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Volkswagens unbekannte Perle

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Von: Stefan Winter

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Tochterunternehmen im Aufmarsch: Volkswagen Financial Services.
Tochterunternehmen im Aufmarsch: Volkswagen Financial Services. © Valentin Frimmer/dpa

Stark steigende Gebrauchtwagenpreise pushen die Tochter VW Financial Services. Der Chef spricht von einem Ausnahmejahr.

Im VW-Konzern gilt eigentlich Porsche als die Ertragsperle, doch im vergangenen Jahr hat eine unauffälligere Konzernschwester die Sportwagenmarke noch um ein paar hundert Millionen Euro abgehängt: Die VW Financial Services AG, die vor allem Kredit-, Leasing- und Versicherungsverträge für die Konzernmarken verkauft, verdoppelte ihren Vorsteuergewinn auf gut 5,7 Milliarden Euro.

Das „spektakuläre Jahr“, von dem der neue Vorstandschef Christian Dahlheim spricht, verdankt die Finanzsparte nicht zuletzt den Problemen der Autobauer. Denn weil denen Teile fehlen, sind Neuwagen knapp, und Gebrauchte steigen im Wert – auch die Leasingautos, die nach meist drei Jahren zurückkommen und vom Unternehmen dann weitervermarktet werden.

„Wir haben beim Gebrauchtwagenverkauf ganz andere Restwerte erzielt als kalkuliert“, sagte Finanzvorstand Frank Fiedler bei der Vorstellung der Bilanz in Frankfurt. Ist ein Auto nach drei Jahren normalerweise noch rund die Hälfte des Neupreises wert, seien es jetzt 1000 bis 4000 Euro mehr – je nach Modell und Region.

Übernahme von Europcar

Das wird sich nach Dahlheims Einschätzung vorerst auch nicht grundlegend ändern. Zwar bessere sich die Versorgung mit Halbleitern langsam, aber erledigt sei das Thema nicht. Und wegen des Ukraine-Kriegs gibt es neue Schwierigkeiten bei der Zulieferung von Kabelbäumen. Nachdem jahrelang Überkapazitäten die Autopreise drückten, werde es vorerst beim „strukturellen Mangel“ bleiben. Der zweite Gewinntreiber 2021 war die große Corona-Erleichterung: Die Wirtschaft habe sich schneller erholt als erwartet, so Fiedler.

Üblich waren in den vergangenen, auch schon guten, Jahren rund drei Milliarden Euro Vorsteuergewinn, im Ausnahmejahr 2021 sind es 5,7 Milliarden. „Das ist ein Rekordergebnis, das sich so schnell nicht wiederholen wird“, sagte Dahlheim. Rund vier Milliarden Euro will er aber nachhaltig erreichen.

Das boomende Kerngeschäft ist die Basis für neue Sparten. So kauft VW gerade die Autovermietung Europcar und will sie laut Konzernchef Herbert Diess bei den Financial Services andocken. „Nutzen statt besitzen“ sei der Trend, sagte Vertriebsvorstand Anthony Bandmann. Das Geschäft verlagere sich von der Kreditfinanzierung zum Leasing, die Miete für verschiedene Zeiträume wird wichtiger, und auch Auto-Abos hat VW gestartet. In Arbeit ist deshalb auch der Aufbau einer Mobilitätsplattform, die alle Services von Shuttlebussen über Carsharing bis zur Fahrzeugmiete in einer App verbinden soll.

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