Die Wirtschaft erholt sich
Die Wirtschaft der Euro-Zone erholt sich weiter. Im vierten Quartal 2016 wuchs sie um 0,5 Prozent und damit schneller als im Vorquartal.
Die Wirtschaft der Euro-Zone erholt sich weiter. Im vierten Quartal 2016 wuchs sie um 0,5 Prozent und damit schneller als im Vorquartal. Das ist eine gute Nachricht in schwierigen Zeiten: Die USA schotten sich ab, China scheint ähnlich zu agieren, es droht der EU-Austritt Großbritanniens. „Die deutsche Wirtschaft kann eine stärkere Konjunktur in der Euro-Zone also gut brauchen“, sagte der Wirtschaftsweise Peter Bofinger. Für das Gesamtjahr 2016 ergibt sich für die Euro-Zone nun ein Wirtschaftswachstum von 1,7 Prozent.
„Alle Volkswirtschaften sind gewachsen – und das mit nur wenigen Ausnahmen schon das zweite beziehungsweise dritte Jahr in Folge“, kommentierte der Chefvolkswirt der KfW, Jörg Zeuner. Die Arbeitslosenquote in der Euro-Zone liegt mit 9,6 Prozent nun so niedrig wie im Mai 2009. Tatsächlich hat sich das Wachstum zuletzt sogar beschleunigt. Die deutsche Wirtschaftsleistung legte im Schlussquartal 2016 voraussichtlich 0,5 Prozent zu nach 0,2 Prozent zuvor. Auch bei Deutschlands zweitwichtigstem Exportmarkt, Frankreich, zog das Wachstum von 0,2 auf 0,4 Prozent an, in Österreich stieg es von 0,5 auf 0,6 Prozent. In Spanien blieb das Plus mit 0,7 Prozent auf hohem Niveau.
Zwar gibt es noch keine Details zu den Treibern des Wachstums. „Wahrscheinlich aber legte die inländische Nachfrage gut zu, und das ist wirklich erfreulich“, so Marco Valli von der Bank Unicredit.
Die deutsche Wirtschaft ist auf eine stabile Konjunktur in ihrem Heimatmarkt Euro-Zone angewiesen. Schließlich wird fast die Hälfte der hier zu Lande produzierten Güter ins Ausland verkauft. Gleichzeitig agiert die US-Regierung inzwischen offen protektionistisch. Auch China scheine verdeckt seinen Markt zu schützen, vermutet der Wirtschaftsweise Bofinger. „Darauf deutet die Tatsache hin, dass Chinas Importe stark zurückgehen, während die Wirtschaft weiter stark wächst.“ Dazu komme noch die Unsicherheit wegen eines EU-Austritts Großbritanniens. In der Rangfolge der wichtigsten deutschen Exportmärkte stehen die USA an Nummer eins, Großbritannien und China folgen auf den Rängen drei und fünf.
Zwar geht es in der Euro-Zone konjunkturell nun wieder schneller bergauf. Ein Vergleich der Wirtschaftsleistung pro Kopf der Bevölkerung zeigt allerdings: Einige Länder haben viele verlorene Jahre hinter sich. Krassester Fall ist Griechenland, wo die Produktion ein Viertel niedriger ist als im Jahr 2008. In Italien beläuft sich der Rückstand auf neun Prozent. Auch Spanien und Portugal haben noch nicht wieder das Niveau von vor acht Jahren erreicht.
Zwar produziert die Euro-Zone nun wieder etwas mehr als 2008. Doch die Wachstumsverluste sind immens. Laut Internationalem Währungsfonds (IWF) wird ihr Wachstumspotenzial im Jahr 2020 um 15 Prozent niedriger liegen als 2007 erwartet worden war. Extrem ist der Rückstand im Fall Spanien, wo der Rückstand bei 30 Prozent liegt. Für Italien und Frankreich kommt der IWF auf Verluste von 20 und 15 Prozent.
Für diese Rückstände machen die Ökonomen der Bank Unicredit auch den scharfen Sparkurs der Regierungen in den Krisenjahren verantwortlich. Dieser Sparkurs sollte die Finanzmärkte beruhigen. Er hatte allerdings kurzfristig den Effekt, dass die geringeren Staatsausgaben und Steuererhöhungen die Konjunktur belasteten. Darüber hinaus sehen die Unicredit-Ökonomen einen mittelfristigen Effekt: Das schwache Wachstum führte zu sinkenden Investitionen der Unternehmen in Bildung und Maschinerie, die Forschungsausgaben schrumpften, was das Wachstumspotenzial auf Jahre drückte. „Dadurch wurde aus einem zyklischen Konjunkturschock ein dauerhafter Rückgang“, so Unicredit.