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Alaska: Biden genehmigt Förderung von Millionen Tonnen Erdöl - und erntet scharfe Kritik

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Von: Patricia Huber

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In Alaska sollen künftig Millionen Tonnen an Erdöl gefördert werden. Jetzt gehen Klimaschützer, die indigene Bevölkerung und das Netz auf die Barrikaden.

Frankfurt – „Stoppt das Willow Project“: An diesen Worten kommt man in sozialen Netzwerken wie TikTok oder Instagram derzeit kaum vorbei. Doch wogegen stellen sich all die Influencer und Social-Media-Nutzer? Wir klären die wichtigsten Fragen zum umstrittenen Öl-Bohrprojekt der USA.

Was ist das Willow Project?

Beim Willow Project handelt es sich um ein Öl-Bohrprojekt im Norden von Alaska. Dort lagern laut CNN bis zu 600 Millionen Barrel Öl. Zum Vergleich: In Deutschland wurden laut dem Bundesverband Erdgas, Erdöl und Geoenergie (EVEG) insgesamt 1,8 Millionen Tonnen Erdöl gefördert. US-Präsident Joe Biden hat das Projekt nun genehmigt. In einem Zeitraum von 30 Jahren sollen in der bisher unberührten Fläche also Bohrungen durchgeführt werden, wodurch der begehrte Rohstoff gefördert werden kann.

Wer betreibt das Willow Project?

Das Willow Project soll von dem US-amerikanischen Energieunternehmen ConocoPhillips durchgeführt werden. Genehmigt wurde es zuerst 2020 unter der Regierung von Donald Trump, doch dann wurde das Projekt 2021 vorübergehend unter Joe Bidens Regierung gestoppt. Grund dafür war eine Gerichtsentscheidung, die Trumps Genehmigung einkassierte. Die Bundesrichter argumentierten damit, dass die Klimafolgen nicht ausreichend geprüft wurden. Somit folgte eine erneute Überprüfung und Mitte März 2023 hat der US-Präsident das Vorhaben jetzt endgültig abgesegnet. Zu Trump-Zeiten waren noch fünf Bohrinseln geplant, nun sollen unter Biden nur drei gebaut werden.

Alaska Öl-Pipeline
imago0100288665h.jpg © IMAGO / robertharding

Wieso wird das Willow Project so stark kritisiert?

Auf der einen Seite sehen besonders Klima- und Umweltschützer das Willow Project als große Gefahr. Die Menge an gefördertem Erdöl würde rund 260 Millionen Tonnen CO₂ ausstoßen. So hoch ist in etwa auch der CO₂-Ausstoß von rund zwei Millionen Benzinautos, wie CNN erklärt. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace nennt das Vorhaben eine „historische Klimasünde und ein Schlag ins Gesicht für alle jungen Menschen und zukünftige Generationen.“

Neben dem Klima trifft das Willow Project aber auch die indigene Bevölkerung Alaskas. Die Stadt Nuiqsuit wäre am stärksten von den Folgen betroffen. Die Bürgermeisterin der Stadt, Rosemary Ahtuangaruak, erklärt gegenüber The Indigenious Foundation, dass das Auftauen des Permafrostes, die Verwüstung des Landes und die Küstenerosionen schwere Folgen für die Gemeinde hätten. Auch die Tierwelt würde unter dem Ölbohrprojekt leiden, was wiederum zu Problemen für die Gemeinde führen würde. Denn die dort lebenden Karibus und Fische gelten als wichtige Nahrungsquellen für die indigene Bevölkerung.

Proteste gegen Ölbohrprojekt in den USA
Demonstranten protestieren gegen die Genehmigung des Ölbohrprojekts Willow durch die Regierung vor einer geplanten Rede von US-Präsident Biden im Innenministerium. © Patrick Semansky/dpa

Warum wird Joe Biden so stark für die Zustimmung zum Willow Project kritisiert?

Während seiner Kampagne zur Präsidentschaftswahl 2020 versprach Joe Biden, keine neuen Öl- und Gasbohrungen mehr zu genehmigen. Dieses Wahlversprechen hat der US-Präsident mit der Zustimmung zum Willow Project jedoch gebrochen. Gegenüber CNN erklärte die Biden-Administration, dass ihnen bei diesem Projekt die Hände gebunden seien. Eine vollständige Ablehnung des Projekts hätte wohl rechtliche Schritte von ConocoPhillips und hohe Geldstrafen zur Folge gehabt, da der Konzern gültige Pachtverträge in Alaska habe.

Wie wird in der EU auf das Willow Project reagiert?

Während das Vorhaben in sozialen Netzwerken auch unter europäischen Nutzern bereits heiß diskutiert wird, ist es in der Politik noch kaum Thema. Der EU-Abgeordnete Malte Gallée (Grüne) möchte das jedoch ändern. Er hat eine Website mit dem Titel „Fight Fossil Fuels“ ins Leben gerufen, worauf automatisch generierte E-Mails an EU-Abgeordnete geschickt werden können. Dadurch soll auch im EU-Parlament das Thema auf den Tisch kommen und bestenfalls eine Eilresolution gegen das Willow Project erreicht werden. Zudem finden sich im Netz bereits etliche Petitionen gegen das Willow Project mit teilweise bis zu fünf Millionen Unterschriften.

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