1. Startseite
  2. Wirtschaft

Bauministerin Geywitz sieht jede Menge freie Wohnungen - Experten widersprechen: „Nur in der Theorie“

Erstellt:

Von: Dennis Fischer

Kommentare

Jahres-Pressekonferenz HafenCity Hamburg GmbH
Eigentlich will die Ampelkoalition jedes Jahr 400.000 neue Wohnungen bauen. Doch das Ziel wird derzeit verfehlt. © Christian Charisius/dpa

Laut Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) gibt es in Deutschland jede Menge freie Wohnungen. Wohnungssuchende wundern sich, Experten widersprechen.

Berlin - Bundesbauministerin Klara Geywitz (47, SPD) ist der Auffassung, dass es in Deutschland genügend freie Wohnungen auf dem Immobilienmarkt gibt. Das sagte sie der Bild am Sonntag. „Die Wohnsituation stellt sich sehr unterschiedlich dar. Wir haben circa 1,7 Millionen leer stehende Wohnungen“, sagte Geywitz. Mit dem 49-Euro-Ticket werde es für viele einfacher und günstiger, auf dem Land zu wohnen.

Eine andere Rechnung macht der Immobilienexperte Reiner Braun vom Forschungsinstitut Empirica Regio auf. Er sagte der Zeitung: „1,7 Millionen leer stehende Wohnungen gibt es nur in der Theorie. Alleine die Hälfte fällt weg, weil die Wohnungen baufällig und nicht bezugsfertig sind.“ Bleiben noch circa 800.000. Aber: Die Zahlen stammten von 2021. Braun: „Anfang 2022 sind viele ukrainische Flüchtlinge nach Deutschland gekommen. Sie haben rund 200.000 Wohnungen belegt.“

600.000 freie Wohnungen

Das mache rund 600.000 freie Wohnungen. „Das ist nicht viel“, sagte Braun. Die meisten fänden sich auf dem Land oder in kleineren Städten. Eigentlich hatte die Ampelkoalition das Ziel ausgegeben, pro Jahr 400.000 neue Wohnungen zu bauen. Das Ziel wird bislang deutlich verfehlt, kann frühestens 2024 erreicht werden, musste Geywitz nun einräumen.

Laut Immobilienexperte Braun können die leer stehenden Wohnungen nur bedingt Abhilfe schaffen. Auch wegen ihrer Lage fernab der Metropolen. Wie das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) berechnet hat, leben nur 28 Prozent aller Deutschen in Landkreisen fernab einer Großstadt. Die meisten Menschen (40 Prozent) wohnen im direkten Umland und in den Großstädten selbst (32 Prozent).

Diese Städter vom „platten Land“ zu überzeugen – IW-Experte Michael Voigtländer ist da skeptisch: „Wir können den Umkreis der Städte erweitern.“ Aber abgelegene Regionen zu erreichen, bleibe schwierig.

Experte: Viele Regionen sind tot

Experte Braun sagte weiter: „Viele Regionen sind tot, Gewerbe und Gastronomie abgewandert.“ Das zu ändern, sei „langfristige, harte Arbeit“. Sein Vorschlag für mehr Landlust: Steuerrabatte fürs Herausziehen aus der Stadt.

Auch Gerd Landsberg, Chef des Städte- und Gemeindebundes, fordert laut Bild am Sonntag, die „Potenziale ländlicher Regionen zu nutzen“. Durch Homeoffice könnten diese „gerade auch für junge Familien mit Kindern immer attraktiver werden“. Bund und Länder müssten strukturschwache Regionen stärken, mit besseren Mobilitäts-, Bildungs-, Kultur- und Freizeitmöglichkeiten.

Auch interessant

Kommentare