf an der Erde vorbei
Eine große Gefahr ging von dem neu entdeckten Asteroiden, den sein Entdecker auf eine Größe von etwa zwei bis vier Metern schätzt, nicht aus. Der Asteroid 2022 EB5, der nach seiner Entdeckung durch den ungarischen Astronomen auf der Erde einschlug, war etwa vier Meter groß und ist in der Erdatmosphäre explodiert. Die Explosion hatte Messungen zufolge eine Wucht von etwa 2000 Tonnen TNT. „Kleine Asteroiden wie 2022 EB5 sind zahlreich und sie schlagen regelmäßig in der Atmosphäre ein – etwa alle zehn Monate“, erklärte Paul Chodas, der Direktor des Zentrums für die Beobachtung erdnaher Objekte (CNEOS) der US-Raumfahrtorganisation Nasa Mitte März.
Name | 2022 FD1 |
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Typ | Asteroid |
Entdeckung | 25.03.2022 |
Entdecker | Krisztián Sárneczky |
Größe | ca. 2-4 Meter |
geringster Abstand zur Erde | 8500 km am 26.03.2022 |
Derzeit sind mehr als 28.000 erdnahe Asteroiden bekannt, der Fokus bei der Suche liegt auf Asteroiden, die größer als 140 Meter sind, da sie große Schäden auf der Erde anrichten können. Doch auch kleinere Asteroiden können gefährlich sein, wie der Meteor von Tscheljabinsk zeigt, der im Februar 2013 über dem russischen Ural in der Erdamtosphäre explodierte und durch dessen Druckwelle zahlreiche Menschen verletzt wurden und Fensterscheiben zu Bruch gingen. Im Nachhinein stellten Fachleute fest, dass es sich um einen Asteroiden mit einem Durchmesser von 19 Metern gehandelt haben musste, der von Himmelsüberwachungsprogrammen nicht entdeckt werden konnte, weil er aus der Richtung der Sonne kam.
Nasa sucht nach „potenziell gefährlichen“ Asteroiden
Himmelsüberwachungsprogramme durchforsten automatisiert den Himmel nach potenziell gefährlichen Asteroiden. Ein Himmelskörper gilt als „potenziell gefährlich“, wenn ihn seine Umlaufbahn bis auf 7,5 Millionen Kilometer oder weniger an die Erde heranbringt und er eine Größe von mindestens 150 Metern hat. Erst kürzlich wurde ein neu entdeckter Asteroid als „potenziell gefährlich“ eingestuft – nach weiteren Beobachtungen wurde er jedoch wieder von der Risikoliste entfernt. Ähnlich ist es dem berüchtigten Asteroiden „Apophis“ ergangen. Für ihn wurde einst ein verhältnismäßig großes Einschlagrisiko ermittelt, doch mittlerweile können die möglichen Einschläge ausgeschlossen werden.
Asteroid wird von Nasa als Übung für den Ernstfall genutzt
Der kleine Asteroid, den Sárneczky Mitte März zwei Stunden vor seinem Einschlag entdeckt hat, wurde von der Nasa als Übung für den Ernstfall genutzt. Die Übung habe den Fachleuten „eine gewisse Zuversicht gegeben, dass die Einschlagsprognosemodelle in hohem Maße in der Lage sind, den möglichen Einschlag eines größeren Objekts zu bestimmen“, heißt es in einer Nasa-Mitteilung.
Der zweite Asteroid, den der ungarische Astronom im März 2022 entdeckt hat, zeigt vor allem eins: Außerhalb der Erde gibt es zahlreiche Asteroiden, die noch nicht entdeckt wurden und die eine mögliche Gefahr für die Erde darstellen können. Aus diesem Grund arbeiten die Nasa und ihr europäisches Pendant Esa unter anderem an einer gemeinsamen Mission, die die Abwehr eines Asteroiden in der Praxis testen soll. Der erste Teil der Mission ist bereits in vollem Gange: Die Nasa-Sonde „Dart“ ist im vergangenen Jahr zu einem Doppel-Asteroiden aufgebrochen und soll dort im Herbst 2022 den kleineren Asteroiden aus seiner Umlaufbahn „schubsen“. Diese Methode wird „kinetischer Impaktor“ genannt. Teleskope auf der Erde und ein kleiner Begleit-Satellit sollen beobachten, was der Einschlag der Raumsonde bewirkt. In Zukunft soll außerdem die europäische Sonde „Hera“ zu dem Asteroiden-System fliegen und weitere Daten sammeln.
Geplante Nasa-Mission soll „blinden Fleck“ der Asteroiden-Suche beseitigen
Eine weitere Mission soll einen bisher „blinden Fleck“ in der Beobachtung beseitigen. Das für 2026 geplante Nasa-Weltraumteleskop „NEO Surveyor“ soll auch Asteroiden sehen können, die sich aus Richtung der Sonne der Erde nähern – wie der Tscheljabinsk-Asteroid. In der Theorie wird außerdem über andere Möglichkeiten der „planetaren Verteidigung“ nachgedacht. Forschende haben sich unter anderem mit der Frage beschäftigt, ob im Fall der Fälle eine Atombombe gegen einen Asteroiden funktionieren würde oder ob man im Notfall Kommunikationssatelliten zur Anti-Asteroiden-Waffe umbauen kann. Ein Forschungsteam hat ausgerechnet, ob die Menschheit einen sogenannten „Planeten-Killer“ – einen zehn Kilometer großen Asteroiden – überleben könnte. (tab)
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