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„Dinosaurier-Killer“: Forscher will „ein Stück des Übeltäters“ gefunden haben – „Ein Gänsehauterlebnis“

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Von: Tanja Banner

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Ein Forscher will ein Stück des Asteroiden gefunden haben, der vor 66 Millionen Jahren die Dinosaurier ausgelöscht hat. (Symbolbild)
Ein Forscher will ein Stück des Asteroiden gefunden haben, der vor 66 Millionen Jahren die Dinosaurier ausgelöscht hat. (Symbolbild) © imago/Science Photo Library

Der Einschlag eines Asteroiden hat vor vielen Millionen Jahren zahlreiche Spezies ausgelöscht. Nun will ein Forscher einen Splitter davon gefunden haben.

North Dakota – Vor 66 Millionen Jahren hat der Einschlag eines großen Himmelskörpers zahlreiche Tierarten – darunter Dinosaurier – ausgelöscht. Bis heute sind der Einschlag und seine Auswirkungen ein spannendes Forschungsgebiet, in dem immer wieder neue Erkenntnisse gelingen. Zuletzt hatten Forschende herausgefunden, dass der „Dino-Killer“ wohl im Frühjahr eingeschlagen haben muss*, was einer neuen Studie zufolge erklären soll, warum manche Tierarten überlebt haben. Das Material für die Studie stammte aus der Fossilienfundstätte Tanis im US-Bundesstaat North Dakota, wo Forschende nun eine bahnbrechende Entdeckung gemacht haben wollen.

Die Fundstelle Tanis gilt als eine Zeitkapsel des Tages vor 66 Millionen Jahren, als ein Himmelskörper nahe der mexikanischen Halbinsel Yucatan die Erde traf und das Aussterben zahlreicher Spezies besiegelte. Dabei schlug er einen Krater* mit einem Durchmesser von 160 Kilometern und einer Tiefe von mehr als 30 Kilometern. Gleichzeitig spritzte geschmolzenes Gestein in die Luft und kühlte zu Glaskügelchen ab – ein typisches Anzeichen eines Meteoriteneinschlags. Solche Kügelchen wurden in der Fossilienfundstätte in North Dakota – mehrere tausend Kilometer vom Einschlagsort entfernt – entdeckt. Tanis wird seit 2008 von Forschenden untersucht.

Forschende wollen Splitter des „Dino-Killer“-Asteroiden gefunden haben

Nun berichtet die New York Times (NYT) von Forschenden, die dort unberührte Splitter des Impaktors, der die Dinosaurier tötete, gefunden haben wollen. Normalerweise wurden die Glaskügelchen in den Millionen Jahren seit ihrer Entstehung durch chemische Prozesse verändert, doch in Tanis landeten einige in Baumharz, das zu Bernstein wurde und die Kügelchen schützte. Die Entdeckung der in Bernstein eingeschlossenen Kugeln sei so, als würde man jemanden in der Zeit zurück zum Tag des Einschlags schicken, „um eine Probe zu sammeln, sie in Flaschen abzufüllen und für die Wissenschaftler zu konservieren“, zitiert die New York Times den Forscher Robert DePalma, der seit 2012 Ausgrabungen in Tanis durchführt.

Ein Stück des Übeltäters zu sehen, ist einfach ein Gänsehauterlebnis.

Robert DePalma, Forscher

Die Funde von DePalma und seinem Forschungsteam wurden noch nicht von Fachkollegen überprüft, der Forscher hat sie jedoch bei einer Veranstaltung mit Nasa-Forschenden vorgestellt, wie die NYT berichtet. Die meisten Gesteinskörnchen enthalten DePalma zufolge hohe Level von Strontium und Kalzium – was dafür spricht, dass sie Teil der Kalksteinkruste waren, die der Meteorit getroffen hat. Doch in zwei der Kügelchen sei die Zusammensetzung „völlig anders“ gewesen. „Sie waren nicht mit Kalzium und Strontium angereichert, wie wir erwartet hätten“, erläutert DePalma.

Zusammensetzung der Gesteins-Splitter deutet auf Asteroiden hin

Stattdessen enthielten sie größere Mengen an Elementen wie Eisen, Nickel und Chrom – Hinweise auf das Vorhandensein eines Asteroiden*, genauer auf einen Asteroiden-Typen namens kohlenstoffhaltiger Chondrit. „Ein Stück des Übeltäters zu sehen, ist einfach ein Gänsehauterlebnis“, betont DePalma.

Bisher ist nicht hundertprozentig geklärt, um welche Art von Himmelskörper es sich bei dem „Dino-Killer“ gehandelt hat. Infrage kommt sowohl ein Asteroid als auch ein Komet. „Wenn man tatsächlich in der Lage ist, ihn zu identifizieren – und wir sind auf dem Weg, das zu tun – dann kann man tatsächlich sagen ‚Unglaublich, wir wissen, was es war“, erzählt DePalma bei dem Gespräch mit Nasa-Kolleg:innen. In den kommenden Wochen soll ein Video des Gesprächs von der US-Raumfahrtorganisation Nasa online veröffentlicht werden, außerdem sollen die Entdeckungen in der BBC-Dokumentation „Dinosaurs: The Final Day“ von David Attenborough vorgestellt werden.

„Dinosaurier-Killer“: Nasa möchte Proben mit Gestein eines Asteroiden vergleichen

Doch handelt es sich bei den gefundenen Steinfragmenten tatsächlich um Splitter des Asteroiden, der die Dinosaurier ausradiert hat? Die Funde scheinen eine Entdeckung zu unterstützen, die der Geochemiker Frank Kyte im Jahr 1998 gemeldet hatte. Kyte erklärte damals, er habe in Bohrkern aus Hawaii ein Meteoriten-Fragment entdeckt, das seiner Meinung nach von dem Einschlag stammte. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler waren damals jedoch skeptisch, ob Teile des Himmelskörpers den Einschlag überhaupt überstanden haben könnten.

Auf Nachfrage der New York Times gibt sich nun auch Kyte skeptisch, was den neuen Fund angeht: „Ich persönlich gehe davon aus, dass meteoritisches Material in diesem Auswurf extrem selten ist und in den riesigen Mengen anderer Auswürfe an diesem Ort kaum zu finden sein dürfte“, sagte er. „Aber vielleicht hatten sie Glück.“

Der Nasa-Chefwissenschaftler Jim Garvin würde das gefundene Fragment gerne mit Proben vergleichen, die die Nasa-Sonde „OSIRIS-Rex“ auf dem Asteroiden Bennu – ein kohlenstoffhaltiger Chondrit – genommen hat. Und auch neue Forschungsmethoden zur Untersuchung von Steinen aus dem Weltall könnten zum Einsatz kommen, heißt es bei der Nasa, die damit derzeit unter anderem Mond-Gestein* der „Apollo“-Missionen vor 50 Jahren untersucht. „Sie würden perfekt funktionieren“, sagt Garvin. Wie es scheint, dürften die Gesteins-Splitter also bald weiteren Untersuchungen unterzogen werden. (Tanja Banner) *fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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