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„Kosmischer Streifschuss“: Gleich mehrere Asteroiden kommen der Erde näher als der Mond

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Von: Tanja Banner

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Gleich mehrere kleine Asteroiden kommen der Erde im April sehr nahe: Sie rauschen näher als der Mond am blauen Planeten vorbei. (Symbolbild)
Gleich mehrere kleine Asteroiden kommen der Erde im April sehr nahe: Sie rauschen näher als der Mond am blauen Planeten vorbei. (Symbolbild) © Imago/PantherMedia/Alisa Tango

Gleich mehrere Asteroiden kommen der Erde Anfang April näher als der Mond. Doch eine Gefahr geht von den erdnahen Himmelskörpern nicht aus.

Update vom Mittwoch, 06.04.2022, 10.00 Uhr: Der Asteroid 2022 GN1 ist in der vergangenen Nacht in einer Entfernung von 122.000 Kilometern an der Erde vorbeigeflogen (s. Erstmeldung). Auf ihn folgt nicht nur ein zweiter Asteroid, der in nur 222.000 Kilometern Entfernung an der Erde „vorbeischrammt“, sondern gleich mehrere, neu entdeckte Asteroiden.

Den Anfang macht der Asteroid mit dem Namen 2022 GZ1. Er rauscht am heutigen Mittwoch (06.04.2022) um 11.58 Uhr mit einem Abstand von etwa 240.000 Kilometern an der Erde vorbei. Entdeckt wurde er erst am 5. April. Der Asteroid wird auf eine Größe zwischen 4,5 und 10 Metern geschätzt – er stellt also keine Gefahr dar.

Mehrere Asteroiden „schrammen“ haarscharf an der Erde vorbei

Ein weiterer neu entdeckter Asteroid, welcher der Erde in Kürze nahekommen wird, ist der Asteroid 2022 GA2. Er wird dem blauen Planeten am 7. April um 06.32 Uhr nicht ganz so nahe kommen wie der Mond, aber auch eine Entfernung von etwa 401.000 Kilometern ist ein „kosmischer Streifschuss“. Entdeckt wurde 2022 GA2, der auf eine Größe zwischen 3,5 und 7,8 Metern geschätzt wird, am 2. April.

Asteroid 2022 GZ1Asteroid 2022 GA2
Größe: 4,5-10 mGröße: 3,5-7,8 m
geringster Abstand zur Erde: 240.000 kmgeringster Abstand zur Erde: 401.000 km
Datum der Annäherung: 06.04.2022, 11.58 UhrDatum der Annäherung: 07.04.2022, 06.32 Uhr
Entdeckung: 05.04.2022Entdeckung: 02.04.2022
Quelle: CNEOS

Zwei Asteroiden kommen der Erde näher als der Mond

Erstmeldung vom Dienstag, 05.04.2022, 10.00 Uhr: Frankfurt – Beinahe täglich nähern sich Asteroiden der Erde und verschwinden anschließend wieder in den Tiefen des Weltalls, ohne dass etwas passiert. Trotzdem werden Asteroiden, die der Erde nahe kommen, genau beobachtet, um mögliche Einschläge ausschließen zu können und im Fall einer tatsächlichen Gefahr reagieren zu können. Unter anderem das Center for Near Earth Object Studies (CNEOS, Zentrum für Studien über erdnahe Objekte) der US-Raumfahrtorganisation Nasa pflegt eine Liste aller erdnahen Asteroiden, welche der Erde begegnen.

Auf dieser Liste ist zu sehen, dass in den kommenden Tagen gleich zwei Asteroiden der Erde näher kommen als der Mond. Der hat einen durchschnittlichen Abstand von 384.400 Kilometer zur Erde. Kommt ein Asteroid der Erde näher, kann man das also durchaus als „kosmischen Streifschuss“ bezeichnen – in den gigantischen Dimensionen des Weltalls sind mehrere hunderttausend Kilometer eine winzige Entfernung. Zum Vergleich: Die Sonne ist von der Erde etwa 150 Millionen Kilometer entfernt, der Planet Mars ist bei seiner größten Annäherung an die Erde immer noch 56 Millionen Kilometer entfernt.

Asteroiden 2022 GN1 und 2022 GQ1 kommen der Erde näher als der Mond

Ein Blick auf die Asteroiden, die der Erde Anfang April näher kommen als der Mond: Den Anfang macht ein Asteroid, der nach seiner Entdeckung den Namen 2022 GN1 erhalten hat. Er wird seine größte Annäherung an die Erde am 6. April 2022 um 03.02 Uhr haben, wie Fachleute anhand von Beobachtungen seiner Flugbahn berechnet haben. Ein Grund zur Besorgnis ist das jedoch nicht: Zwischen der Erde und dem Asteroiden liegen dann immer noch etwa 122.000 Kilometer Abstand. Außerdem ist der Asteroid nicht besonders groß, er wird auf eine Größe von 7,2 bis 16 Meter geschätzt. Erstmals beobachtet wurde Asteroid 2022 GN1 nur wenige Tage vor seiner größten Annäherung an die Erde, am 1. April 2022.

Asteroid 2022 GN1Asteroid 2022 GQ1
Größe: 7,2-16 MeterGröße: 6,7-15 Meter
geringster Abstand zur Erde: 122.000 kmgeringster Abstand zur Erde: 222.000 km
Datum der Annäherung: 06.04.2022, 03.02 UhrDatum der Annäherung: 07.04.2022, 11.17 Uhr
Entdeckung: 01.04.2022Entdeckung: 04.04.2022
Quelle: CNEOS

Der zweite Asteroid, der der Erde Anfang April nahe kommt, ähnelt dem ersten. Der Asteroid 2022 GQ1 hat eine ähnliche geschätzte Größe (6,7 bis 15 Meter) und bleibt von der Erde noch etwas weiter entfernt als sein Vorgänger (etwa 222.000 Kilometer). Asteroid 2022 GQ1 erreicht seine erdnächste Position am 7. April 2022 gegen 11.17 Uhr. Erstmals beobachtet wurde der Asteroid am 4. April 2022.

Beinahe täglich rauschen Asteroiden an der Erde vorbei

Erst kürzlich wurde ein Asteroid nur zwei Stunden vor seinem Einschlag auf der Erde entdeckt. Das ist jedoch die Ausnahme, es war erst der fünfte Asteroid, der vor seinem Einschlag auf der Erde bekannt war. Es kommt dagegen häufiger vor, dass Asteroiden erst nach ihrem Vorbeiflug an der Erde entdeckt werden. Weil der Einschlag eines großen Asteroiden auf der Erde verheerende Schäden anrichten kann, wird der Himmel von verschiedenen automatisierten Teleskopsystemen nach potenziell gefährlichen Asteroiden abgesucht. Die Flugbahn der Asteroiden wird berechnet und sie werden anschließend regelmäßig beobachtet.

Doch nicht jeder Asteroid ist automatisch gefährlich: Die meisten von ihnen ziehen ihre Kreise weit entfernt von der Erde. Als „erdnah“ wird ein Asteroid eingestuft, wenn er sich der Sonne bis auf 1,3 astronomische Einheiten (AU) oder weniger nähert – das entspricht etwa 195 Millionen Kilometern. Um als „potenziell gefährlicher Asteroid“ eingestuft zu werden, muss sich der Himmelskörper der Erde auf 7,5 Millionen Kilometer oder weniger nähern und gleichzeitig mindestens 150 Meter groß sein.

Asteroiden-Einschläge können verheerend sein – Planung für „planetare Verteidigung“

Dass Asteroiden-Einschläge verheerend sein können, weiß man nicht zuletzt durch das Aussterben der Dinosaurier, das durch den Einschlag eines großen Asteroiden ausgelöst wurde. Aber auch der sogenannte Meteor von Tscheljabinsk, der im Februar 2013 über dem russischen Ural explodierte, zeigte bereits, wie viel Zerstörungspotenzial in einem Asteroiden steckt. Der Himmelskörper war etwa 19 Meter groß – seine Explosion ließ unzählige Fensterscheiben bersten und verletzte so zahlreiche Menschen.

Eines Tages könnte es passieren, dass ein Asteroid die Erde bedroht. Um darauf vorbereitet zu sein, arbeiten zahlreiche Forschende bereits an Plänen, wie man die Erde vor einem Asteroiden schützen kann – die sogenannte „planetare Verteidigung“. So haben Forschungsteams bereits ermittelt, ob das Szenario aus dem Hollywoodfilm „Armageddon“ für eine Rettung in letzter Minute in Frage kommen würde, wie man mithilfe von Kommunikationssatelliten eine Anti-Asteroiden-Waffe bauen könnte oder ob die Menschheit einen „planetaren Killer“ in Form eines Asteroiden überleben könnte.

Im vergangenen Jahr ist außerdem eine Mission der Nasa ins Weltall aufgebrochen, die erstmals eine Theorie der „planetaren Verteidigung“ in der Praxis testen soll: Die Raumsonde „Dart“ soll einen Asteroiden aus seiner Umlaufbahn schubsen. (tab)

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