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Wohntrends der Zukunft: Nachhaltig aber trotzdem bezahlbar

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Von: Anna Laura Müller

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Vor allem Familien sind in der Umfrage unzufrieden mit der Wohnsituation.
Vor allem Familien sind in der Umfrage unzufrieden mit der Wohnsituation. © Annette Riedl/dpa

Die Pandemie und steigende Kosten haben verändert wie Menschen wohnen möchten. Laut einer Studie wünschen sich Mieter:innen ein sparsames, klimabewusstes und digitales Zuhause.

Eine bezahlbare Wohnung, die gleichzeitig nachhaltig konzipiert ist und Strukturen für digitales Wohnen bietet. Das wünschen sich laut der Studie „Wohntrends 2040“ immer mehr Mieter:innen. Die Studie, die vom Spitzenverband der Wohnungswirtschaft (GdW) in Auftrag gegeben und am Mittwoch vorgestellt wurde, gibt Hinweise darauf, was Mieter:innen zukünftig von ihrem Wohnraum erwarten. Sie ist ein Indikator dafür, welche Entwicklungen auf dem Wohnungsmarkt wichtig werden könnten.

„Wohnen ist ein so zentraler Bereich im Leben aller Menschen, dass alle Themen bei denen wir im Moment gravierende Veränderungen haben, sich irgendwo in den Anforderungen an das Wohnen niederschlagen“, sagt Bettina Harms bei der Präsentation der Studienergebnisse. Sie ist Geschäftsführerin der Beratungsgesellschaft Analyse&Konzepte, die seit 2008 gemeinsam mit dem Institut für Wohnungswesen (Inwis) alle fünf Jahre die Wohntrendstudie durchführt. 2172 Mieter:innen wurden für die jetzt veröffentlichte Studie befragt.

Einschneidende Veränderungen, wie die Corona-Pandemie, Klimawandel und der Krieg in der Ukraine haben laut der Studie Auswirkungen auf die Ansprüche der Mieter:innen an den Wohnraum. Gleichzeitig führen sie zu Herausforderungen für Vermietende. Besonders die hohen Energiekosten bereiten vielen Mieter:innen Sorgen. Laut Harms führe ein sinkender Reallohn dazu, dass alle weniger Geld im Portemonnaie haben. Das wirke sich besonders bei denjenigen stark aus, die sowieso schon wenig Geld zur Verfügung hätten. Den Energiekostenanstieg benennt sie als Hauptbelastung für Mieter:innen, der auch mittel- und langfristig Auswirkungen auf Wohntrends haben werde.

Erste Veränderungen zeigten sich, beispielsweise in der gewünschten Ausstattung von Wohnungen: So sank seit der letzten Befragung 2018 der Anteil derjenigen, die für ihre Wohnung eine gehobene Bad- und Sanitätsausstattung voraussetzen von 41 Prozent (2018) auf 33 Prozent (2022). Dagegen rückte in den vergangenen Jahren eine schnelle Internetverbindung mehr in den Fokus. 83 Prozent setzen die für ihre Wohnung voraus, 20 Prozent davon würden dafür sogar eine höhere Miete bezahlen. 2018 waren es noch 14 Prozent. Nicht zuletzt der Trend zum mobilen Arbeiten, vorangetrieben durch die Coronapandemie, könnte hier entscheidend gewesen sein. Fast die Hälfte der Befragten gaben an, dass sich das Verhältnis von Wohnen und Arbeit für sie verändert hat.

Zu wenig Raum für Familien

Unter den Befragten sind es vor allem Familien, die besonders unzufrieden mit der Wohnsituation sind. Hohe Kosten und zu kleine Wohnungen für den eigenen Bedarf sind dabei treibende Faktoren. Aber die Befragung erfasst auch eine wachsende Gruppe, für die nicht Vergrößerung im Mittelpunkt steht, sondern Verzicht. Diese Mieter:innen wollen nicht mehr alles selbst besitzen, sondern sowohl Räume, also auch Gegenstände gemeinschaftlich nutzen. So gibt es ein steigendes Interesse an Gemeinschaftsräumen und Car-Sharing in Nachbarschaften. Fast jeder zweite Befragte äußerte Interesse an einer „Bibliothek der Dinge“, einem Ort an dem beispielsweise der Bohrer ausgeliehen und gemeinschaftlich in der Nachbarschaft genutzt werden kann, anstatt ihn selbst zu kaufen.

Immer wichtiger wird das Thema Nachhaltigkeit. 61 Prozent der befragten Haushalte ist es wichtig, dass die Vermietenden klimabewusst handeln. Für Personen unter 30 Jahren und Familienhaushalte ist das besonders von Bedeutung. Dass dieser Wunsch nach Nachhaltigkeit in der Praxis aber nicht „zum Nulltarif“ machbar ist, macht Axel Gedaschko Präsident des GdW klar: „Beim nachhaltigen Wohnen klafft eine große Lücke: Wachsendes Klimabewusstsein der Mieterinnen und Mieter auf der einen, aber weniger Geld im Portemonnaie auf der anderen Seite.“ Viele sinnvolle und gewünschte Maßnahmen könnten angesichts ungenügender Förderung in der Praxis nicht umgesetzt werden, so Gedaschko.

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